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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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seinen sanften Farben, das Gesicht sorgfältig auf Willkommen vorbereitet.
    Auf dem Treppenabsatz erblickte sie die Reisende. Sie saß in einer Nische auf einer Bank und sah zu ihr auf.
    Beim Gang die zweite Treppe hinunter in den gefliesten Saal war ihr deutlich der Zynismus bewusst, der unter ihrem treuen Gedenken Fiyeros gärte, ihr Überbiss war ihr bewusst, ihre verflossene Schönheit, ihr Übergewicht, die Lächerlichkeit ihres Status als Herrscherin über nichts anderes als nervende Kinder und schnippische jüngere Schwestern, die dünne Fassade der Autorität, die kaum ihre Angst vor der Gegenwart, der Zukunft und sogar der Vergangenheit verbarg.
    Â»Herzlich willkommen«, brachte sie heraus.
    Â»Du bist Sarima«, sagte die Frau, das spitze Kinn im Aufstehen beinahe bedrohlich vorgeschoben.
    Â»Wer sonst?«, erwiderte sie und war froh, dass sie den Halsreif umhatte. Er kam ihr auf einmal vor wie ein Schild, der ihr Herz davor beschützte, von diesem Kinn durchbohrt zu werden. »Sei gegrüßt, meine Freundin. Ja, ich bin Sarima, die Herrin von Kiamo Ko. Woher kommst du, und wie heißt du?«
    Â»Ich komme von der Rückseite des Windes«, sagte die Frau, »und ich führe meinen Namen schon so lange nicht mehr, dass ich ihn deinetwegen nicht wieder hervorholen möchte.«
    Â»Nun, du bist jedenfalls hier willkommen«, sagte Sarima so selbstverständlich, wie sie konnte. »Aber wenn wir deinen Namen nicht kennen, werden wir dich Tante nennen müssen. Darf ich dich zum Essen einladen? Es wird in Bälde aufgetragen.«
    Â»Ich esse nichts, solange wir nicht geredet haben«, sagte die Besucherin. »Nicht eine Nacht werde ich in einem ungeklärten Verhältnis unter deinem Dach verbringen, lieber würde ich auf dem Grund eines Sees liegen. Sarima, ich weiß, wer du bist. Ich habe mit deinem Mann studiert. Ich weiß schon seit vielen Jahren von dir.«
    Â»Aber natürlich!« Sarima begriff. Die alten, sorgsam gehüteten Erinnerungen an das Leben ihres Mannes kamen nach oben. »Natürlich hat Fiyero von dir erzählt – und von deiner Schwester, Nessie, nicht wahr? Nessarose. Und von der bezaubernden Glinda, in die er, glaube ich, ein bisschen verliebt war, und von den beiden übermütigen Jungen, die wohl etwas verkehrt herum waren, und von Avaric und demnüchternen Boq. Wie habe ich es bedauert, dass diese glückliche Zeit in seinem Leben mir immer verschlossen geblieben ist, dass ich nie daran Anteil hatte – und jetzt kommst du mich besuchen! Ich wäre auch gern für ein oder zwei Semester nach Shiz gekommen, aber ich hatte nicht genug Grips, fürchte ich, und meine Eltern nicht genug Geld. Ich hätte eigentlich gleich darauf kommen müssen, wer du bist – bei deiner Hautfarbe, meine ich, die gibt es doch nur einmal, nicht wahr? Oder bin ich jetzt zu provinziell?«
    Â»Nein, sie ist einzig auf ihre Art«, sagte die Besucherin. »Aber bevor wir weiter höflichen Unsinn miteinander wechseln, muss ich dir etwas sagen, Sarima. Ich glaube, ich bin schuld an Fiyeros Tod –«
    Â»Damit bist du nicht die Einzige«, unterbrach Sarima sie. »Das ist hier bei uns eine nationale Freizeitbeschäftigung, sich am Tod eines Fürsten die Schuld zu geben. Eine Gelegenheit zu öffentlicher Trauer und Sühne, die die Leute, glaube ich insgeheim, auch ein klein wenig genießen.«
    Die Besucherin krümmte die Finger, als wollte sie in Sarimas geschlossenem Weltbild eine Lücke für sich aufreißen. »Ich kann dir erzählen, wieso. Ich will dir erzählen –«
    Â»Nur wenn ich es hören will, das ist mein Privileg. Dies ist mein Haus, und ich entscheide, was ich mir anhören möchte.«
    Â»Du musst mich anhören, damit mir verziehen werden kann«, sagte die Frau und wand dabei die Schultern hierhin und dorthin, als wäre sie ein Lasttier und litte unter einem unsichtbaren Joch.
    Sarima ließ sich in ihrem eigenen Haus nicht gern überrumpeln. Es hatte Weile, diese plötzlichen neuen Perspektiven zu überdenken. Wenn ihr danach war. Und nicht eher. Sie sagte sich, dass sie hier die Herrin war. Und damit konnte sie es sich leisten, großzügig zu sein.
    Â»Wenn ich mich recht entsinne«, auf einmal überschlugen sich die Erinnerungen in ihr, »dann bist du diejenige – Elphaba, genau, Fiyero hat natürlich von

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