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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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sie und ließen sich mit einem trockenen Platschen wieder fallen. Fledermäuse strichen mit einem lauten Flattern vorbei, das jäh mit einem Wusch endete. Die Ebene selbst schien nächtliche Farben hervorzubringen: mal ein Blauviolett, mal ein bronziertes Grün, mal ein rot und silbern geädertes Graubraun. Der Mond ging auf, eine opalisierende Göttin, die mit ihrem harten mütterlichen Krummsäbel Licht spendete. Mehr hätte für Elphabas Geschmack nicht zu geschehen brauchen: Die eigentümliche Ekstase, in die sie die sanften Farben und das Gefühl der Geborgenheit versetzten, reichte ihr vollkommen aus. Doch nein, es ging weiter.
    Schließlich sah Elphaba in der überwältigenden Weite einen Hain sorgfältig gepflanzter und gepflegter Bäume auftauchen. Zuerst kam eine Reihe Krüppelfichten, vom Wind verformt zu knorrigen Gestalten mit rissiger Borke und zischenden Nadeln – und dem heidnischen Saftgeruch. Dahinter kam eine Reihe höherer und dahinter eine noch höherer Bäume. Das Kreismuster des Schrähenlagers wiederholte sich. Die Schar zog schweigend ein wie in ein Labyrinth, durch äußere Kreise flüsternden Grüns zu inneren, die von Öllampen an verzierten Holzpfosten beleuchtet wurden.
    In der Mitte wartete die Fürstin Nastoya in einer einheimischen Tracht aus Leder und Gras, deren Wirkung noch durch eine Bahn rotweiß gestreiften Frotteestoff verstärkt wurde, den sie einem Reisenden abgehandelt haben musste. In Gedanken versunken und schwer atmend stützte sie sich auf derbe Wanderstöcke. Sandsteinblöcke standen um sie herum wie mächtige Zähne mit Lücken dazwischen und gemahnten an einen steinernen Käfig, dem sie bei ihrem Umfang kaum entschlüpfen konnte.
    Die Gäste aßen und tranken mit ihren Gastgebern und zogen an einer Pfeife mit einem Kopf, der dem einer Krähe glich. Überall auf den Sandsteinblöcken saßen Krähen – zwanzig, dreißig, vierzig? Elphaba schwamm der Kopf, der Mond stieg höher, die nächtliche Ebene, von dem geheimen Zentrum des grünen Labyrinths aus nicht zu sehen, schien sich darum zu drehen wie ein Brummkreisel. Siekonnte das Drehen beinahe hören. Die Ältesten der Schrähen stimmten einen eintönigen Gesang an.
    Als der Gesang verklungen war, hob die Fürstin Nastoya den Kopf.
    Die großen Lappen alten Fleisches unter ihrem kleinen Kinn wabbelten. Die Stoffbahn fiel zu Boden. Nackt und alt und stark stand sie da. Was wie Langeweile ausgesehen hatte, erwies sich als Geduld, Erinnerung, Beherrschung. Sie schüttelte sich buchstäblich die Haare vom Kopf, und sie glitten ihr über den Rücken und verschwanden. Ihre Füße stampften gewichtig, als suchten sie den besten Stand, wie Säulen, wie steinerne Pfeiler. Sie fiel nach vorn auf die Hände und wölbte den Rücken, doch der Kopf blieb erhoben, die Augen strahlten heller, die Nase verzog sich extrem. Sie war eine Elefantin .
    Eine Elefanten- Göttin, dachte Elphaba und wich entsetzt und entzückt zurück, doch die Fürstin Nastoya sagte: »Nein.« Sie ließ den Rafiqi weiter übersetzen, der dies offensichtlich nicht zum ersten Mal sah, aber vor Trunkenheit stotterte und nach Worten suchen musste.
    Einen nach dem anderen befragte sie die Reisenden nach ihren Zielen.
    Â»Geld und Handel«, antwortete Knicker vor Schreck ehrlich: Geld und Handel und Raub und Plünderung um jeden Preis.
    Â»Ein Ort, wo ich in Ruhe sterben und mein Geist sich auf die Reise machen kann«, erklärte Igo.
    Â»Sicherheit und Bewegung, ohne dass es Ärger gibt«, sagte Uda energisch, womit sie ganz offensichtlich meinte: Ärger mit Männern.
    Der Rafiqi gab mit einer Handbewegung zu verstehen, dass Elphabas Antwort noch ausstand.
    In der Gegenwart eines solchen Tieres konnte Elphaba ihre Verschlossenheit nicht aufrechterhalten. Sie antwortete also, so gut sie konnte. »Der Welt entsagen, nachdem ich mich vergewissert habe, dass es der Familie meines Geliebten gut geht. Seiner Witwe Sarima mit Schuld und Verantwortung gegenübertreten und mich dann aus dieser finsteren Welt entfernen.«
    Die Elefantin gebot den anderen außer dem Rafiqi zu gehen.Sie hob den Rüssel und schnupperte den Wind. Ihre wässrigen alten Augen blinzelten langsam, und ihre Ohren bewegten sich hin und her, als nähme sie eine Feineinstellung vor. Würdevoll und ungezwungen

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