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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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pisste sie mit einem mächtigen dampfenden Strahl, die Augen fest auf Elphaba geheftet.
    Dann sagte die Elefantin durch den Rafiqi: »Tochter des Drachens, auch ich bin verzaubert. Ich weiß, wie der Zauber gebrochen werden kann, aber ich habe mich entschieden, als Wechselwesen zu leben. Als Elefant wird man in der heutigen Zeit gejagt. Die Schrähen verehren mich. Sie haben Elefanten schon in der Zeit vor der Sprache angebetet, in der vorgeschichtlichen Zeit. Sie wissen, dass ich keine Göttin bin. Sie wissen, dass ich ein Lebewesen bin, das die magische Verkörperung als Mensch der gefährlichen Freiheit seiner eigenen machtvollen Gestalt vorzieht. In Zeiten der Krise, wenn das Leben zur Feuerprobe wird«, sagte sie, »sind diejenigen die Opfer, die am meisten sie selbst sind.«
    Elphaba konnte nur schauen, sie konnte nichts sagen.
    Â»Aber die Entscheidung, sich zu retten, kann ihrerseits tödlich sein«, fuhr die Fürstin Nastoya fort.
    Elphaba nickte, schaute weg, schaute wieder hin.
    Â»Ich werde dir drei Krähen als tierische Helfer mitgeben«, sagte die Fürstin. »Damit bist du jetzt als Hexe getarnt. Das ist deine Verstellung.« Sie machte eine Bemerkung zu den Krähen, und drei zerzauste, böse blickende Exemplare flogen herbei und ließen sich in der Nähe nieder.
    Â»Als Hexe getarnt?«, rief Elphaba aus. Was ihr Vater wohl denken würde? »Wieso denn das?«
    Â»Wir haben denselben Feind«, sagte die Fürstin. »Wir sind beide in Gefahr. Wenn du Hilfe brauchst, schick die Krähen aus. Sofern ich noch am Leben bin, sei es als alte Matriarchin oder als freie Elefantin , werde ich kommen und dir beistehen.«
    Â»Warum?«, fragte Elphaba.
    Â»Weil kein Rückzug von der Welt verbergen kann, was dir im Gesicht geschrieben steht«, lautete die Antwort.
    Die Fürstin sagte noch mehr. Es war Jahre her – mehr als ein Jahrzehnt –, seit Elphaba das letzte Mal Gelegenheit gehabt hatte, mit einem Tier zu sprechen. Wer, fragte sie die Fürstin, hatte sie verzaubert? Doch das wollte die Fürstin Nastoya nicht verraten, auch zum Selbstschutz, denn wenn derjenige starb, der sie verwünscht hatte, konnte das zur Aufhebung der Verwünschung führen, und diese war zugleich ihre Sicherheit.
    Â»Aber ist das Leben in der falschen Gestalt lebenswert?«, fragte Elphaba.
    Â»Das Innere verändert sich nicht, höchstens durch die Beschäftigung mit sich selbst. Wovor man keine Angst haben und zugleich auf der Hut sein muss.«
    Â»Ich habe kein Inneres«, sagte Elphaba.
    Â» Irgendetwas hat diesen Bienen befohlen, den Koch zu töten«, versetzte die Fürstin Nastoya mit einem Funkeln in den Augen. Elphaba merkte, wie sie erbleichte.
    Â»Ich nicht!«, beteuerte sie. »Nein, das kann ich nicht gewesen sein! Und wie hast du davon erfahren?«
    Â»Doch, das warst du, in gewisser Weise. Du bist eine starke Frau. Und ich kann Bienen hören, musst du wissen. Mein Gehör ist scharf.«
    Â»Ich würde gern hier bei dir bleiben«, sagte Elphaba. »Das Leben ist sehr hart mit mir umgesprungen. Wenn du mich hören kannst, obwohl ich das selbst nicht kann – wozu nicht einmal die Mutter Oberin in der Lage war –, könntest du mir helfen, keinen Schaden in der Welt anzurichten. Das ist alles, was ich mir wünsche: keinen Schaden anrichten.«
    Â»Wie du selbst erklärt hast, hast du eine Pflicht zu erfüllen«, sagte die Fürstin. Sie schlang ihren Rüssel um Elphabas Gesicht, betastete seine Züge und Zeichen. »Geh und erfülle sie!«
    Â»Darf ich zu dir zurückkehren?«, fragte Elphaba.
    Aber die Fürstin antwortete nicht. Sie wurde langsam müde, denn sie war selbst für eine Elefantin uralt. Ihr Rüssel schwang hin und her wie ein Pendel an einer Uhr. Auf einmal streckte sich die große Nasenhand aus, legte sich Elphaba schwer und doch sacht auf dieSchulter und wand sich ein wenig um ihren Hals. »Hör mir zu, Schwester«, sagte sie. »Denk immer daran: Nichts steht in den Sternen geschrieben. Nicht in diesen Sternen und auch nicht in irgendwelchen anderen. Niemand bestimmt dein Geschick.«
    Elphaba konnte nicht antworten, so erschrocken war sie über die Berührung. Von der Elefantin entlassen zog sie sich zurück und wusste kaum mehr, wer sie war.
    Es folgte der Rückweg auf dem Rücken der Kamele durch die flimmernden

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