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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Verbindung aufnehmen, nicht wo seine großen Hände auf ihren lagen. Sie atmete durch die Nase, um nicht aus einem ungewaschenen Mund nach Frühstück zu riechen (Obst und ein Glas Wein, oder waren es zwei gewesen?). Ihr war, als könnte sie ohnmächtig werden.
    Â»Mögen in Glas schauen«, forderte er sie auf. Sie konnte nur auf seinen Hals und seine himbeerhonigfarbene Haut schauen.
    Er sah sie an. Elphaba kam und hielt sich mit einer kleinen Hand an seinem Knie fest; sie wollte auch schauen.
    Â»Ehemann ist nahe«, sagte Schildkrötenherz. War dies eine Weissagung durch einen Glasteller, oder stellte er ihr eine Frage? Doch er fuhr fort: »Ehemann mögen kommen mit Esel, um ältere Frau zu bringen. Ist Ahnin, die auf Besuch kommt?«
    Â»Ist wahrscheinlich alte Amme«, sagte Melena. Sie verfiel schon in seine wunderliche Ausdrucksweise, passte sich schamlos an. »Mögen Sie das wirklich da drin sehen können?«
    Er nickte. Elphaba nickte auch, aber warum?
    Â»Wie viel Zeit bleibt uns, bis er hier ist?«, fragte sie.
    Â»Bis Abend.«
    Bis Sonnenuntergang sprachen sie kein Wort mehr. Sie schütteten Asche aufs Feuer, machten Elphaba an einem Gurt fest und setzten sie vor das abkühlende Glas, das sie wie einen Spiegel an einer Schnur aufhängten. Es schien sie zu fesseln und zu beruhigen, sie nagte nicht einmal geistesabwesend an ihren Handgelenken oder Zehen. Sie ließen die Haustür offen stehen, damit sie von Zeit zu Zeit vom Bett aus nach dem Kind sehen konnten, das, geblendet vom prallen Sonnenschein, im Dunkel des Hauses nichts hätte erkennen können und sich ohnehin kein einziges Mal umschaute. Schildkrötenherz war hinreißend schön. Melena spielte mit ihm Drachenschlange, nahm ihn in den Mund, goss ihn sich in die Hände, erhitzte und kühlte und formte sein Leuchten. Er füllte ihre Leere.
    Sie waren gewaschen und bekleidet und hatten das Abendessen fast fertig, als der Esel eine halbe Meile entfernt schrie. Melena wurde rot. Schildkrötenherz blies wieder an seiner Pfeife. Elphaba drehte sich um und blickte in die Richtung des rauhen Eselsschreis. Ihre Lippen, die gegen die Frühapfelfarbe ihrer Haut beinahe schwarz wirkten, spannten sich, fest aneinandergepresst. Sie biss sich auf die Unterlippe, als dächte sie nach, doch es blutete nicht; mit der Zeit hatte sie gelernt, die Zähne etwas vorsichtiger zu gebrauchen. Sie legte die Hand auf die scheinende Scheibe. Das Glasoval fing das letzte Blau des Himmels ein, bis es wie ein magischer Spiegel aussah, in dem nichts als silberkaltes Wasser zu sehen war.

Die sichtbare Welt und die unsichtbare
    D en ganzen Weg von Hintersteinfurt, wo Frex sie von der Kutsche abholte, beklagte sich Ämmchen. Hexenschuss, schwache Nieren, Senkfüße, Zahnfleischbluten, wundgesessener Hintern. Am liebsten hätte Frex bemerkt: Und was ist mit deinem aufgeblähten Ich? Doch obwohl er die Gemeinschaft der Menschen schon länger mied, wusste er, dass das unhöflich gewesen wäre. Ämmchen bemitleidete sich und klammerte sich eisern an ihrem schwankenden Sitz fest, bis sie im Pfarrhaus bei Binsenrain eintrafen.
    Melena begrüßte Frex mit rührender Schüchternheit. »Mein Harnisch, meine Stütze«, murmelte sie. Sie war schlank nach dem harten Winter, die Backenknochen standen stärker vor. Ihre Haut sah aus wie mit der Drahtbürste eines Künstlers gescheuert – aber sie hatte schon immer etwas von einer Fleisch gewordenen Radierung gehabt. Sie war gewöhnlich keck mit ihren Küssen, und er fand ihre Zurückhaltung bedenklich, bis er merkte, dass ein Fremder im Schatten stand. Nachdem alle vorgestellt waren, sahen Ämmchen und Melena zu, dass etwas zu essen auf den Tisch kam, und Frex streute dem armen Vieh, das den Wagen gezogen hatte, etwas Hafer hin. Als das getan war, setzte er sich in das Licht des Frühlingsabends, um die Bekanntschaft mit seiner Tochter zu erneuern.
    Elphaba war vorsichtig in seiner Nähe. Er holte aus seinem Beutel ein Mitbringsel, das er für sie geschnitzt hatte, einen kleinen Spatz mit einem drolligen Schnabel und erhobenen Flügeln. »Sieh nur, Fabala«, flüsterte er (Melena konnte den Kosenamen nicht leiden, deshalb benutzte er ihn: Es war sein und Elphabas heimliches Band, derVater-Tochter-Pakt gegen die Welt). »Sieh nur, was ich im Wald gefunden habe. Einen kleinen Ahornvogel.«
    Die Kleine

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