White Haven
werde.«
»Möchtest du
ein Schmerzmittel, eine Salbe, oder Ähnliches?«, fragte
Hiram.
»Ich werde es ertragen«, antwortete sie tapfer.
»Damit es mich daran erinnert nicht noch einmal so aus der Haut
zu fahren«, fuhr sie leiser fort.
»Eine sehr gute
Antwort, Sydenia, aber du weißt, wenn du es nicht schaffst
…«
»Ich werde mich an dich wenden, wenn ich es
nicht aushalte, Hiram.«
»Gut«, sagte er
beruhigt.
Sie kam zur Badewanne und setzte sich auf den Rand,
dabei verzog sie das Gesicht leicht. »Was sagtest du eigentlich
zu deiner Schwester?«, fragte sie neugierig.
»Dass sie
sich auf Seraph eine Wohnung suchen soll.«
Sydenia nickte.
»Ich werde doch nicht bei dir wohnen, also muss sie sich keine
suchen«, meinte sie vorsichtig.
»Sie muss lernen, dass
sie ihre Zunge im Zaum halten soll«, erwiderte Hiram.
»Weißt
du, ich habe keine Geschwister, aber ich denke, sie will dich bloß
vor Dummheiten, Enttäuschungen und alle dem beschützen.«
Sie tauchte ihre Fingerspitzen ins Wasser und spielte mit dem
Schaum.
»Das ist ja richtig, aber sie sollte sich darauf
verlassen, dass ich kein Dummkopf bin.«
»Ich schätze,
dass mit dir noch nie die Pferde durchgegangen sind, hm?« Sie
grinste ihn frech an. »Mit mir doch nicht. Dafür habe ich
einen viel zu langen Stock im Arsch«, empörte er sich und
lachte.
»Ja, ja, schon recht.« Sie klopfte ihm auf die
Schulter und stand auf. »Ich gehe mich anziehen und dann zum
Sportraum.«
»Schade, dass du nicht hereinkommst«,
erwiderte Hiram.
»Ich dusche nun mal lieber, als zu baden«,
sagte sie über die Schulter und war im nächsten Augenblick
verschwunden.
Hiram sah ihr schmunzelnd hinterher, dann schloss
er die Augen und entspannte sich.
Sydenia
zog sich Sportkleidung an, bei seinen Shoppingtouren hatte er sogar
daran gedacht und verließ seine Räume schon. Im
Trainingsraum angekommen, stellte sie sich aufs Laufband. Erst
spazierte sie, um sich langsam aufzuwärmen und wurde stetig
schneller, bis sie schließlich joggte. Hiram blieb eine Stunde
im heißen Wasser liegen, bevor er aus der Wanne stieg. Danach
zog auch er sich an und machte sich auf den Weg zu Sydenia. Sie war
gejoggt, hatte geboxt und dann vertrieb sie sich die Zeit mit
Seilspringen, als Hiram bei ihr auftauchte. Er sagte nichts, ließ
ihr ihre Ruhe und lockerte sich. Sie sah lächelnd zu ihm und
schlenderte an die Seite, als sie genug hatte, dort setzte sie sich,
um ein wenig abzukühlen. Ihr Blick fixierte Hiram, auch noch,
als er auf das Laufband ging und sofort losjoggte.
‚ Ob
dieses wenige Aufwärmen reicht, oder wird er morgen wegen seines
Muskelkaters jammern‘, fragte sie sich. Sie wollte es
abwarten. Die Minuten vergingen, während er weiterlief. Dann
wechselte er an den Sandsack und bearbeitete ihn mit seinen Schlägen.
Immer wieder sah er zu ihr, lächelte sie zufrieden an und wandte
sich wieder dem Sportgerät zu. Eine Weile sah sie ihm beim Boxen
zu, doch dann zog sie auch wieder ihre Boxhandschuhe an und kam zu
ihm.
»Lass uns boxen«, grinste sie und gab ihm einen
leichten Hieb auf den Oberarm.
‚ Habe ich etwa richtig
gehört? Sie will sich mit mir prügeln‘, dachte
er.
Hiram lächelte sie an und nickte zum Regal, in dem Helme
für solche Kämpfe lagen. Sie schüttelte den Kopf.
»Wir schlagen uns nicht ins Gesicht, sonst landest du noch
einen Schwinger und ich liege Wochen auf der Krankenstation«,
sagte sie, holte sich dennoch einen Kopfschutz und setzte ihn
auf.
»In Ordnung«, lachte er.
Hiram schritt zu den
Gymnastikmatten, die auf dem Boden lagen, und sah zu ihr. Sie folgte
ihm dorthin und hob ihre Hände vors Gesicht. Schon kurz darauf
setzte sie zum ersten Schlag an. Mit der linken täuschte sie an
und schlug ihm mit der rechten in die Seite. Es war kein starker
Hieb, er hatte es kaum gespürt. Er knurrte laut, dabei zog er
sich zurück. Dann tänzelte er um sie herum und schlug
seinerseits zu. Sydenia machte einen Schritt zurück, doch mit
seinem langen Arm erwischte er sie und landete einen festeren Treffer
in ihre Seite. Er tänzelte abermals zurück und lächelte
sie an. Sie fing an, wie er herumzuhüpfen und zog eine Grimasse
dabei. Hiram schmunzelte, jedoch sah er ihre Faust herannahen und
wich mit dem Oberkörper aus.
»Ach verdammt«,
fluchte sie und er lachte auf.
Ein zweiter Versuch folgte, doch
ging er dem Hieb erneut aus dem Weg, indem er sie blockte. Er boxte
abermals nach ihr, aber er hielt sich im Zaum. Wenn er sie mit voller
Kraft erwischen würde, dann
Weitere Kostenlose Bücher