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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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hast du dir das angelernt?«
    Â»Mach halblang«, versetzte er. »Du zwingst einen doch, sich wie ein Bauerntrampel zu benehmen, du lässt einem gar keine Wahl. Da darfst du dich nicht wundern. Rücksicht und Einfühlung kriege ich immer noch hin. Gib mir ein paar Sekunden.«
    Â»Shiz hat dich verkorkst«, sagte sie, die Augenbrauen hochgezogen, aber ironisch. Ihre Verwunderung war nicht echt. »Was für arrogante Studentensprüche! Wo ist der Eingeborenenjunge geblieben, der diese reizende Naivität verströmte wie ein exquisites Parfüm?«
    Â»Danke sehr«, sagte er, ein wenig verletzt. »Wohnst du hier in diesem Treppenhaus, oder gehen wir irgendwohin, wo es ein bisschen gemütlicher ist?«
    Sie fluchte und stieg die Treppe hoch, die mit Mäusekot und Packstroh verdreckt war. Ein trübes Abendlicht suppte durch die schmutzig grauen Fenster. Auf einem Treppenabsatz wartete eine weiße Katze, hochnäsig und pikiert wie alle ihresgleichen. »Mulki, Mulki, miau miau«, sagte Elphaba im Vorbeigehen, und die Katze geruhte, ihr zu der Spitzbogentür im obersten Stockwerk zu folgen.
    Â»Dein Helfergeist?«, fragte Fiyero.
    Â»Was für eine Idee!«, sagte Elphaba. »Na ja, warum nicht? Ich kann mich genauso gut als Hexe ausgeben wie als sonst etwas. Hier, Mulki, Milch für dich!«
    Der Raum, ursprünglich ein Lager, war groß und nur notdürftig als Wohnung hergerichtet. Er hatte eine verbarrikadierte Flügeltür nach außen zur Straße, die früher zum Ein- und Ausladen von Getreidesäcken über eine Winde gedacht gewesen war. Das einzige natürliche Licht fiel durch zwei gesprungene Glasscheiben in einem Oberlicht, das einen Spaltbreit geöffnet war. Taubenfedern und Taubenkot unten am Boden. Acht oder zehn Kisten im Kreis, wohl als Sitzgelegenheiten. Ein aufgerolltes Bettzeug. Zusammengelegte Kleidungsstücke auf einer Truhe. Hier und da ein paar Federn, Knochen, aufgefädelte Zähne und eine schrumpelige Dodoklaue, braun und verdreht wie ein Dörrfleischstreifen. Letztere hingen an Nägeln an der Wand, sei es als Kunstwerke oder als Abwehrzauber. Ein Weidentisch – ein richtig schönes Möbelstück –, dessen drei geschwungene Beine sich zu elegant geschnitzten Hirschhufen verjüngten. Ein paar Blechteller, rot mit weißen Punkten, ein paar mit Tuch und Bindfaden eingewickelte Lebensmittel. Ein Stapel Bücher neben dem Schlaflager. Ein Katzenspielzeug an einer Schnur. Als eindrucksvollstes und gruseligstes Stück hing an einem Deckenbalken ein Elefantenschädel, und in dem Loch in der Mitte der Hirnschale steckte ein Strauß getrockneter pastellroter Rosen – wie das explodierende Hirn eines sterbenden Tiers, musste er denken, und Elphabas früheres Engagement fiel ihm ein. Oder war es vielleicht ein Tribut an die angeblichen Zauberkräfte von Elefanten?
    Darunter hing ein zerkratztes und angeschlagenes ovales Stück Glas, das vielleicht als Spiegel benutzt wurde, obwohl es dazu nur wenig zu taugen schien.
    Â»Hier bist du also zu Hause«, sagte Fiyero, während Elphaba der Katze Futter gab und Fiyero wieder ignorierte.
    Â»Stell mir kein Fragen, dann bekommst du keine Lügen erzählt«, sagte sie.
    Â»Darf ich mich setzen?«
    Â»Das ist die Frage …« Doch dabei grinste sie. »Na schön, setz dich für zehn Minuten und erzähl mir von dir. Was hat ausgerechnet dich zu einem schicken Städter gemacht?«
    Â»Der Schein trügt«, sagte er. »Ich kann die Kleidung anziehen und die Sprache annehmen, aber darunter bin ich nach wie vor ein waschechter Arjiki.«
    Â»Wie lebst du so?«
    Â»Gibt es etwas zu trinken? Kein Alkohol – ich habe schlicht Durst.«
    Â»Ich habe kein fließendes Wasser. Ich benutze keins. Es gibt etwas fragwürdige Milch – Mulki trinkt sie immerhin noch –, oder dort oben im Regal steht eine Flasche Bier. Bedien dich!«
    Sie goss sich einen Schluck in ein Gläschen und überließ ihm den Rest.
    Er erzählte ihr in den gröbsten Umrissen von seinem Leben. Von seiner Frau Sarima, der Kindheitsbraut, die erwachsen geworden war und ihm drei Kinder geboren hatte. Von der alten staatlichen Wasserwerkszentrale in Kiamo Ko, die sein Vater noch zur Zeit des Ozma-Regenten in seine Gewalt gebracht und zu einem Häuptlingssitz und einer Stammesfeste ausgebaut hatte. Von der

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