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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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gefallen?«
    Â»Es ist eine Frau – wenn man so sagen kann«, antwortete Sechs.
    Â»Der Nachsatz war überflüssig«, sagte Sarima und setzte sich auf. »Wir sind auch alle nicht mehr die holden Nymphen von einst, Sechs.« Sie sah ihr Bild im Spiegel des Schranks an der Wand gegenüber: bleich wie Milchpudding, das immer noch hübsche Gesicht eingebettet in Fettwülste, die nach den Schwerkraftgesetzen sackten. »Nur weil du die Jüngste bist, Sechs, und deine Taille noch finden kannst, musst du noch lange nicht unfreundlich sein.«
    Sechs zog einen Flunsch. »Na, dann eben einfach eine Frau. Und: Huhn oder nicht? Sag’s mir jetzt gleich, damit Vier ihm den Kopf abschlagen und mit Rupfen anfangen kann, sonst bekommen wir vor Mitternacht nichts zu essen.«
    Â»Es wird Obst und Käse und Brot und Fisch geben. Es sind doch noch Fische im Brunnen, oder?«
    Mit einem bejahenden Nicken wandte Sechs sich zum Gehen, da fiel ihr noch ein zu bemerken: »Ich habe dir ein Glas süßen Tee gebracht, es steht da auf der Kommode.«
    Â»Vielen Dank. Jetzt sage mir, und wenn möglich ohne Sarkasmus, wie unser Besuch wirklich aussieht.«
    Â»Grün wie die Sünde, dünn und gebeugt, älter als du. Schwarz gekleidet wie eine alte Nonne – aber so alt auch wieder nicht. Ich würde schätzen ungefähr, na, dreißig, zweiunddreißig? Sie will ihren Namen nicht sagen.«
    Â»Grün? Gottvoll«, sagte Sarima.
    Â»Gottvoll ist nicht gerade das Wort, das einem in den Sinn kommt.«
    Â»Du meinst nicht grün vor Eifersucht, du meinst richtig grün?«
    Â»Vielleicht ist es ja aus Eifersucht, das kann ich nicht sagen, aber sie ist eindeutig grün. Richtig grasgrün.«
    Â»Soso. Na, dann gehe ich heute Abend in Weiß, damit wir uns farblich nicht beißen. Ist sie allein?«
    Â»Sie ist mit der Karawane gekommen, die wir gestern unten im Tal gesichtet haben. Sie ist mit einer kleinen Schar hiergeblieben: einem Wolfshund, einem Stock Bienen, einem Jungen, ein paar Krähen und einem kleinen Affen.«
    Â»Was will sie denn mit denen hier in den Bergen im Winter?«
    Â»Frag sie selbst.« Sechs rümpfte die Nase. »Sie ekelt mich an.«
    Â»Dich ekelt ja schon halbfeste Gelatine an. Wann gibt es heute Abendessen?«
    Â»Um halb acht. Mir dreht sich der Magen um, wenn ich sie sehe.«
    Sechs ging mit dem Gefühl, ihrem Abscheu zur Genüge Ausdruck verliehen zu haben, und Sarima nahm ihren Tee im Bett, bis sich ihre Blase meldete. Sechs hatte neues Holz auf das Feuer gelegt und die Vorhänge zugezogen, doch Sarima zog sie wieder auf, um in denHof zu schauen. Kiamo Ko strotzte an allen Ecken und Kanten von wuchtigen vorspringenden Rundtürmen, die direkt aus dem Fels des Berges in die Höhe stießen. Nachdem die Arjikis das Gebäude der Wasserwerkskommission entrungen hatten, hatten sie die Mauern zur Verteidigung mit Zinnen versehen. Trotz der Umbauten war der Grundriss des Gebäudes immer noch einfach: ein großes Haupthaus, von dem ungefähr in der Form eines U zwei lange, schmale Flügel abgingen und einen abschüssigen Hof einfassten. Wenn es regnete, schoss das Wasser über das Kopfsteinpflaster und strömte unter den prächtigen, mit Jaspis eingelegten Eichentoren hindurch, vorbei an dem armseligen Dörfchen, dessen Häuser sich an die Außenmauern der Burg schmiegten. Im Augenblick war der Hof holzkohlengrau, und der kalte Wind trieb Heu und totes Laub darüber hin. In der alten Schusterwerkstatt brannte Licht, und Rauch wirbelte aus dem Schornstein, der dringend neu verfugt werden musste – wie alles an diesem verfallenden Gemäuer. Sarima war froh, dass der Besuch nicht in das Hauptgebäude gebracht worden war. Als Fürstinwitwe der Arjikis genoss sie das Privileg, Reisende in den Privatgemächern von Kiamo Ko willkommen zu heißen.
    Nach dem Baden zog sie ein weißes Kleid mit weißen Paspeln an und legte den schönen Halsreif um, der wie eine Botschaft aus dem Anderen Land von ihrem lieben verschiedenen Gatten mehrere Monate nach dem bedauerlichen Unfall eingetroffen war. Aus Gewohnheit vergoss Sarima ein paar Tränen, während sie sich in diesem Kragen mit seinen flachen, juwelenbesetzten Gliedern bewunderte. Wenn er für diese Streunerin zu fein war, konnte Sarima ihn immer noch mit einer Serviette verdecken. Aber sie würde wissen, dass er da

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