Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
Vom Netzwerk:
spielte – passenderweise – Beethovens Mondschein-So- nate. Der Anblick dieses unfassbar anmutigen, von tausenden von Schmetterlingen umhüllten Geschöpfs war atemberaubend. Ihre Fin- ger flogen zart wie herabrieselnde Schneeflocken über die Tasten. Sarah beobachtete die Haustür. Das Schloss klickte. Die Klinke senkte sich. Im Türspalt erschien Leos Gesicht. An seiner Rötung er- kannte Sarah, dass sie gespeist hatte. Als Leo die Musik hörte und Sa- rah entspannt im Ohrensessel sitzen sah, glättete sich ihre sorgenvolle Miene. Sie glaubte, alles sei in bester Ordnung.
    Derart beruhigt, kam Leo völlig arglos hereingeschlendert und warf Sarah ein konspiratives Lächeln zu. Auf ihrem blauen T-Shirt befanden sich Blutflecken, auf ihrer Jeans ebenfalls.
    »Wo sind die Überreste?«, herrschte Sarah sie unvermittelt an. Leo versuchte, um sie herumzugehen. Sarah packte sie am Kragen. »Wo sind sie?«
    »Lass mich in Ruhe!«
    »Leo, wo sind die Überreste der Leiche ?«
    Miriam spielte weiter, scheinbar überhaupt nicht interessiert an der Auseinandersetzung.
    »Das geht dich nichts an«, schnaubte Leo.

»Hast du die Leiche etwa auf der Straße liegen lassen? Komm schon, antworte!«
    »Wenn du es unbedingt wissen willst: Sie schwimmt im East River. Und dein blödes Spielzeug auch.«
    Sarah spürte ein nervöses Zucken im linken Augenwinkel. »Welches Spielzeug?«
    »Na dieses blöde Ding – es drang vollständig in seinen Hals ein.« »Du hast meine Lanzette in deinem Opfer stecken lassen?« »Ich habe sie nicht rausbekommen!«
    »Mein Gott!«
    Leo versuchte, um sie herumzugehen.
    Diese Scheiß-Vampire waren verdammt gerissen gewesen. Er hatte sich von ihnen verarschen lassen wie der letzte Trottel. Nur Gott wusste, wie viele dieser Parasiten sich in dem Club herumtrieben. Und dieses Stadthaus mitten in Manhattan – dieses Monster war eine stink- reiche Hexe. Sie war den anderen um Lichtjahre voraus. Wenn man sie umbrachte, hatte man die Bienenkönigin erledigt. Es war wie mit diesem Monster in Paris, dieser Mrs. Tallman.
    Verdammt – vielleicht handelte es sich sogar um ein und dasselbe Monster. Und vielleicht würde er – falls es noch in seiner Macht stand – dieses verdammte Mistvieh erledigen und damit den restlichen Vam- piren den Todesstoß versetzen. Diese Frau hatte ihn wie einen Schul- jungen zum Narren gehalten. Er hatte sogar mit ihr geschlafen, und es war besser gewesen als alles, was er je mit echten Frauen erlebt hatte. Ein Tier hatte ihn dazu verführt, es zu vögeln, und diese Tatsa- che machte ihn noch wütender.
    Im Rachen bemerkte er den metallischen Geschmack, der sich ein- stellte, wenn man Elektrolyte in den Körper gepumpt bekam. Er wollte Wasser und feste Nahrung.
    »Krankenschwester?«, rief er.
    Er lauschte. In welchem Krankenhaus auch immer er lag, es war still wie in einer Totengruft. Wahrscheinlich befand er sich in einem geson- derten Bereich für Patienten, die als Geheimnisträger galten. Er tastete nach einem Rufknopf und fand ihn am Kopfende seines Betts. Die Frage war, wer durch die Tür kommen würde, wenn er den Knopf drückte – eine niedliche Krankenschwester und Justin Turk? Er wet- tete auf Turk. Sie hatten ihn bestimmt die ganze Zeit über beschattet. Immer wenn er in der Patsche gesessen hatte, waren Angestellte der

Firma aufgetaucht und hatten ihn herausgehauen.
    Also würde man ihn womöglich daran hindern, diese Mistviecher zu erledigen. Verflucht, vielleicht sollte er aufstehen und abhauen, bevor es zu spät war. Wenn es nicht schon zu spät war.
    Er setzte sich vorsichtig auf und überlegte, ob er sich die verdammte Nadel aus dem Arm reißen und verschwinden sollte. Bis auf seine At- mung fühlte er sich einigermaßen bei Kräften. Doch wenn er einen Fluchtversuch unternahm, würde er eine Regel brechen, die ihm in sei- ner Berufslaufbahn mehrere Male das Leben gerettet hatte: Niemals ins Blaue hinein agieren. Wenn man nur wusste, mit wem man es zu tun hatte, dann reichte dies völlig aus. Aber wenn man gar nichts wusste, war es am besten zu warten.
    Also würde er die Lage sondieren und unterdessen seine Kräfte sammeln. Was er im Augenblick am meisten wollte, war ein dickes Steak, aber ein Becher Fleischbrühe würde es auch tun. Er drückte den Knopf. Nichts geschah. Typisch, wahrscheinlich bedeutete dies, dass er in einem abbruchreifen Veteranenhospital lag. Er drückte noch einmal, dieses Mal fester.
    Sarah schaute auf den Bildschirm. Sie hörte den

Weitere Kostenlose Bücher