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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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falschem wippenden Busen, Perücke, extrem ausladendem Rock, Strohhut und einem großen Korb, der von allerlei Krimskrams überfloss. »Olé, Hautevolee«, flötete er Madame Akaber an. »Die Fee Prinella kann auch dich mit einem Geschenk beglücken.«
    Einen Moment lang dachte Fiyero, der Mann im Frauenkostüm werde ein Messer ziehen und Madame Akaber vor den Augen der Kinder erstechen. Doch nein, die Aktion war gut organisiert, aber doch nicht so gut. Dies war ein echter Zufall, eine Störung. Die Schulfeier an dem Abend war nicht vorherzusehen gewesen, genauso wenig wie der Schwarm kreischender Mädchen, die gierig an einem als Frau verkleideten und im Falsett sprechenden Schauspieler zerrten.
    Fiyero blickte wieder zu Elphaba hinüber. Die Fassungslosigkeit stand ihr im Gesicht geschrieben. Was immer sie tun sollte, die Kinder waren im Weg. Als wilde kleine Horde flitzten sie um die Rektorin herum, bestürmten Prinella, sprangen an ihm/ihr in die Höhe und grapschten nach den Geschenken. Die Kinder waren das zufällige Umfeld: fröhlich lärmende, unschuldige Töchter von Wirtschaftsbossen, Despoten …  
    Er sah, wie es in Elphaba arbeitete, sah, wie sie mit der Frage rang, ob sie es trotzdem tun oder ob sie es lassen sollte – was immer es sein mochte.
    Madame Akaber wälzte sich weiter voran wie ein Festwagen in einem Trauertagsumzug, und die Türen des Theaters öffneten sich für sie. Mit Grandezza trat sie in die Sicherheit des Foyers. Draußen tanzten und sangen die Kinder im Schnee, und die Menge wogte hierhin und dorthin. Elphaba sank niedergeschmettert gegen eine Säule und zitterte vor Selbsthass so heftig, dass Fiyero es aus fünfzig Metern Entfernung erkennen konnte. Er drängte sich zu ihr hin, unbekümmert um die Konsequenzen, doch als er die Stufen erreichte, war sie ihm durch die Lappen gegangen.
    Das Publikum schob sich langsam ins Theater. Die Kinder schrien auf der Straße ihr Lied, ganz trunken von Gier und Glück. Die Kutsche, die Madame Akaber gebracht hatte, konnte jetzt am Theater vorfahren und dort warten, bis sie endlich wieder herauskam. Ratlos blieb Fiyero noch ein Weilchen stehen für den Fall, dass es einen Ausweichplan gab, dass Elphaba etwas in der Hinterhand hatte, dass das Theater in die Luft flog.
    Dann beschlich ihn die Sorge, Elphaba könnte in den wenigen Minuten, seit er sie aus den Augen verloren hatte, von der Sturmtruppe gefasst worden sein. Konnte es sein, dass die Soldaten sie so blitzschnell abgeführt hatten? Was sollte er tun, wenn sie plötzlich auch zu den Verschwundenen gehörte?
    Mit schnellen Schritten machte er sich auf den Rückweg. Zum Glück fand er eine wartende Droschke, und er ließ sich direkt in die Straße mit den Lagerhäusern neben der Kaserne im neunten Bezirk bringen.
    In einem denkbar aufgewühlten Zustand stieg er vor Elphabas Versteck im Obergeschoss des ehemaligen Getreidespeichers aus. Während er die Treppe hinaufging, musste er plötzlich mit dem Durchfall kämpfen, und er schaffte es nur mit Mühe und Not auf den Nachttopf. Zusammengekrümmt hielt er das schwitzende Gesicht in denHänden, während sich sein Darm entleerte. Die Katze hockte auf dem Kleiderschrank und funkelte ihn böse an. Gerettet, gewaschen und halbwegs wieder hergerichtet versuchte er, Mulki mit einem Schälchen Milch zu ködern. Sie zeigte ihm die kalte Schulter.
    Er fand ein paar trockene Kräcker und verzehrte sie niedergeschlagen, dann zog er mit der Kette das Oberlicht auf, um den Raum zu lüften. Zwei Schneeklumpen fielen herunter und blieben am Boden liegen, ohne zu schmelzen, so kalt war es in dem elenden Loch. Er ging ein Feuer machen und zog die Tür des eisernen Ofens auf.
    Das Feuer flammte auf und warf Schatten, die sich nach Schattenart bewegten, doch diese Schatten bewegten sich schnell und stürzten durch den Raum auf ihn zu, bevor er begriff, was los war. Er sah drei, vier, fünf, und sie waren schwarz gekleidet und hatten sich das Gesicht mit Kohle geschwärzt und um den Kopf bunte Schals geschlungen, wie er sie für Elphaba gekauft hatte, für Sarima. Auf der Schulter des einen blinkte eine goldene Epaulette: ein Offizier der Sturmtruppe. Ein Knüppel fuhr durch die Luft und versetzte ihm einen Schlag, wuchtig wie der Tritt eines Pferdes, wie der fallende Ast eines vom Blitz getroffenen Baumes. Es musste weh tun,

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