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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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irgendwo weiterstudieren. Ich werde nie wieder Madame Akabers … Anstalt besuchen.«
    Â»Nein, nein«, schrie Glinda. »Das lasse ich nicht zu! Ämmchen wird mich in der Luft zerreißen! Nessarose wird es nicht überleben! Madame Akaber wird … Elphie, nein. Nein!«
    Â»Sag ihnen, ich hätte dich entführt und gezwungen mitzukommen, das werden sie mir zutrauen«, sagte Elphaba. Sie stand auf demTrittbrett. Eine dicke glikkische Zwergin bekam mit, worum die dramatische Auseinandersetzung geführt wurde, und wechselte auf den bequemeren Platz neben Glinda. »Sie brauchen nicht nach mir zu suchen, Glinda, denn sie werden mich nicht finden. Hiermit mache ich meinen Abgang.«
    Â»Abgang? Aber wohin denn? Zurück nach Quadlingen?«
    Â»Da hätten sie mich bald gefunden«, meinte Elphaba. »Aber ich will dich nicht anlügen, mein Liebes. Das ist gar nicht nötig. Ich weiß nicht, wohin ich gehe. Ich habe mich noch nicht entschieden, damit ich nicht lügen muss.«
    Â»Elphie, red keinen Quatsch, steig jetzt in diese Kutsche!«, rief Glinda. Der Fahrer griff sich die Zügel und schrie Elphaba zu, sie solle zur Seite gehen.
    Â»Du machst das schon«, sagte Elphaba. »Du bist inzwischen eine erfahrene Reisende. Das ist ja nur die Rückfahrt auf einer Strecke, die du bereits kennst.« Sie schmiegte ihr Gesicht an Glindas und küsste sie. »Halte durch, wenn du kannst«, murmelte sie und küsste sie noch einmal. »Halte durch.«
    Der Fahrer schnalzte mit den Zügeln und schrie eine letzte Aufforderung. Glinda reckte den Kopf und sah, wie Elphaba wieder in die Menge eintauchte. Es war erstaunlich, wie rasch sie bei ihrer auffälligen Hautfarbe im allgemeinen Gewimmel auf den Straßen der Smaragdstadt verschwand. Oder vielleicht lag es auch an den dummen Tränen, die Glindas Blick verschleierten. Elphaba hatte natürlich nicht geweint. Sie hatte hastig den Kopf abgewandt, als sie absprang, nicht um ihre Tränen, sondern um ihre Tränenlosigkeit zu verbergen. Aber der Schmerz, den Glinda fühlte, war echt.

III
    DIE
SMARAGDSTADT

An einem nasskalten Spätsommerabend ungefähr drei Jahre nach seinem Abgang von der Shizer Akademie betrat Fiyero die unionistische Kirche am St.-Glinda-Platz, um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben, bevor er sich mit einem Landsmann in der Oper traf.
    Fiyero hatte als Student dem Unionismus nichts abgewinnen können, aber er hatte ein Auge für Fresken entwickelt, die häufig die Nebenräume älterer Kirchen zierten. Er hoffte, ein Porträt der heiligen Glinda zu finden. Glinda von Arduenna hatte er seit ihrem Abgang nicht mehr gesehen – sie hatte ihr Studium ein Jahr vor ihm beendet. Doch es war gewiss kein Sakrileg, wenn er vor einem Bild der heiligen Glinda eine Zauberwachskerze anzündete und ihrer Namensschwester gedachte.
    Der Gottesdienst war gerade aus, und die Gemeinde empfindsamer halbwüchsiger Jungen und schwarz vermummter Großmütter schob sich langsam nach draußen. Fiyero wartete, bis die Leierspielerin im Mittelschiff ein schwieriges Diminuett fertiggezupft hatte, dann sprach er sie an. »Entschuldigen Sie, ich bin ein Besucher aus dem Westen.« Bei seiner gelbbraunen Haut und seinen Tätowierungen war das nicht zu übersehen. »Ich sehe hier keinen Küster – oder Mesner oder Sakristan oder wie man dazu sagt – und finde auch keine Broschüre, der ich das entnehmen könnte … Gibt es irgendwo ein Bild der heiligen Glinda?«
    Sie sah ihn ernst an. »Sie können von Glück sagen, wenn es nicht mit einem Plakat unseres glorreichen Zauberers überklebt ist. Ich bin eine Wandermusikerin und komme hier nur gelegentlich durch. Aberich glaube, Sie können mal im letzten Seitenchor schauen, da ist eine Kapelle für die heilige Glinda, war jedenfalls früher. Viel Glück.«
    Als er den gruftähnlichen Andachtsraum – mit einer Schießscharte statt einem richtigen Fenster – gefunden hatte, erblickte Fiyero im rosigen Schein eines ewigen Lichts ein verräuchertes Bild der Heiligen, ein wenig nach rechts geneigt. Zu seiner Enttäuschung war das Porträt neuerer Kitsch, kein frühmeisterliches Kunstwerk. Wasserschäden hatten auf den Gewändern der Heiligen große weiße Flecken hinterlassen, die fast wie Waschmittelreste aussahen. Er konnte sich nicht mehr an ihre

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