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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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extremen Zwiespältigkeit eines Lebens, in dem man Jahr für Jahr aus dem Tausendjährigen Grasland, wo der Stamm im Frühling und Sommer jagte und es sich gutgehen ließ, nach Kiamo Ko zog, um dort im Herbst und Winter ein sesshafteres Dasein zu führen. »Ein Arjikifürst hat geschäftlich hier in der Smaragdstadt zu tun?«, sagte Elphaba. »Wenn es Bankgeschäfte wären, wärst du in Shiz. Das Geschäft dieser Stadt ist das Militär, mein Freund. Was führst du im Schilde?«
    Â»Du hast genug von mir erfahren«, sagte er. »Ich kann auch verschlossen und verschwiegen tun, auch wenn gar nichts dran ist und es überhaupt keine dunklen Geheimnisse gibt.« Er vermutete, dass er seine alte Freundin mit irgendwelchen langweiligen Handelsabkommen nicht sonderlich beeindrucken konnte. Es war ihm peinlich, dass seine Geschäfte nicht waghalsiger und spannender waren. »Aber ich habe lange genug geredet. Was ist mit dir, Elphie?«
    Ein paar Minuten lang sagte sie nichts. Sie packte etwas getrocknete Wurst und gräuliches Brot aus und legte zwei Orangen und eine Zitrone unfeierlich auf den Tisch. In dem trüben Licht sah sie eher wie ein Schatten als wie ein Mensch aus. Ihre grüne Haut wirkteeigentümlich weich, wie zarteste Frühlingsblätter. Er verspürte den unbekannten Drang, sie am Handgelenk zu packen, damit sie aufhörte, zu tun und zu machen, und, wenn sie schon nicht redete, wenigstens irgendwo still stehenblieb, so dass er sie anschauen konnte.
    Â»Iss das hier!«, sagte sie schließlich. »Ich habe keinen Hunger. Iss du, greif zu!«
    Â»Erzähl mir von dir«, bat er. »Du hast uns seinerzeit in Shiz verlassen, hast dich verzogen wie Morgennebel. Warum, wohin und was kam dann?«
    Â»Wie poetisch du bist«, sagte sie. »In meinen Augen ist Poesie die höchste Form des Selbstbetrugs.«
    Â»Lenk nicht vom Thema ab.«
    Doch sie war aufgeregt. Ihr Finger zuckten. Sie rief nach der Katze, machte sie mit hektischem Kraulen nervös und warf sie wieder vom Schoß. Schließlich sagte sie: »Na gut, ein bisschen also. Aber du darfst nie wiederkommen. Ich will nicht umziehen müssen, die Wohnung hier ist hervorragend für mich. Versprichst du das?«
    Â»Ich werde mir überlegen, ob ich es verspreche, mehr nicht. Wie könnte ich mehr versprechen! Ich weiß doch noch gar nichts.«
    Hastig begann sie zu erzählen: »Na ja, mit Shiz war ich fertig. Der Tod von Doktor Dillamond quälte mich: dass alle Trauer bekundeten und niemand sie wirklich empfand. Es war sowieso nicht der richtige Ort für mich, diese ganzen albernen Hühner. Auch wenn ich Glinda recht gern gemocht habe. Was treibt sie so?«
    Â»Ich habe keinen Kontakt zu ihr. Ich rechne immer damit, ihr mal auf einem Palastempfang zu begegnen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie einen Freiherrn von Paltos geheiratet hat.«
    Elphaba blickte unmutig, und ihr Rücken straffte sich. »Bloß einen Freiherrn? Nicht einmal einen Grafen oder Fürsten? Wie enttäuschend. Ihre vielversprechenden Anlagen sind also nicht zur Entfaltung gekommen.« Das war als Witz gemeint, klang aber steif und humorlos. »Hat sie Kinder?«
    Â»Weiß ich nicht. Aber ich bin jetzt mit Fragen dran, nicht vergessen.«
    Â»Und Palastempfänge!«, sagte sie. »Steckst du mit unserem glorreichen Zauberer unter einer Decke?«
    Â»Er lebt mittlerweile völlig zurückgezogen, wie ich höre. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt«, sagte Fiyero. »Wenn er in die Oper geht, sitzt er hinter einem tragbaren Paravent. Bei seinen eigenen Diners speist er allein, in einem Nebenzimmer hinter einer kunstvoll durchbrochenen marmornen Schranke. Einmal habe ich einen stattlichen Mann im Profil eine Promenade entlanggehen sehen. Sofern das überhaupt der Zauberer war, war das der einzige Blick, den ich je auf ihn hatte. Aber du, du: du! Warum hast du mit uns allen gebrochen?«
    Â»Ich habe euch zu gerngehabt, um den Kontakt aufrechtzuerhalten.«
    Â»Was soll das nun bedeuten?«
    Â»Frag mich nicht!«, rief sie und warf die Arme in die Luft.
    Â»Doch, ich frage dich. Wohnst du seit der Zeit hier? Seit fünf Jahren? Studierst du? Arbeitest du?« Er rieb sich die bloßen Unterarme, während er sie zu ergründen versuchte: Was würde ihr ähnlich sehen? »Arbeitest du in der Liga zur Unterstützung der Tiere mit oder

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