Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
Vom Netzwerk:
nüchtern, dass Liir zu beleidigt war, um zu maulen.
    Manek versteckte sich ein Weilchen unter der Treppe. Als Nor nicht auftauchte, beschloss er, dass hinter dem Altarbehang in der alten Kapelle ein noch besseres Versteck wäre. »Bin gleich wieder da, Liir«, zischte er, doch da Liir keine Antwort gab, wollte er wohl, vermutete Manek, weiter den Gekränkten spielen.
    Sarima hatte sich ausnahmsweise einmal in die Küche verirrt und versuchte sich an einem Eintopf von schlaffem Gemüse aus dem Vorratskeller. Die Schwestern veranstalteten im Musikzimmer darüber eine private Tanzmatinee. »Hört sich an wie eine Herde Elefanten«, sagte Sarima, als die Tante auf der Suche nach einem Happen zu essen hereinkam.
    Â»Ich hatte nicht erwartet, dich hier anzutreffen«, sagte Elphaba. »Ich muss mich nämlich über deine Kinder beschweren.«
    Â»Die lieben kleinen Wüstlinge, was jetzt wieder?«, sagte Sarima, während sie rührte. »Haben sie dir Spinnen ins Bett getan?«
    Â»Spinnen würden mich nicht stören. Die könnten die Krähen fressen. Nein, Sarima, die Kinder wühlen in meinen Sachen herum, sie quälen Plapperaff unbarmherzig, und sie hören nicht, wenn ich mit ihnen rede. Kannst du nicht etwas unternehmen?«
    Â»Was soll ich schon unternehmen?«, sagte Sarima. »Hier, probier mal diese Steckrüben. Sind die noch gut?«
    Â»Nicht mal Mordefroh würde die anrühren«, befand Elphaba. »Bleib lieber bei den Mohrrüben. Ich finde, deine Kinder sind ungezogen, Sarima. Sollten sie nicht auf die Schule geschickt werden?«
    Â»O ja, in einem besseren Leben gewiss, aber wie soll das hier gehen?«, entgegnete ihre Mutter seelenruhig. »Ich habe dir ja gesagt, dass sie wandelnde Zielscheiben für Stammesgenossen mit Herrscherambitionen sind. Es ist schon riskant genug, sie im Sommer an den Hängen um Kiamo Ko herumlaufen zu lassen. Ich muss immer damit rechnen, dass jemand sie mit durchgeschnittenen Kehlen findet und mir zur Beerdigung heimbringt. Das ist der Preis der Witwenschaft, Tante. Wir müssen uns durchschlagen, so gut wir können.«
    Â»Ich war ein braves Kind«, sagte Elphaba mit Nachdruck. »Ich habe mich um meine kleine Schwester gekümmert, die von Geburt an schwer behindert war. Ich habe meinem Vater gehorcht – und meiner Mutter, bis sie starb. Ich bin als Missionarskind herumgezogen und habe Zeugnis für den Namenlosen Gott abgelegt, obwohl ich im Grunde nicht an ihn glaubte. Ich war gehorsam, und ich glaube nicht, dass es mir geschadet hat.«
    Â»Was hat dir dann geschadet?«, fragte Sarima schlagfertig.
    Â»Du willst nicht hören«, sagte Elphaba, »da kann ich mir alles weitere Reden sparen. Aber warum auch immer, deine Kinder sind ungezogen. Ich halte nichts von deiner laxen Erziehung.«
    Â»Ach, im Herzen sind alle Kinder gut.« Sarima schabte eifrig die Mohrrüben. »Sie sind so unschuldig und fröhlich. Es heitert mich auf, wenn ich sie spielend durchs Haus tollen sehe. Nur zu schnell werden diese schönen Tage vorbei sein, liebe Tante, und dann werden wir uns nach der Zeit zurücksehnen, als das Haus noch widerhallte von kindlichem Gelächter.«
    Â»Teuflischem Gelächter.«
    Â»Kinder sind von Natur aus gut«, erklärte Sarima entschieden und mit wachsender Begeisterung für das Thema. »Du hast doch sicher von der kleinen Ozma gehört, die vor vielen Jahren vom Zauberer verschleppt wurde, nicht wahr? Es heißt, dass sie irgendwo in einer Höhle eingefroren ist, vielleicht sogar in den Kallen, wer weiß. Dort lebt sie in kindlicher Unschuld fort, weil der Zauberer nicht den Mut hat, sie umzubringen. Eines Tages wird sie zurückkehren und über Oz herrschen, und sie wird die beste und weiseste Herrscherin sein, die wir je hatten, weil sie die Weisheit der Jugend besitzt.«
    Â»Ich habe noch nie an kindliche Retter der Welt geglaubt«, sagte Elphaba. »Meiner Meinung nach sind die Kinder diejenigen, die gerettet werden müssen.«
    Â»Du ärgerst dich einfach, weil die Kinder so lebendig sind.«
    Â»Deine Kinder sind böse kleine Teufel«, sagte Elphaba hocherregt.
    Â»Meine Kinder sind nicht böse, und weder meine Schwestern noch ich waren böse Kinder.«
    Â»Deine Kinder sind nicht brav«, sagte Elphaba.
    Â»Und wie beurteilst du dann Liir, was das betrifft?«
    Â»Ach, Liir«, sagte Elphaba,

Weitere Kostenlose Bücher