Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
Vom Netzwerk:
Farben des nächtlichen Graslands: hypnotisch, ungewiss und bedrückend.
    Und doch war diese Nacht gesegnet. Elphaba hatte vergessen gehabt, wie es war, gesegnet zu werden – wie vieles andere auch.
    4
    Sie ließen das Schrähenlager und die Fürstin Nastoya hinter sich. Der Wildbahnzug schwenkte jetzt in einem weiten Bogen nach Norden.
    Igo starb und wurde in einem Sandhügel beigesetzt. »Möge sein Geist Freiheit und Flug gewinnen«, sagte Elphaba bei der Trauerfeier.
    Der Rafiqi gestand später, dass er geglaubt hatte, einer der zwangsgeladenen Gäste der Fürstin Nastoya werde rituell geopfert werden. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Auch wenn sich die Fürstin mit ihrem Dilemma abfand, war ihr eine gewisse Rachsucht nicht ganz fremd. Knicker, auf den die Wahl wohl am ehesten gefallen wäre, war von seiner Ehrlichkeit gerettet worden. Vielleicht war ja auch Igo deutlicher von seinem bevorstehenden Tod gezeichnet gewesen, als Menschen erkennen konnten, und die Elefantin hatte Mitleid gehabt.
    Die Krähen waren lästig: Sie ärgerten die Bienen, schissen den ganzen Wagen voll, triezten Mordefroh. Die Glikkin, die Raraini hieß, traf den abgeschieden lebenden Witwer, den sie heiraten wollte, aneinem Brunnen und verließ den Wildbahnzug. Der zahnlose neue Ehemann hatte sechs mutterlose Kinder, und sie hängten sich an Raraini wie verwaiste Entenküken an einen Hofhund. Damit waren nur noch zehn Reisende übrig.
    Â»Wir kommen jetzt in das Stammesgebiet der Arjikis«, sagte der Rafiqi.
    Die ersten Arjikis näherten sich ihnen ein paar Tage später. Sie hatten keine so prächtigen blauen Tätowierungen wie Fiyero – es waren Nomaden, Hirten, die dabei waren, die Schafe aus den westlichen Ausläufern der Großen Kallen für die jährliche Zählung und den Verkauf an östliche Abnehmer zusammenzutreiben. Trotzdem zerriss es Elphaba das Herz, als sie ihre stolzen Gestalten sah. Ihre Wildheit. Ihre Fremdartigkeit. Möglicherweise ist das eine Strafe bis zur Stunde meines Todes, dachte sie.
    Die Karawane bestand jetzt nur noch aus zwei Wagen: in einem der Rafiqi, Uda, der kleine Liir, der Spekulant Knicker und ein gillikinesischer Mechaniker namens Kaupp, im anderen Elphaba mit den Bienen, den Krähen und Mordefroh. Sie war bereits, schien es, als Hexe anerkannt. Es war keine ganz unleidliche Tarnung.
    Kiamo Ko war nur noch eine Woche entfernt.
    Der Wildbahnzug wandte sich nach Osten und kam zu den stahlgrauen Pässen der steilen Großen Kallen. Der Winter stand vor der Tür, und die verbliebenen Reisenden waren dankbar, dass es noch nicht geschneit hatte. Uda hatte vor, den Winter in einem Arjikilager zwanzig Meilen weiter zu verbringen. Im Frühling wollte sie auf der Nordroute durch Ugabu und das Perther Bergland von Gillikin in die Smaragdstadt zurückkehren. Elphaba dachte daran, ihr einen Brief an Glinda mitzugeben, falls sie nach all den Jahren noch dort wohnte, doch da sie sich nicht dafür entscheiden konnte, entschied sie sich dagegen.
    Â»Morgen«, sagte Uda, »werden wir Kiamo Ko sehen. Die Bergfeste der Herrschersippe der Arjikis. Bist du bereit, Schwester Elphie?«
    Elphaba konnte solche Sticheleien nicht leiden. »Ich bin keine Schwester mehr, ich bin eine Hexe«, sagte sie und versuchte, Uda giftige Gedanken zu schicken. Aber Uda war anscheinend stärker als der Koch, denn sie lachte nur und ging ihres Weges.
    Der Wildbahnzug machte an einem kleinen Bergsee Rast. Die anderen meinten, das Wasser sei erfrischend, wenn auch eiskalt; Elphaba interessierte das nicht. Doch in der Mitte war eine Insel, winzig, so groß wie eine Matratze, und darauf wuchs ein einziger laubloser Baum wie ein Schirm, dessen Bespannung verschlissen ist.
    Bevor Elphaba wusste, was los war – zu dieser Jahreszeit dämmerte es früh und noch früher in den Bergen –, hatte Mordefroh sich wie wild ins Wasser gestürzt und platschte und schwamm zu der Insel hinüber, wo er wohl eine Bewegung oder einen lockenden Geruch wahrgenommen hatte. Er stöberte im Riedgras herum und legte dann die Zähne, die das Wolfartigste an ihm waren, sanft um den Schädel eines kleinen Lebewesens im Gras.
    Elphaba war sich nicht sicher, doch es sah wie ein Säugling aus.
    Uda schrie, und Liir zitterte wie ein Wackelpudding. Mordefroh ließ los, aber nur, um gleich wieder nachzufassen, und sein Speichel troff

Weitere Kostenlose Bücher