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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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in einer dieser humanitären Widerstandsgruppen?«
    Â»Ich vermeide es, die Worte ›human‹ oder ›humanitär‹ zu gebrauchen, weil Menschlichkeit für mich gleichbedeutend ist mit der Fähigkeit, die scheußlichsten Verbrechen zu begehen.«
    Â»Du weichst schon wieder aus.«
    Â»Von Berufs wegen sozusagen«, sagte sie. »Siehst du, da hast du einen Anhaltspunkt, mein lieber Fiyero.«
    Â»Sag es genauer.«
    Â»Ich bin untergetaucht«, sagte sie leise. »Ich lebe im Untergrund. Du bist der Erste, der meine Anonymität geknackt hat, seit ich vor fünf Jahren von Glinda Abschied genommen habe. So, jetzt weißt du, warum ich nicht mehr sagen kann und warum du mich nicht wiedersehen darfst. Was weiß ich, ob du mich nicht an die Sturmtruppe verrätst.«
    Â»Ha! Diese Schinder! Du hast ja eine sehr schlechte Meinung von mir, wenn du denkst, ich –«
    Â»Herrje, woher soll ich das wissen!« Sie verklammerte ihre grünen Finger. »Sie trampeln mit ihren Stiefeln über die Armen und Schwachen hinweg. Sie werfen um drei Uhr morgens Familien aus dem Bett und führen Oppositionelle ab, sie hauen mit ihren Äxten Druckerpressen in Stücke, sie halten mitternächtliche Scheinprozesse wegen Hochverrat ab und führen bei Tagesanbruch die Hinrichtungen durch. Sie durchstöbern sämtliche Viertel dieser trügerisch schönen Stadt. Monat für Monat bringen sie ihre Ernte an Opfern ein. Es ist eine Schreckensherrschaft. Es könnte sein, dass sie in diesem Moment auf der Straße aufmarschieren. Auch wenn sie mir nie gefolgt sind, könnten sie dir gefolgt sein.«
    Â»Du bist nicht so schwer zu verfolgen, wie du meinst«, erklärte er ihr. »Du bist gut, aber so gut auch wieder nicht. Ich könnte dir ein paar Dinge beibringen.«
    Â»Ganz bestimmt«, sagte sie, »aber dazu wird es nicht kommen, denn ein zweites Treffen wird es nicht geben. Es ist zu gefährlich, für dich wie für mich. Das habe ich gemeint, als ich sagte, ich hätte euch alle zu gerngehabt, um den Kontakt aufrechtzuerhalten. Meinst du, die Sturmtruppe schreckt davor zurück, Freunde und Verwandte zu foltern, um an wichtige Informationen zu kommen? Du hast Frau und Kinder, und ich bin bloß eine alte Studienfreundin, die dir zufällig über den Weg gelaufen ist. Beachtlich, dass du mir folgen konntest. Nie wieder, hörst du? Ich werde umziehen, wenn ich herausfinde, dass du mir nachstellst. Ich kann meine Sachen nehmen und in dreißig Sekunden verschwunden sein. Das habe ich gelernt.«
    Â»Sei nicht so zu mir«, sagte er.
    Â»Wir sind alte Freunde, aber besonders gut befreundet waren wir nicht. Mach hieraus jetzt kein sentimentales Rendezvous. Es war schön, dich zu sehen, aber ich will dich nie mehr wiedersehen. Pass auf dich auf, und sieh dich vor mit Verbindungen zu den höheren Schweinekreisen, denn wenn die Revolution kommt, wird es für Kriecher und Arschlecker keine Gnade geben.«
    Â»Mit, was?, dreiundzwanzig?, spielst du die Revolutionsbraut?«, sagte er. »Das passt nicht zu dir.«
    Â»Es ist unpassend«, stimmte sie zu. »Genau das richtige Wort für mein neues Leben. Unpassend. Ich habe noch nie gepasst, und mir hat noch nie etwas gepasst. Wobei ich bemerken möchte, dass du genauso alt bist wie ich und hier als Fürst durch die Landschaft stolzierst. So, bist du satt? Wir müssen jetzt Lebewohl sagen.«
    Â»Müssen wir nicht«, widersprach er entschieden. Er hätte gern ihre Hand genommen – er konnte sich nicht erinnern, sie je zuvor berührt zu haben. Er korrigierte sich: Er wusste , dass er es nicht getan hatte.
    Es war fast, als könnte sie seine Gedanken lesen. »Du weißt, wer du bist«, sagte sie, »aber du weißt nicht, wer ich bin. Es geht nicht, es geht und geht und geht nicht – zum einen, weil es nicht sein darf, zum anderen, weil du nicht dazu in der Lage bist. Behüte dich wer oder was auch immer, Fiyero. Mach’s gut.«
    Sie reichte ihm seinen Abendmantel und hielt ihm zum Abschied die Hand hin. Er nahm sie und blickte ihr ins Gesicht, das eine Sekunde lang aufgegangen war. Was er dort sah, jagte ihm gleichzeitig kalte und heiße Schauer über den Rücken. Er erschrak vor dem Ausmaß ihrer Bedürftigkeit.
    Â»Was hörst du so von Boq?«, erkundigte sie sich, als sie sich das nächste Mal trafen.
    Â»Du willst

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