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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Augenblicke in Luft aufgelöst. Hü- ter hatten dem Menschen aus Gründen der Bequemlichkeit eine ge- wisse Trägheit angezüchtet. Auf diese Weise konnten sie – die Hüter – schneller rennen, weiter springen und den Menschen leicht überwälti- gen. Rindvieh sollte leicht zu kontrollieren sein.
    Bevor die Männer sich zu ihr umwenden konnten, hatte Miriam von hinten ihre Köpfe gepackt und stieß sie mit einem kräftigen, blitz- schnellen Ruck aneinander. Die Männer sanken bewusstlos zu Boden.

Zwei Türen weiter kam eine Sekretärin aus einem Büro. Sie sah Mi- riam an. Sie konnte eine junge Frau in einem eleganten Hosenanzug und zwei bewusstlos auf dem Boden liegende Männer nicht miteinan- der in Einklang bringen. »Was ist passiert?«
    »Gas«, rief Miriam. »Der Gang ist voller Gas!« Sie wandte sich um und eilte mit schnellen Schritten auf den Notausgang am Ende des Ganges zu. Augenblicke später ertönte eine Sirene. Die Sekretärin hatte den Feueralarm ausgelöst und rannte in Richtung der Passkon- trolle, immer wieder »Gas!« rufend.
    Miriam öffnete die Notausgang-Tür und hielt Ausschau nach einem Weg zurück in die Ankunftshalle. Von dort konnte sie unbemerkt in die Pariser Innenstadt gelangen. Sarah würde sich eine neue Identität für sie ausdenken und ihr den Reisepass per FedEx schicken. Die Tall- man-Identität konnte sie nicht mehr benutzen – und unter ihrem eige- nen Namen zu reisen war zu riskant.
    Hinter ihr stürzten die Leute aus den Büros, daher erklomm sie ein paar Betonstufen und rannte durch einen langen, menschenleeren Gang. Hinter ihr rief ein Mann, dass sie in die falsche Richtung laufe. Sie bemerkte seinen amerikanischen Akzent und warf einen raschen Blick auf die groß gewachsene, dunkle Gestalt, die ihr nachzurennen begann. Sie schaute nicht wieder zurück.
    Wenig später fand sie sich in der geschäftigen Arbeitshalle wieder, in der die Mahlzeiten der verschiedenen Fluglinien abgepackt wurden. Überall standen Regale mit Essschalen und Plastikbestecken, und an einer Wand waren mannshohe Industrie-Kühlschränke aneinander ge- reiht. Arbeiter standen an langen Metalltischen und stellten die Scha- len mit den Mahlzeiten auf Tabletts zusammen. Andere Arbeiter be- deckten die Schalen mit Plastikfolie. Wieder andere schoben sie in die Fächer der stählernen Rollwagen, die zu den wartenden Flugzeugen hinausgefahren wurden.
    Am anderen Ende der Halle gab es eine Pendeltür aus Aluminium. Miriam ging mit der Selbstverständlichkeit einer Person, die sich recht- mäßig dort aufhielt, auf diese Tür zu.
    Hinter ihr ertönte ein Ruf: »Stehen bleiben!«
    Miriam rannte los. Sie stürmte durch die Pendeltür in einen schmalen Gang und von dort in einen Umkleideraum mit abschließbaren Schrankfächern. Hier zogen sich die Arbeiter der verschiedenen Flugli- nien ihre Monturen an.
    » Stehen bleiben! Stehen bleiben!«

Auf der anderen Ende des großen Umkleideraums kam ein Polizist hereingestürmt. Ihre Kehle verschnürte sich; sie spürte die plötzlich in ihr aufwallende Wut. Der Grund dafür war diese Kreatur vor ihr. Sie wussten genau, wo sie war. Sie mussten Funkgeräte benutzen, um sie ganz methodisch einzukreisen. Sie hielt nach einer weiteren Tür Aus- schau, nach einer anderen als denen, durch die sie und der Polizist hereingekommen waren.
    Schließlich entdeckte sie eine, riss sie auf und fand sich in einem Duschraum wieder. Die Tür hatte bloß einen Drehknauf, den sie sofort in das Schloss einrasten ließ. Im nächsten Augenblick rüttelte der Poli- zist auf der anderen Seite heftig an der Tür. Sie riss ein Fenster auf. Drei Stockwerke unter ihr standen Dutzende von Gepäckwagen auf dem Asphalt. Als die Tür hinter ihr aufflog, sprang sie in die Tiefe. Ihre Zahnreihen krachten aneinander, und von ihren Fußknöcheln schoss ein scharfer Schmerz ihre Beine hoch, als sie unten landete. Ihre Handflächen schlidderten brennend über den Asphalt. Sie rollte sich sofort unter den Überhang des Gebäudes und konnte von oben nicht mehr gesehen werden.
    Bei der unsanften Landung war einer ihrer Schuhabsätze angebro- chen. Sie rannte humpelnd zwischen den Gepäckwagen fort, blieb kurz stehen und zog ihre Schuhe aus. Der angebrochene Absatz be- hinderte sie zu sehr.
    Der düstere, weitläufige Gepäckbereich kam ihr äußerst befremdlich vor. Sie war nie in einer Fabrik gewesen, hatte nie die grobe Seite des menschlichen Ingenieurwesens kennen gelernt. Sie hatte sich immer zu

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