White Haven
Lebensgefährten vor mir. Der Zweite war Sean, den
dein Vater … gewünscht hat. Nun ja, das war es im
Grunde.« Hiram sah sie an.
‚ Ob ich ihr sagen soll,
dass ich auch all ihre Schulnoten und ihre gesamte Laufbahn kenne‘, fragte er sich.
Er entschied sich dagegen, sonst hätte er
sie wohlmöglich verloren. Sydenia verengte ihre Augen zu
Schlitzen.
»Seit wann bist du mein Partner? Seit deine
kleine dumme Schwester meint, sie kann mich wie Dreck behandeln und
du spielst den heldenhaften Mann an meiner Seite?«, fragte sie
aufgebracht.
Getroffen erhob er sich. Diese Fragen hatten sich
wie eine schallende Ohrfeige angefühlt. »Ich hatte eben
gehofft, ich wäre es«, sagte er.
»Nein, du bist
nur ein elendiger Schnüffler, der darauf steht Frauen zu
schlagen«, rutschte es ihr heraus.
Sein Blick haftete an
ihr, seine Miene war wie versteinert.
»Ach, nun wenn das so
ist, dann sollte ich wohl besser gehen.«
»Ich bin noch
nicht fertig mit dir.«
»Dann rede!«, forderte
er, nun selbst, aufgebracht.
Sydenia stand ebenfalls auf. »Was
fiel dir ein dich über mich zu informieren, statt mich zu
fragen? Dachtest du, ich würde lügen?«, fragte
sie.
»Nein, das habe ich nicht gedacht. Ich wollte einfach
nur … vorgewarnt sein.«
»Falls ich eine Spionin
bin? Du hast damals schon so komisch geredet, weil ich die einzige
Überlebende war.«
Hiram schnaubte. »Nein, davon
ging ich eigentlich nicht aus, aber hey … vielleicht sollte
ich mir darüber auch noch Informationen heranziehen«,
erwiderte er aufgebracht.
Sie nahm das lederne Etui vom Tisch und
warf es nach ihm. Es verfehlte nur knapp seinen Kopf. Er atmete
durch.
»Ich habe alles getan, um dich zu beschützen.
Erinnere dich«, sagte er leise.
»Du lässt
durchgehen, dass deine Schwester mit mir spricht, als wäre ich
eine Straftäterin«, erwiderte sie verletzt.
Kopfschüttelnd
herrschte er sie an: »Vorhin hast du mir vorgeworfen, dass ich
dich beschütze, entscheide dich!«
»Ich werfe dir
gerade vor, was ich will.«
»Viel Spaß damit,
das kannst du alleine tun.«
Hiram stürmte aus ihrer
Kabine und ging in sein Quartier zurück. Manchmal war sie so
unreif und am liebsten hätte er ihr, für all ihre Vorwürfe,
den Hintern versohlt. Er versperrte die Tür hinter sich. Er
wollte nur noch Ruhe vor diesen … Weibern.
»Mistkerl«,
sagte sie ihm hinterher und ließ sich auf den Stuhl fallen. Sie
schmollte vor sich hin und dachte nach – eine ganze Weile
starrte sie vor sich hin.
Hiram
hatte es satt herumzusitzen. Er ging in den Sportraum, um sich am
Sandsack abzureagieren, doch dort stand schon Sydenia. Sie schlug und
trat auf ihn ein. Er ging stattdessen an eine Wand und boxte
dagegen.
Sie bemerkte nicht, dass Hiram dazu gekommen war. Blind
vor Wut schlug sie weiter auf das Sportgerät ein, der bedrohlich
an der Kette schwang. Hiram schlug wieder gegen die Wand, seine Faust
platzte auf.
»Verdammt!«, fluchte er.
Sydenia sah
zu ihm und ihr Blick fiel auf seine blutende Faust. Schnell zog sie
die Boxhandschuhe aus, nahm ein Tuch und ging zu ihm.
»Lass
mich deine Hand sehen«, bat sie halblaut.
Sein Hieb traf
die Stahlwand abermals.
»Hiram hör auf damit«,
verlangte sie lauter und hielt seinen Arm fest.
Sie hing sich
fast an seinen Unterarm, um ihn aufzuhalten. Er riss sich von ihr
los, wandte sich von ihr ab und ließ sie allein
zurück.
»Hiram.« Sie folgte ihm und holte ihn
ein. Er sah sie an, jedoch dachte er nicht daran, stehen zu bleiben.
Sydenia drückte das Tuch auf seine Hand. »Es tut mir
leid«, sagte sie leise und sah auf seine Hand.
»Das
spielt doch keine Rolle. Ich bin doch nicht dein Freund«,
erwiderte er.
»Kannst du nicht verstehen, dass ich in Rage
war?«, fragte sie.
»Ich habe dich beschützt«,
antwortete er und ging schneller weiter zu seinem Quartier. »Aber
das werde ich nicht mehr tun«, sagte er enttäuscht.
»Versteh
mich doch mal … ich habe weder dir noch deiner Schwester etwas
getan und sie behandelt mich, als würde ich nach ihrem Leben
trachten.«
»Und deshalb tust du mir, der dir nichts
getan hat, weh? Das klingt konsequent«, meinte er. Sie lief ihm
hinterher. »Es tut mir leid.«
Er verschwand durch die
Tür und wollte sie schließen, aber sie war schneller und
schlüpfte an ihm vorbei in den Raum.
»Bitte Hiram.«
Sie trat von einem Fuß auf den anderen und schaute ihn an. Ihr
war bewusst, dass sie ihm jetzt etwas zugestehen musste, was sie von
vornherein abgelehnt hatte. »Schlag mich … bestraf mich
für meine
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