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Whisper

Whisper

Titel: Whisper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Dass es dort eine höhere Form von Leben gibt, ein Leben, an das unser äußerer Körper nicht gebunden ist. Ein Leben, bei dem es kein Leiden gibt.«
    »Klingt tatsächlich nach Gilbert«, sagte David. »Und deine Mutter hat sich sicher drüber totgelacht, was?«
    Da musste auch Noa lachen. David hatte sich ins Gras gelegt. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, blickte er zum Himmel hinauf.
    Noa legte sich neben ihn.
    »Ich habe gestern mit meiner Mutter gesprochen«, sagte er in die Stille hinein. Ich habe sie gefragt, wie die Leute hießen, die früher in eurem Haus gewohnt haben. Sie hießen Steinberg, es war ein Ehepaar mit einer älteren Tochter, etwa in deinem Alter. Meine Mutter sagte, sie seien eines Tages abgereist und nicht mehr wiedergekommen. Auf einen Mord habe ich sie nicht angesprochen, aber ich habe sie nach dem Vornamen des Mädchens gefragt. Meine Mutter hat so getan, als ob sie sich nicht erinnern könnte, aber als ich Eliza sagte, ist sie blass geworden. Weiter hab ich erst mal nicht gefragt.« David setzte sich auf. »Noa, woher wusstest du den Namen?«
    »Ich wusste ihn nicht. Jedenfalls nicht, als wir das Spiel gespielt haben.«
    »Noa, komm, bitte …«
    »Ich wusste ihn nicht.«
    Noa drehte ihren Kopf und erwiderte Davids Blick so lange, bis er aufhörte, in ihren Augen nach einer anderen Wahrheit zu suchen.
    »Das ist verrückt«, flüsterte er.
    »Ja«, sagte Noa. »Das ist verrückt, das habe ich mir auch gesagt. Aber dann war ich beim Bauern, bei diesem Hallscheit, unserem Vermieter. Er konnte sich ebenfalls nicht an den Namen des Mädchens erinnern, hat er jedenfalls behauptet. Aber seine Mutter, sagt er, hat sie Schneewittchen genannt, weil sie so schön war. Heute Abend stand die Alte am Fenster. Wie ein Schatten, es war so unheimlich.«
    Noa schauderte wieder, als sie wiederholte, was die Frau zu ihr heruntergerufen hatte. Auch von ihrem Spaziergang im Wald erzählte sie David; von dem ungestürzten Baum mit den blutrot bemalten Splittern und von Robert, dem Maler, wie er bei seinem Mühlenhaus gestanden und auf den Dachbodenschlüssel in Kats Hand gestarrt hatte.
    David hörte ihr reglos zu, dann schüttelte er leicht mit dem Kopf, als glaubte er noch immer, diese ganze Geschichte sei ein böser Traum. »Den angemalten Baum habe ich auch schon mal gesehen«, sagte er schließlich. »Der Typ ist ziemlich schräg drauf, das habe dir ja neulich schon gesagt, aber das allein macht ihn noch nicht zu einem Mörder.«
    »Das habe ich auch nicht gemeint«, erwiderte Noa. »Im Gegenteil, das mit dem Baum hat mir sogar ziemlich gut gefallen. Ich kenne einen amerikanischen Künstler, der so ähnliches Zeug macht, Gilbert ist ein großer Fan von ihm. Das, was mich stutzig gemacht hat, war sein Blick auf den Dachbodenschlüssel. Sein Gesicht, du hättest es sehen sollen, es sah aus, als ob … Noa suchte nach Worten, fand aber keine und ließ die Schultern sinken. »Ich weiß auch nicht. Jedenfalls kam es mir seltsam vor, das ist alles.«
    »Und was war auf dem Speicher?«, fragte David. »Davon hast du noch gar nichts erzählt. Ist dir da oben irgendwas aufgefallen?« »Ich war nicht mit oben, ich …« Noa rupfte eine Pusteblume aus der Wiese und drehte sie zwischen ihren Fingern hin und her, »ich hatte einfach Angst. Aber Kat klang nicht so, als wäre dort oben irgendetwas Verdächtiges gewesen. In eurer Kneipe hat sie lauthals von dem Zeug da oben geschwärmt.«
    David grinste. »Ich hab euch gehört«, sagte er. »Ich saß in der Küche mit Krümel. Meine lieben Herren, diese Stille, nachdem du Elizas Namen ausgesprochen hast … das hat sich angehört, als hättest du eine Bombe platzen lassen.«
    Noa nickte. Ja, dasselbe Gefühl hatte sie auch gehabt. »Einer der Männer ist sogar aufgestanden. Er hat deine Mutter und Gustaf angeschaut, mit einem ganz komischen Blick. Deine Mutter sagte, er wäre der Vater von diesem Dennis, der Rothaarige, der Krümel heute …«
    »Thomas Kord.« Davids Augen verengten sich zu Schlitzen. »Der Typ ist genauso ein Arschloch wie sein Sohn. Aber noch mal zu Eliza. Wenn du sagst, du wusstest ihren Namen nicht, als wir das Spiel gespielt haben – woher bist du dir so sicher, dass sie wirklich so geheißen hat?«
    Noa blies gegen die Blume, ganz sanft, sodass sich nur ein paar Staubblüten aus dem Stängel lösten und durch die windstille Luft tanzten, bis sie vor ihren Füßen verschwanden. »Ich habe ihn in einem Buch gefunden.«
    David runzelte die

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