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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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schnitt eine Grimasse und machte mit Mund und Händen pfff. Sarima wollte gerade nachbohren – die Sache interessierte sie schon seit langem –, als Drei in die Küche gestürzt kam.
    Â»Die Pässe unter uns müssen früher als sonst wieder frei sein«, sagte sie, »denn wir haben eine Karawane gesichtet, die sich von Norden über den Krampfenpass kämpft. Sie wird morgen hier sein.«
    Â»Na, großartig«, sagte Sarima, »und die Burg ein einziger Saustall. Immer dasselbe! Warum lernen wir nie daraus? Rasch, ruf die Kinder zusammen, dann machen wir uns daran, alles herzurichten. Man weiß nie, Tante, ob nicht jemand Besonderes kommt. Man muss vorbereitet sein.«
    Manek, Nor und Irji kamen von ihrem Spiel angelaufen. Drei erzählte ihnen die Neuigkeit, und sie mussten sofort auf den höchsten Turm flitzen, um im nachlassenden Regen mit eigenen Augen zu sehen, was zu sehen war, und mit Schürzen und Taschentüchern zu winken. Ja, es war eine Karawane. Fünf oder sechs Schnarken und ein kleiner Wagen pflügten sich durch Schnee und Schlamm, überquerten mühsam die Furt eines Baches, hielten an, um ein gebrochenes Rad zu reparieren, hielten an, um die Schnarken zu füttern. Es war eine tolle Abwechslung, und während sie bei Tisch ihren Eintopf löffelten, schwadronierten die Kinder unentwegt darüber, was für überraschende Gäste die Karawane wohl bringen mochte. »Sie haben nie aufgehört zu hoffen, dass ihr Vater eines Tages heimkehrt«, flüsterte Sarima Elphaba zu. »Diese Aufregung kommt von der Hoffnung, auch wenn ihnen das gar nicht bewusst ist.«
    Â»Wo ist Liir?«, fragte Vier. »Er versäumt einen köstlichen Eintopf, wenn er nicht rechtzeitig erscheint. Falls er hinterher angequengelt kommt, kriegt er keinen mehr. Kinder, wo ist Liir?«
    Â»Vorhin hat er noch mit uns gespielt. Vielleicht ist er eingeschlafen«, sagte Irji.
    Â»Kommt, wir machen ein großes Feuer und senden den Reisenden zur Begrüßung ein Rauchzeichen«, rief Manek und sprang vom Tisch auf.
    9
    Zur Mittagszeit des nächsten Tages nahmen die Schnarken und der Wagen den letzten, schwierigen Anstieg zur Burg mit ihrem Jaspis- und Eichentor in Angriff. Die Dörfler kamen aus ihren Hütten und stemmten sich mit aller Kraft hinter den Wagen, damit er durch die tiefen Schlamm- und Eisfurchen kam und schließlich über die heruntergelassene Zugbrücke rumpelte. Elphaba, deren Neugier genauso geweckt war wie die aller anderen, stand mit der Fürstinwitwe der Arjikis und ihren Schwestern auf der Mauer über dem klobigen Eingangstor. Die Kinder warteten unten im gepflasterten Hof, alle außer Liir.
    Der Anführer, ein grauhaariger junger Mann, deutete eine Verbeugung vor Sarima an. Die Schnarken entleerten sich mit geräuschvollemPladdern auf dem Kopfsteinpflaster – sehr zum Vergnügen der Kinder, die vorher noch nie Schnarkenfladen gesehen hatten. Dann trat der Anführer an den Wagen, öffnete die Tür und stieg hinein. Sie hörten, wie er die Stimme erhob, als redete er mit jemand Schwerhörigem.
    Sie warteten. Der Himmel war strahlend blau, beinahe frühlingshaft, und die Eiszapfen hingen als gefährliche Dolche an den Traufen und schmolzen vor sich hin. Die Schwestern zogen alle den Bauch ein und verwünschten das über den Hunger verzehrte Stück Lebkuchen, die gesüßte Sahne im Kaffee, und gelobten Besserung. Bitte, liebe Lurlina, mach, dass es ein Mann ist!
    Der Karawanenführer kam wieder heraus und bot jemandem hilfreich die Hand. Aus dem Wagen stieg eine alte, steifknochige Gestalt in tristem dunklen Rock und einer – selbst für provinzielle Maßstäbe – grauenhaft altmodischen Haube.
    Elphaba jedoch beugte sich vor, Kinn und Nase spitzer denn je, und schnüffelte wie ein Hund. Die Besucherin drehte sich um, und die Sonne schien ihr ins Gesicht.
    Â»Das gibt’s nicht«, hauchte Elphaba. »Es ist meine alte Amme!« Und eilends verließ sie die Mauer, um die alte Frau in die Arme zu schließen.
    Â»Eine menschliche Regung, wer hätte das gedacht?«, sagte Vier naserümpfend. »Das hätte ich ihr niemals zugetraut.« Denn die Tante schluchzte beinahe vor Glück.
    Der Karawanenführer wollte nicht zum Essen bleiben, aber Ämmchen mit ihren Koffern und Truhen hatte offensichtlich nicht vor, weiterzufahren. Sie bezog

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