Whitney Houston - Die Biografie
darüber geschrieben worden war, dass Cissy ihre herausragende Stimme in den letzten Jahren viel zu selten solo eingesetzt hatte, war es ein netter Zug von ihrer Tochter, dass sie hier das Rampenlicht mit ihrer Mutter teilte. „I Know Him So Well“ stellte nicht nur einen gelungenen, schillernden Schlusspunkt für das Album Whitney dar, es bot dem berühmten Mutter-Tochter-Gespann auch einen perfekten Rahmen, um die jeweiligen Gesangstalente voll auszureizen.
„I Know Him So Well“ war denn auch der Song, den Whitney später als ihren Lieblingstitel auf dem Album bezeichnete: „Das ist einfach das Lied, das ich am meisten schätze. Ich finde sie alle großartig, aber dieses liegt mir besonders am Herzen.“
Um ihr glamouröses Image zu festigen, wurden das Coverfoto und die Aufnahmen, die im Innern des Klappcovers zu sehen waren, von dem berühmten Modefotografen Richard Avedon realisiert. Vorn war Whitney in einem schlichten, ärmellosen weißen Baumwoll-T-Shirt zu sehen, das sie gleichzeitig glamourös und jugendlich-lebendig wirken ließ. Auf den Innenfotos, die in Schwarzweiß gehalten waren, trug sie einen bodenlangen schwarzen Umhang und sah ganz und gar wie ein Top-Model aus. Die Bilder verstärkten das Funky-aber-chic-Image, das auch die Musik auf dem Album vermittelte.
Die Kritiken für das neue Album fielen jedoch gemischt aus. Verschiedene renommierte Magazine bemängelten, es sei zu steif und berge zu wenig Überraschungen. Vince Aletti schrieb im Rolling Stone : „Beim ersten Hören gerät man leicht in Versuchung, Whitney Houstons neues Album als viel zu kalkuliertes, hohles Pop-Produkt abzutun, das derart von Professionalität erstickt wird, dass nur noch ein winziger Hauch von Soul verbleibt. Wenn man die Platte jedoch öfter hört, dann ist es kaum noch möglich, Whitney wieder aus dem Kopf zu bekommen. Das Patentrezept wird noch strenger befolgt als zuvor, und die Bandbreite ist so stark eingegrenzt, dass es den Eindruck macht, als hätte sich Houstons Potenzial eher verkleinert denn vergrößert.“
Ganz ähnlich urteilte Jon Parales in der New York Times : „Sie singt nach einer vorgegebenen Formel“, lautete bereits die Überschrift. „Ihre Produzenten – oder aber Miss Houston selbst – haben sehr großes Vertrauen in ihre Stimme. Statt Material zu finden (oder zu verlangen), das ihre Eigenständigkeit betont, gibt sich Miss Houston auf beiden Alben mit Pop-Formeln zufrieden, die für weniger talentierte Sängerinnen entworfen wurden – und bedient diese Formeln mit viel Eleganz und wenig Überzeugung. Selbst der Albumtitel passt zum Usus bei Arista, bei Sängerinnen gern den Nachnamen abzukoppeln – ‚Dionne‘, ‚Aretha‘, ‚Carly‘. Miss Houstons Gesang mit all seinen hervorragend gelungenen, aber willkürlichen Höhen und Tiefen hat eine ganz eigentümliche Unterströmung. Sie legt nahe, dass die Gefühle, von denen sie singt, nicht bis in ihr Innerstes dringen, sondern nur Worte sind, die dazu dienen, ihre Stimme zur Schau zu stellen. Ihre Produzenten haben die Emotionen hier viel zu sehr gedeckelt.“
John Milward von USA Today hingegen fand die Platte großartig und schwärmte: „ Whitney verbindet klassische Sounds mit Eleganz und Stil. Die Betonung liegt mehr auf dynamischeren Songs. Die große stilistische Bandbreite, die schon auf ihrem Debüt so hervorragend funktioniert hat, wurde hier beibehalten und schmälert den Hörgenuss keinesfalls. Whitneys Duett mit ihrer Mutter Cissy Houston („I Know Him So Well“) bietet einen faszinierenden Kontrast. Während Whitneys Stimme perfekt und souverän klingt, bringt ihre Mutter mühelos jede Note zum Schwingen.“
Der Erfolg des neuen Albums ließ sich durch die kritischen Stimmen nicht aufhalten. Die Platte war kaum veröffentlicht, da war sie bereits ein Verkaufsschlager. Begünstigt durch das enorm erfolgreiche Debüt wurde Whitney über Nacht ein Hit und war zudem das erste Album einer Sängerin, das je in den Billboard -Charts von Null auf Eins eingestiegen ist. Das war zuvor überhaupt nur drei Musikern gelungen: Bruce Springsteen, Elton John und Stevie Wonder.
Noch in derselben Woche schoss die erste Single-Auskopplung „I Wanna Dance With Somebody“ auf den ersten Platz der Hot 100 von Billboard – es war zugleich ihr erster Nummer-Eins-Hit in Deutschland. In den USA konnte Whitney damit den fünften Nummer-Eins-Erfolg in Folge verbuchen. Damit spielte sie nun in derselben Liga wie die Supremes (fünf
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