White Haven
frage
mich, ob du gerade Angst vor mir hast«, antwortete
Hiram.
Sydenia schüttelte den Kopf und entschied sich zu
lügen. »Nein, aber du scheinst wegen irgendwas wütend
zu sein.«
»Höchstens darauf, dass ich es zu
vermasseln scheine.«
Abermals schüttelte sie den Kopf.
»Das ist es nicht … viel mehr, kann ich deine
Erwartungen und Wünsche nicht erfüllen.«
»Hmm,
bist du dir da sicher? Ich denke viel mehr, dass ich dich im Moment
überfordere«, erwiderte er, stand auf und ging zum
Sandsack zurück.
»Ich bin mir ziemlich sicher,
Hiram.«
Er hieb einmal zu. »Was macht dich so
sicher?«, fragte er.
»Meine Ansichten«,
antwortete sie.
»Und wie sehen die aus?« Mit
geschlossenen Augen schlug er abermals zu.
»Du willst die
Gerte einsetzen, aber ich sie nicht spüren. Du erwartest
scheinbar, dass ich mich dir unterwerfe und ich … werde es
nicht tun können«, erklärte sie.
Er seufzte leise
und rang mit sich. Sie blieb still und sah ihn an. Tief durchatmend
legte er seinen Kopf an den Sandsack.
»Hiram?«,
fragte sie schüchtern.
Dann richtete er sich wieder auf und
sah sie ruhig an. »Ja, Sydenia?«
»Was ist
los?«
»Ich denke nicht, dass ich davon Abstand nehmen
kann, aber ich will auch nicht auf dich verzichten«, antwortete
er.
»O … kay«, presste sie hervor und erhob
sich.
Hiram schloss die Augen und Sydenia verließ den
Sportraum.
Vor
der Tür lehnte sie sich gegen die Wand, sie benötigte
einfach einen Moment für sich. Als er die Tür schließen
hörte, öffnete er die Augen wieder und sah, dass sie weg
war. Es regte ihn auf und die nächsten Minuten verbrachte er
damit, auf den Sack einzuschlagen. Er verausgabte sich völlig,
wollte den Protest seiner schmerzenden Arme aber nicht hinnehmen und
schlug weiter zu. Sydenia ging zu seinen Räumen und holte ihre
Sachen. Sie zog sich in ihres zurück, das Hiram ihr am Mittag
zugestanden hatte. Auf seinem Sekretär hatte sie eine Notiz
hinterlassen, dass sie den Rest des Tages allein verbringen wollte,
um nachzudenken. Hiram torkelte förmlich in sein Quartier. Ihm
fiel die Nachricht auf dem Schreibtisch auf und er las sie
aufmerksam. Dann ging er ins Bad, zog sich aus und stellte sich unter
die Dusche. Er ließ das Wasser über sich laufen, …
nachdenklich sank er an der Wand hinab. Irgendwann schaltete er die
Brause ab und dämmerte weg.
Ihre Gedanken rasten, als sie auf
dem Bett lag, um das was Hiram gesagt hatte.
‚ Ich denke
nicht, dass ich darauf verzichten kann‘, hallten seine
Worte durch ihren Kopf.
Sie wusste einfach nicht, ob sie ihm
geben konnte, was er sich so sehr wünschte. An diesem Tag wollte
sie nicht mehr zu Hiram gehen, sondern warten, ob er über seinen
Schatten springen konnte und zu ihr kommen würde. Etwas später
öffnete sich die Tür ihrer Kabine und Hiram steckte den
Kopf hinein. Er konnte nicht anders, als sie aufzusuchen. Dieses
Thema ließ ihn nicht los und er wollte es endlich klären.
Er sah sie ruhig an. Sie war so hübsch, elegant, begehrenswert.
Sydenia richtete sich auf und lächelte ihn schüchtern an.
Auch Hiram lächelte.
»Ich wollte nur nach dir sehen«,
sagte er sanft.
Sie klopfte neben sich aufs Bett.
‚ Will
sie etwa, dass ich mich zu ihr setze‘, fragte er sich.
Hiram trat näher und setzte sich zu ihr, doch sah er sie nun
nicht mehr an.
»Verrätst du mir, warum du nicht darauf
verzichten kannst?«, erfragte sie und legte sich hin. Sie
fasste an seinen Arm und zog ihn mit sich.
»Es ist diese
Art von Freiheit, die ich brauche. Eine Frau unter meinen Händen
beben zu sehen. Alles mit ihr zu tun, doch auch die Verantwortung für
sie zu übernehmen, damit sie völlig frei sein kann«,
antwortete Hiram.
Sie seufzte leise. »Kannst du nicht
verstehen, dass ich auch ohne das völlig frei bin?«,
fragte sie.
»Ich genieße es viel zu sehr auch etwas
Angst in den Augen einer Frau zu sehen und ihre Schreie zu hören«,
gestand er.
Sydenia schluckte und seufzte abermals. »Und
sie dann wieder aufzufangen, sie fliegen zu lassen«, fuhr er
fort und zuckte mit den Schultern.
»Ich will nicht
geschlagen werden«, sagte sie leise, dennoch entschieden.
Hiram
schloss die Augen. »Dann haben wir ernsthafte Schwierigkeiten.«
Er bedauerte es, dass sie sich ihm nicht auf diese Weise öffnen
wollte.
»Warum haben wir ein Problem?«, fragte sie
heiser.
Sie war den Tränen nahe, versuchte sie aber
zurückzuhalten.
»Weil mir dann etwas fehlen wird«,
antwortete er fest.
»Hol dir bei einer anderen Frau, was
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