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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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bestimmtes Opfer, oder sollte es ein allgemeines Gemetzel werden, je schlimmer, umso besser?
    Er wusste nicht, ob er da war, um zu verhindern, was sie tun wollte, oder um vor der Katastrophe zu retten, wen er nur konnte, oder um unschuldige Verletzte zu pflegen, oder vielleicht sogar nur, um Augenzeuge zu werden und so mehr über sie zu erfahren. Und um sie zu lieben oder nicht zu lieben, aber auf jeden Fall Klarheit zu haben.
    Sie schlängelte sich durch die Menge, als versuchte sie jemanden zu finden. Anscheinend merkte sie nicht, dass er da war, so erpicht war sie darauf, das richtige Opfer zu finden. Fühlte sie denn nicht, dass ihr Geliebter mit ihr auf demselben freien Platz stand, über dem der Wind die Schneevorhänge auf- und zuzog?
    Eine Phalanx der Sturmtruppe kam aus einer Gasse zwischen dem Theater und einer Schule direkt daneben. Die Soldaten bezogen vor der Zeile der Glastüren am Eingang Stellung. Elphaba stieg die Stufen eines altertümlichen steinernen Wollmarktstandes hinauf. Fiyero sah, dass sie etwas unter dem Mantel hatte. Sprengstoff? Irgendein magisches Utensil?
    Hatte sie Mitverschworene auf dem Platz? Begaben sie sich an ihre jeweiligen Posten? Die Menge drängte sich dichter zusammen, je näher die Aufführung des Oratoriums rückte. Hinter den Glastüren war man eifrig damit beschäftigt, Pfosten aufzustellen und Samtseile dazwischen zu spannen, um für ein geordnetes Betreten des Saales zu sorgen. Niemand schob und drängelte in der Öffentlichkeit so rücksichtslos wie die Reichen, wusste Fiyero.
    Auf der anderen Seite des Platzes kam eine Kutsche um die Ecke eines Gebäudes. Sie konnte nicht direkt vor dem Theater halten, da die Menge dort zu dicht stand, doch sie fuhr so weit, wie es ging. Da alle die Ankunft einer hochgestellten Persönlichkeit spürten, wurde es etwas stiller. Konnte dies ein unangekündigter Besuch des öffentlichkeitsscheuen Zauberers sein? Ein Kutscher mit einer Teckpelzmütze riss die Tür auf und streckte die Hand hinein, um dem Passagier beim Aussteigen behilflich zu sein.
    Fiyero hielt den Atem an; Elphaba versteinerte. Dies war die Zielperson.
    In einem Schwall von schwarzer Seide und silbernen Pailletten rauschte eine massige Frau auf die verschneite Straße. Ihr Gebaren war herrisch und hoheitsvoll: Es war Madame Akaber, niemand anders, selbst Fiyero erkannte sie, obwohl er ihr nur einmal begegnet war.
    Er sah es Elphaba an, dass dies die Person war, die sie töten sollte. Im Nu war alles sonnenklar. Wenn sie erwischt und gefangengenommen und verhört wurde, konnte ihr Motiv nicht einleuchtender sein: nur eine verrückte Studentin aus Madame Akabers Grattler-Kolleg, die einen unversöhnlichen Groll gegen ihre alte Rektorin hegte. Es war perfekt.
    Aber konnte es überhaupt sein, dass Madame Akaber mit dem Zauberer unter einer Decke steckte? Oder war das nur ein Ablenkungsmanöver, mit dem die Sicherheitskräfte vom eigentlichen Ziel abgebracht werden sollten?
    Elphabas Cape zuckte; ihre Hand ging darunter auf und ab, als ob sie eine Waffe schussfertig machte. Madame Akaber brummte unterdessen einen Gruß an die versammelten Leute, die zwar nicht unbedingt wussten, wer sie war, aber dennoch das Spektakel genossen, wenn auch weniger ihren Anblick.
    Am Arm eines Tiktakdieners tat die Rektorin des Grattler-Kollegs vier Schritte auf das Theater zu, und Elphaba beugte sich ein wenig vor. Ihr Kinn ragte jetzt spitz unter dem Schal heraus, ihre Naseschien Ziel zu nehmen, als wollte sie Madame Akaber bloß mit der natürlichen Schärfe ihrer Gesichtszüge in Stücke schneiden. Ihre Hände hantierten weiter unter dem Cape herum.
    Doch da wurden die Eingangstüren des Gebäudes aufgestoßen, an dem Madame Akaber gerade vorbeiging – nicht des Theaters, sondern der benachbarten Mädchenschule. Herausgeschwärmt kam eine kleine Horde von Schulmädchen, die sichtlich der Oberschicht entstammten. Was machten sie am Lurlinaabend in der Schule? Fiyero erhaschte Elphabas Blick maßloser Überraschung. Die Mädchen waren sechs oder sieben, wie Sahne in Pelzmuffs und Pelzschals und Stiefel mit Pelzsaum gegossen. Sie lachten und sangen laut und rauh wie die erwachsenen Elitedamen, die sie einmal werden wollten, und in ihrer Mitte stellte ein Schauspieler die Fee Prinella dar. Es war ein Mann, wie es der Brauch verlangte, ein Mann mit einer albernen clownsartigen Bemalung,

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