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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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kleine Dörfer, bunt und fröhlich wie aus einem Baukasten, lagen blühend inmitten der faltigen Felderlandschaft mit ihrem milden Klima.
    Je weiter sie jedoch nach Osten kam, umso häufiger war die Straße aufgerissen. Stemmeisen hatten Ziegelsteine herausgebrochen, Bäume waren gefällt und Buschwerkwälle errichtet worden. Es sah aus, als ob einige der kleineren Brücken gesprengt worden wären. Eine Schutzmaßnahme gegen Vergeltungsschläge durch die Armee des Zauberers?
    Schließlich landete Elphaba in dem Städtchen Kolkengrund und schlief unter einem grünen Lorbeerbaum. Als sie aufwachte, fragte sie einen Kaufmann nach dem Herrenhaus, und während er ihr den Weg beschrieb, zitterte er, als wäre sie eine Dämonin. Grüne Haut ist den Munchkins also immer noch unheimlich, bemerkte sie bei sich, und ging das letzte Stück zu Fuß. Kurz nach dem Frühstück traf sie vor dem Tor von Kolkengrund ein.
    Ihre Mutter hatte seinerzeit in Quadlingen, wo sie alle in wasserdichten Stiefeln durch die knöchelhohe Brühe gewatet waren, wehmütig und zornig von Kolkengrund gesprochen. Die Jahre in der schicken historischen Kulisse von Shiz und dem Prunk der Smaragdstadt hätten Elphaba auf ein imposantes Anwesen vorbereiten sollen. Doch sie staunte, ja erschrak regelrecht vor der Pracht von Kolkengrund.
    Das Tor war vergoldet, vom Vorhof war jedes Fitzelchen Gras und Dung weggefegt, und Terrakottatöpfe mit Formbäumchen, zu Heiligenfiguren beschnitten, zierten in einer Reihe den Balkon über der wuchtigen Eingangstür. Amtspersonen mit Bändern, die vermutlich Rang und Würde im neuen Freistaat Munchkinland anzeigten, standen in kleinen Gruppen auf einer Seite. Die Kaffeetassen in ihren Händen deuteten darauf hin, dass die Würdenträger gerade eine frühmorgendliche Staatsratsitzung hinter sich gebracht hatten. Mit Schwertern bewaffnete Wachposten hinter dem Tor traten schneidig vor und versperrten ihr den Weg. Dass sie protestierte, schien sie natürlich sofort als gefährliche Verrückte zu entlarven, und die Männer machten gerade Anstalten, sie zu entfernen, als jemand um die Ecke eines Anbaus bog und ihnen Einhalt gebot.
    Â»Fabala!«, sagte er.
    Â»Ja, Papa, hier bin ich«, antwortete sie wie ein wohlerzogenes Kind.
    Sie drehte sich um. Die Würdenträger, die ihre Gespräche unterbrochen hatten, nahmen diese wieder auf, wohl weil sie erkannten, dass es unhöflich wäre, dieses Wiedersehen zu belauschen. Die Wächter gaben den Weg frei, als Frex sich näherte. Seine Haare waren lang und dünn und wurden wie eh und je von einer ledernen Klammer zusammengehalten. Sein Bart war sahnefarben und reichte ihm bis zur Taille.
    Â»Dies ist die Schwester der Eminenz des Ostens«, sagte Frex mit Blick auf Elphaba, »und meine älteste Tochter. Lasst sie passieren, gute Männer, jetzt und jederzeit.« Er nahm ihre Hand und drehte ein wenig den Kopf wie ein Vogel, um sie mit dem einen guten Auge anzuschauen. Das andere Auge, erkannte sie, war erblindet.
    Â»Komm, wir wollen unser Wiedersehen unter uns feiern, nicht hier in der Öffentlichkeit«, sagte Frex. »Wirklich, Fabala, du bist in diesen langen Jahren das Abbild deiner Mutter geworden!« Sie gingen durch eine Seitentür ins Haus und in einen kleinen Salon mit safrangelben Seidenbezügen und pflaumenblauen Samtkissen. Die Tür schloss sich hinter ihnen. Frex ließ sich bedächtig auf dem Sofa nieder und klopfte neben sich auf das Polster. Zögernd setzte sie sich,verunsichert darüber, wie viel sie für ihn empfand. Sie fühlte sich so hilflos.
    Â»Ich wusste, du kommst, wenn ich dir schreibe«, sagte er. »Fabala, ich habe es immer gewusst.«
    Er nahm sie steif in die Arme. Als er sich ausgeweint hatte, fragte er sie, wo sie gewesen war und was sie gemacht hatte und warum sie nie nach Hause gekommen war.
    Â»Ich war mir nicht sicher, ob es für mich ein Zuhause gibt«, erwiderte sie und spürte, dass es die Wahrheit war. »Wenn du eine Stadt bekehrt hattest, Papa, bist du weitergezogen zu neuen Taten. Dein Zuhause war das Weideland der Seele; meines nicht. Außerdem hatte ich meine eigene Arbeit zu tun.« Sie stockte und fügte dann leise hinzu: »Das dachte ich jedenfalls.«
    Sie erwähnte, dass sie sich jahrelang in der Smaragdstadt aufgehalten hatte, sagte aber nicht, warum.
    Â»Und hat Ämmchen

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