Wicked - Die Hexen von Oz
mir einfach keine Frage zu deiner Person beantworten, stimmtâs?«, sagte er. Er saà zurückgelehnt da, die FüÃe auf den Tisch gelegt. »Warum hast du mir zu guter Letzt doch erlaubt wiederzukommen, wenn du dich weiter verschlieÃt wie eine Gefangene?«
»Ich mochte Boq gern, nur deshalb frage ich.« Sie grinste. »Ich habe dich wiederkommen lassen, um Neuigkeiten von ihm und den anderen aus dir herauszukitzeln.«
Er erzählte ihr, was er wusste. Boq hatte zur allgemeinen Ãberraschung Milla geheiratet. Er hatte sie nach Nestenhartung geschleift, wo sie todunglücklich war. Sie hatte mehrere Selbstmordversuche unternommen. »Seine regelmäÃigen Briefe zu den Lurlinalien sind zum SchieÃen. Sie kommentieren ihre gescheiterten Versuche, sich umzubringen, in der Art eines jährlichen Familienberichts.«
»Ich frage mich, was meine Mutter unter ganz ähnlichen Umständen wohl durchgemacht hat«, sagte Elphaba. »Bei beiden die privilegierte Kindheit im groÃen Herrensitz, dann der brutale Schock eines Lebens im Niemandsland. In Mamas Fall führte der Abstieg von Kolkengrund nach Binsenrain und dann ins Quadlinger Tiefland. Eine Strafe der härtesten Art.«
»Wie die Mutter, so die Tochter«, sagte Fiyero. »Hast du nicht ebenfalls auf ein ziemlich privilegiertes Leben verzichtet, um hier wie eine Schnecke zu hausen? Verborgen und einsam?«
»Ich weià noch, wie ich dich zum ersten Mal gesehen habe.« Sie schüttelte ein paar Tropfen Essig über das Gemüse, das es zum Abendessen geben sollte. »Es war in diesem Hörsaal bei Doktor ⦠Wie hieà er noch mal?«
»Doktor Nikidik.« Fiyero errötete bei den Worten.
»Du hattest diese wunderschöne Zeichnung im Gesicht â so etwas hatte ich noch nie gesehen. War dieser Auftritt damals darauf berechnet, unsere Herzen zu erobern?«
»Bei meiner Ehre, wenn ich irgendetwas anderes hätte tun können, hätte ich es getan. Ich war ebenso beschämt wie verängstigt. WeiÃt du, ich dachte wirklich, dieses verzauberte Geweih würde mich umbringen. Und meine Retter waren der komische Krapp und der verquasselte Timmel.«
»Krapp und Timmel! Timmel und Krapp! Die hatte ich völlig vergessen. Was machen die so?«
»Timmel hat sich von dieser Eskapade im Philosophischen Club nie wieder richtig erholt. Krapp hat, glaube ich, bei einem Kunstauktionshaus angefangen und treibt sich ansonsten in der Theaterszene herum. Ich sehe ihn hin und wieder bei Veranstaltungen, aber wir sprechen nicht miteinander.«
»Na, du bist vielleicht streng!« Sie lachte. »Aber da ich so lüstern bin wie alle anderen auch, habe ich mich natürlich immer gefragt, wie es im Philosophischen Club wohl war. WeiÃt du, im nächsten Leben würde ich sie alle gern einmal wiedersehen. Und Glinda, die liebe Glinda. Selbst den scheuÃlichen Avaric. Was macht der?«
»Mit Avaric spreche ich noch. Er verbringt die meiste Zeit des Jahres auf seinem Markgrafensitz, aber er hat ein Haus in Shiz. Und wenn er in der Smaragdstadt ist, steigt er im selben Club ab wie ich.«
»Ist er immer noch so ein eingebildeter Schnösel?«
»Jetzt bist du aber streng!«
»Kann schon sein.« Sie begannen zu essen. Fiyero rechnete damit, dass sie nach seiner Familie fragte. Doch anscheinend zogen sie es beide vor, über ihre häuslichen Lebensumstände voreinander Stillschweigen zu bewahren: er über Frau und Kinder im heimischen Winkus, sie über ihren Kreis von Agitatoren und Aufrührern.
Wenn er das nächste Mal kam, dachte er, musste er ein Hemd mit offenem Kragen tragen, damit sie sehen konnte, dass das blaue Karomuster in seinem Gesicht sich auf seiner Brust fortsetzte ⦠Da es ihr zu gefallen schien.
»Du verbringst doch gewiss nicht den ganzen Herbst in der Smaragdstadt, oder?«, fragte sie eines Abends, als es langsam kälter wurde.
»Ich habe Sarima benachrichtigt, dass die Geschäfte mich auf unbestimmte Zeit hier festhalten. Es macht ihr nichts aus. Wie sollte es ihr auch etwas ausmachen? Wo sie das Glück gehabt hat, als kleines Kind aus einer schmutzigen Karawanserei herausgeholt und mit einem arjikischen Fürstensohn verheiratet zu werden. Ihre Eltern waren nicht dumm. Sie hat Essen, Diener und die festen Steinmauern von Kiamo Ko zum Schutz vor den anderen Stämmen. Sie geht jetzt nach ihrem
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