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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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über den Kopf des Wesens, das er gepackt hielt.
    Sie durfte auf keinen Fall ins Wasser gehen … das wäre ihr Tod …
    Doch die Füße gingen trotzdem.
    Sie kamen hart auf dem Wasser auf, und das Wasser kam hart zurück.
    Sie lief, und mit jedem Schritt, den sie eilend machte, wurde das Wasser unter ihren Füßen zu Eis. Augenblicklich bildete sich eine silberne Fläche, die geradlinig weiterwuchs und eine kalte sichere Brücke zu der Insel baute.
    Dort wurde Mordefroh geschimpft und der Säugling gerettet, obwohl sie nicht zu hoffen gewagt hatte, es noch rechtzeitig zu schaffen. Sie zog Mordefrohs Kinnladen auseinander und hob das Kleine auf. Es schlotterte vor Angst und vor Kälte. Seine verständigen schwarzenAugen waren wach und gespannt und verrieten die Bereitschaft, zu tadeln oder zu verurteilen oder zu lieben, genau wie bei jedem denkenden erwachsenen Wesen.
    Die anderen erstaunte der Anblick nicht minder, als das Eis sie erstaunt hatte, das vielleicht aufgrund eines Zaubers entstanden war, mit dem eine vorbeiziehende Hexe den Bergsee einst belegt hatte. Das Wesen war ein kleiner Affe, ein sogenannter Schneeaffe. Ein von seiner Mutter und seinem Stamm verlassenes oder durch Zufall getrenntes Junges.
    Es hielt nicht viel von Mordefroh, aber die Wärme des Wagens gefiel ihm.
    Sie schlugen ihr Lager auf halber Höhe des steilen Hangs von Kiamo Ko auf. Die Burg wuchs schroff und schwarz aus dem Fels empor. In Elphabas Augen hockte sie über ihnen wie ein Adler mit angelegten Flügeln. Die Türme mit ihren konischen Dächern, die Zinnen und Erker, die Fallgitter und Schießscharten, sie alle widersprachen ihrer ursprünglichen Bestimmung als Wasserwerkszentrale. Um ihren Fuß wand sich ein großer Nebenfluss des Winkus, an dem der Ozma-Regent damals in der schlimmsten Dürreperiode einen Staudamm hatte bauen wollen, um das Wasser mit Kanälen ins Zentrum von Oz zu leiten. Fiyeros Vater hatte die Feste belagert und eingenommen und zum Sitz der arjikischen Fürsten gemacht, ehe er starb und die Führung des Stammes an seinen einzigen Sohn fiel, wenn Elphaba sich richtig erinnerte.
    Die wenigen Taschen waren gepackt, die Bienen summten (je mehr Elphaba lauschte, desto freundlicher klang ihr die Melodie in den Ohren), Mordefroh schmollte noch, weil ihm die Beute entrissen worden war, die Krähen spürten, dass eine Veränderung bevorstand, und wollten nichts fressen. Das Äffchen, das wegen der Geräusche, die es machte, den Namen Plapperaff bekommen hatte, schnatterte und plapperte jetzt, wo es warm und in Sicherheit war, munter vor sich hin.
    Am Lagerfeuer nahm man Abschied voneinander, wünschte sich alles Gute, sogar ein paar Worte des Bedauerns fielen. Der Himmelwar schwärzer als die ganze Zeit über, was vielleicht am Kontrast zu den weißen Schneegipfeln ringsherum lag. Liir erschien mit einem Kleiderbündel und einem Musikinstrument und verabschiedete sich ebenfalls.
    Â»Ach, du bleibst auch hier?«, sagte Elphaba.
    Â»Ja«, sagte er, »bei dir.«
    Â»Bei den Krähen, beim Affen, bei den Bienen, beim Hund und bei der Hexe?«, sagte sie. »Bei mir?«
    Â»Wo soll ich sonst hin?«, fragte er.
    Â»Was weiß denn ich«, antwortete sie.
    Â»Ich kann mich um den Hund kümmern«, sagte er ruhig. »Ich kann für dich den Honig einsammeln.«
    Â»Das ist mir egal.«
    Â»Abgemacht«, sagte er, und so kam es, dass Liir das Haus seines Vaters betrat.

Die Jaspistore von Kiamo Ko
    1
    Â»Sarima«, sagte ihre jüngste Schwester, »wach auf! Die Mittagsruhe ist vorbei. Wir haben einen Gast zum Abendessen, und ich muss wissen, ob wir ein Huhn schlachten sollen. Es sind nicht mehr viele übrig, und eins weniger bedeutet auch, dass wir im Winter weniger Eier haben. Was meinst du?«
    Die Fürstinwitwe der Arjikis stöhnte. »Kleinkram, Kleinkram«, sagte sie. »Kann ich dich denn gar nicht dazu erziehen, einmal selbst etwas zu entscheiden?«
    Â»Na schön«, versetzte die Schwester bissig, »ich werde entscheiden, und dann kannst du auf dein Frühstücksei verzichten, wenn wir eins zu wenig haben.«
    Â»Ach, Sechs, sei mir nicht böse«, sagte Sarima, »ich bin noch gar nicht richtig wach. Wer ist es? Irgendein Patriarch mit scheußlichem Mundgeruch, der uns mit seinen Jagdgeschichten von vor fünfzig Jahren langweilen will? Warum lassen wir uns das

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