White Haven
ihre
Wortwahl. Er liebte es seinen Bruder zu ärgern, auch wenn es nur
Kleinigkeiten waren. Sydenia saß gelangweilt herum. Irgendwie
fehlte ihr das Leben auf diesem Kreuzer, nachdem sie knapp ein halbes
Jahr normal gelebt hatte. Auf Circinus war sie zwar nicht oft
ausgegangen, doch hatte sie mehr Menschen um sich gehabt.
»Hmm,
wollen wir ins Schiffskino gehen?«, fragte Hiram.
»Hier
gibt’s ein Kino?«, fragte sie mich gehobenen Augenbrauen.
»Dieses Schiff hat eine Besatzung von sechshundert Mann. Es
ist nicht groß, aber ja … es gibt eines«, lachte
er.
»Und was gibt es noch?«, fragte sie.
»Natürlich
gibt es … eine Bar.« Sie nickte langsam. »Was
würdest du denn gern machen, Sydenia?«, wollte Hiram
wissen.
»Lass uns ins Kino gehen«, antwortete sie.
Er
stand auf und kam zu ihr, sie erhob sich ebenfalls.
»Was
für ein Film soll es denn sein?«, fragte er
lächelnd.
»Alles, nur kein Liebesfilm.«
»Da
kommen keine, also wollen wir?«
»Ja, lass uns gehen«,
lächelte sie.
Endlich
ein wenig Beschäftigung, obwohl es nur ein Film war. Hiram bot
ihr den Arm an und sie hakte sich bei ihm unter. Gemeinsam verließen
sie die Suite, schlenderten die Gänge hinab und schwiegen sich
an. Erst, als Sydenia ihren Kopf an seinen Oberarm lehnte, begann er
zu lächeln. Am liebsten hätte er herausgeschrien, dass sie
zu ihm gehörte, auch wenn sie sich noch nicht dazu geäußert
hatte. Sie erreichten den Saal und schlichen hinein. Das Kino war gut
besucht und nur noch wenige Plätze waren frei. Hiram führte
sie zu zwei Sesseln und sie setzten sich hin. Er ließ seine
Hand auf der Lehne liegen. Vielleicht würde sie ihre darauf
legen und ein wenig streicheln. Sydenia faltete ihre Hände vor
dem Bauch und lehnte sich nach hinten. Ein klassisches Drama begann.
Nach einer Weile streichelte Hiram ihren Oberschenkel, doch dann zog
er die Hand schon wieder zurück. Sydenia konzentrierte sich auf
den Streifen, doch langweilte sie sich ein wenig.
»Entschuldige
mich«, flüsterte sie ihm ins Ohr und stand auf. Gebückt
ging sie durch die Reihe und verließ den Saal.
Er seufzte
und folgte ihr kurze Zeit später nach draußen. Sie kam ihm
entgegen und sah ihn überrascht an.
»Wieso bist du
nicht mehr drin?«, fragte sie.
»Ich merke doch, dass
dir der Film nicht gerade gefällt«, erwiderte er.
Sydenia
seufzte leise. »Ich habe nichts dergleichen gesagt.«
»Liege
ich denn falsch?«
»Du hättest doch weiter schauen
können«, antwortete sie.
»Mir ist eher nach
etwas anderem.«
»Und wonach ist dir?«, fragte
Sydenia.
»Nach dem Sportraum auf dem Flaggdeck«,
entgegnete Hiram.
»Soll ich dich begleiten?«
»Wenn
du möchtest, gerne.«
»Ich sehe ihn mir gerne
einmal an.«
Gemeinsam
schlenderten sie zum Trainingsraum. Hiram ging an die Seite, für
jedes Besatzungsmitglied war Sportkleidung ausgelegt worden und er
nahm sich die Garnitur, die für ihn bereitlag aus seinem Fach.
Sydenia nahm, auf einer Bank, die an der Wand stand, Platz und sah
ihm beim Umziehen zu. Sie musterte seinen Körper aufmerksam,
versuchte sich alles einzuprägen und dann sah sie etwas, das vor
Monaten noch nicht da gewesen war. Er hatte Narben an den Oberarmen
und auf dem Rücken. Hiram spürte ihre Blicke, die an ihm zu
kleben schienen, und ging an den Sandsack. Er lächelte ihr zu,
doch war es nur aufgesetzt. Tief im Inneren war er frustriert, weil
sie sich langweilte. Tief atmete er durch und begann sich dann am
Sandsack abzureagieren. Immer wieder schlug er darauf ein, baute
seinen Ärger und Frust daran ab und versuchte einen klaren Kopf
zu bekommen. Sydenia bekam große Augen, ein wenig fühlte
sie sich unbehaglich in ihrer Haut.
‚ Wenn er den Sack
schon so malträtiert, was wird er dann mit ihr anstellen‘, fragte sie sich.
Er würde sie wohlmöglich noch
krankenhausreif schlagen und diese Aussicht erfreute sie nicht.
Verschwitzt kam er zu ihr und ging vor ihr in die Hocke. Unbewusst
drängte sie sich gegen die Wand, sie hatte wirklich Angst vor
ihm bekommen. Sie sah ihn an und wartete, was er zu sagen hatte, denn
ihr fehlten die Worte. Hiram sah ihr in die Augen.
»Was
würdest du gerne tun?«, fragte er.
»Ich weiß
es nicht«, antwortete sie leise und wich seinem Blick aus.
»Was geht dir durch den Kopf?«
»Da ist
nichts, ich habe gerade keine bestimmten Gedanken.«
»Okay«,
seufzte er. Er verzweifelte langsam.
‚ Warum sind Frauen
nur so kompliziert‘, fragte er sich.
»Was geistert
dir durch den Kopf?«, fragte Sydenia.
»Ich
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