Whitney Houston - Die Biografie
„Greatest Love Of All“ bei der Jubiläumssendung zu Ehren der Freiheitsstatue beeindruckte die Zuschauer so tief, dass sie auch dafür eine Auszeichnung erhielt: Im August 1986 überreichte man ihr einen Emmy Award für den überragendsten Soloauftritt in einem Showprogramm. Es hatte den Anschein, als könne ihr nichts misslingen. Sie sprach sich öffentlich gegen Drogen aus, betonte immer wieder, wie sehr sie ihre Eltern liebte und sang voller Leidenschaft patriotische Songs. Sie war eine blitzsaubere und wohlanständige Pop-Ikone, die jedem zu gefallen schien. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Image genauso entscheidend wie ihr Talent als Sängerin.
Damals sprach man auch viel über Whitney Houstons Rolle als Vorbild für junge Frauen. Barbara Shelley, die Leiterin der Presseabteilung Arista, sagte 1986: „Dionne Warwick, Whitneys Cousine, war und ist ein Vorbild für die jungen schwarzen Frauen in diesem Land, die in den letzten zwanzig Jahren aufwuchsen. Dionne ist eine gebildete, kultivierte und äußerst talentierte Frau, deren Persönlichkeit sich über alle Rassenschranken hinwegsetzt, und die damit die Tür für schwarze Frauen in den USA weiter aufstößt. Für die folgende Generation wird Whitney Houston sicherlich ein ebenso wichtiges Vorbild sein, und zwar nicht nur für die nächste Generation schwarzer junger Frauen, sondern für alle Mädchen und Frauen, die jetzt heranwachsen, schon allein wegen der hervorragenden Leistungen, die sie sich vorgenommen und auch erreicht hat. Es ist doch phänomenal, dass zwei Frauen aus derselben Familie, die zwei verschiedenen Generationen angehören, einen solchen Eindruck in der Welt hinterlassen konnten!“
Whitney selbst war allerdings mit ihrer Vorbildfunktion nicht hundertprozentig im Reinen. Wie sie selbst sagte, war sie „nicht wild darauf, dass mich die Leute als Vorbild betrachten“. Stattdessen hielt sie für ihre Altersgenossinnen diesen Rat parat: „Bevor ihr euch auf etwas einlasst, überprüft, welche Folgen es hat. Lasst euch Zeit. Ihr seid jung und solltet Spaß haben. Aber setzt euch Ziele. Macht nicht nur das, was alle machen. Ich wollte nie wie die anderen sein. Ich wollte immer individuell sein und eine ganz einzigartige Perspektive haben.“
Damals betrachtete sie sich als „gutes Mädchen“, das mit dem wilden Leben nichts am Hut hatte. „Manche meiner Freunde haben sogar Drogen genommen, aber davon habe ich mich ferngehalten, weil ich so etwas nicht brauche; ich bin von Natur aus high. Ich wollte nicht, dass Drogen Teil meines Lebens sind, weil ich weiß, dass sie dich letztlich kaputtmachen. Drogen töten dich psychisch und körperlich. Du stirbst auf die eine oder die andere Weise.“ Eine vor allem hinsichtlich dessen, was in späteren Jahren noch geschehen sollte, recht erstaunliche Aussage.
Über ihre religiösen Überzeugungen sagte sie: „Ich glaube an den allmächtigen Gott. Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich viele der Dinge, die andere in meiner Umgebung tun, nicht benötige. Wenn man in Gott ruht, kann man vielen Verlockungen widerstehen. Gebete helfen dabei sehr.“ Mit solchen Äußerungen pflegte sie das Image des grundanständigen, soliden amerikanischen Mädchens, das regelmäßig zur Kirche ging.
Dennoch fand die blitzsaubere Whitney jener Zeit auch in der Rock- und Pop-Welt ihre Fans. Am 15. September 1986 präsentierte sie bei den dritten MTV Video Music Awards den Song „How Will I Know“ und gewann für diesen Titel den MTV Award in der Kategorie „Bestes Video einer Sängerin“.
Im November 1986 reiste Whitney nach England, wo sie ihre ersten Konzerte in Europa gab. Alle britischen Shows waren ausverkauft, die Tour wurde ein riesiger Erfolg.
Kenneth Reynolds, der bei Arista für Whitney zuständig war, erklärte 1986: „Zum jetzigen Zeitpunkt ihrer Karriere ist es ein logischer Schritt, sich dem Filmgeschäft zuzuwenden, man muss sich nur mal ihre Performance in den Cola-Light-Werbeclips ansehen. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber gerüchteweise hat sie für Bob Fosses Musical Big Deal am Broadway vorgesprochen, und ihre Vertreter haben sich schon mit Fosse unterhalten. Nun ja, man weiß ja, wie es sich in diesem Geschäft mit Gerüchten verhält, aber angeblich ist sie dauernd in Kalifornien und spricht mit wichtigen Produzenten und Regisseuren. Von daher bin ich sicher, dass sie als nächstes zum Film gehen wird.“
Nun, da Whitney über Nacht die große Sensation und ein Star geworden war,
Weitere Kostenlose Bücher