Wicked - Die Hexen von Oz
Finger, weich wie Kalbshaut, an den Hals. Frex zitterte und merkte, dass er geschrien hatte. Ãmmchen und Melena standen schweigend mit dem Fischgericht in der Tür.
»Das ist nur eine Redensart, ich bin nicht krank«, sagte er, doch die Fürsorge des Fremden rührte ihn. »Ich denke, wir essen jetzt erst mal.«
Das taten sie. Elphaba aà nichts von ihrer Portion, sie polkte nur dem gebackenen Fisch die Augen aus und versuchte, sie ihrem flügellosen Vogel einzusetzen. Ãmmchen grummelte etwas über den Wind vom See, ihr Frösteln, ihren steifen Rücken, ihre Verdauung. Ihre Blähungen roch man schon von Weitem, und Frex setzte sich so diskret wie möglich auf ihre Windseite. Dadurch bekam er den Quadlinger zum Banknachbarn.
»Und, ist Ihnen das jetzt klar?« Frex deutete mit der Gabel auf die Landkarte von Oz.
»Die Smaragdstadt mag wo sein?«, fragte der Quadlinger mit Fischgräten zwischen den Lippen.
»Genau in der Mitte«, antwortete Frex.
»Und da ist Ozma«, sagte Schildkrötenherz.
»Ozma, zur Königin von Oz bestimmt â heiÃt es jedenfalls«, sagte Frex. »Aber in unseren Herzen muss der Namenlose Gott Herrscher über alles sein.«
»Wie mag ein Wesen ohne Namen herrschen können â«, begann Schildkrötenherz.
»Keine Theologie beim Essen!«, tönte Melena. »Das ist seit Anbeginn unserer Ehe eine Hausregel, Schildkrötenherz, und wir halten uns daran.«
»AuÃerdem bin ich immer noch der Lurlina ergeben.« Ãmmchen schnitt eine Grimasse in Frexâ Richtung. »Alte Leute wie ich dürfen das. Kennen Sie Lurlina, fremder Herr?«
Schildkrötenherz schüttelte den Kopf.
»Wenn Theologie kein Gesprächsthema sein darf, dann gewiss auch nicht dieser heidnische Quatsch â«, begann Frex, aber Ãmmchen, die schlieÃlich zu Gast war und sich gern ein wenig taub stellte, wenn es ihr passte, redete unverdrossen weiter.
»Lurlina ist die Feenkönigin, die auf ihrem Flug über die sandigen Wüsten unter sich das schöne grüne Land Oz erblickte. Sie trug ihrer Tochter Ozma auf, in ihrer Abwesenheit das Land zu regieren, und versprach, in seiner dunkelsten Stunde nach Oz zurückzukehren.«
»Ha!«, machte Frex.
»Bleib mir weg mit deinem Ha!« Ãmmchen zog die Nase hoch. »Ich habe genauso ein Recht auf eigene Meinungen wie du, o gottgefälliger Frexspar. Wenigstens bringen sie mich nicht so in Schwierigkeiten wie dich deine.«
»Ãmmchen, mäÃige dich!«, sagte Melena und amüsierte sich.
»Das ist doch Unsinn«, sagte Frex. »Ozma residiert in der Smaragdstadt, und wer sie gesehen hat, oder Gemälde von ihr, weiÃ, dass sie gillikinesischer Abstammung ist. Sie hat die typische breite Stirn, die kleine Zahnlücke vorne, den Schock blonder Locken, die jähen Stimmungswechsel â meistens Wutanfälle. Alles typisch für Gillikinesen. Du hast sie doch mal gesehen, Melena, erzählâs ihm.«
»Oh, sie ist elegant auf ihre Art«, musste Melena zugeben.
»Die Tochter einer Feenkönigin?«, fragte Schildkrötenherz.
»Auch das ist Unsinn«, erklärte Frex.
»Ãberhaupt kein Unsinn!«, widersprach Ãmmchen.
»Die Leute bilden sich ein, dass sie sich immer wieder selbst neu gebiert wie ein Phönix«, sagte Frex. »Ha und noch mal ha! In den letzten dreihundert Jahren hat es ganz verschiedene Ozmas gegeben. Ozma die Verlogene war eine eifrige Nonne, die ihre Entscheidungen in einem Eimer aus der höchsten Turmstube ihres Klosters herablieÃ. Sie war verrückt wie ein Mistkäfer. Ozma die Kriegerin unterwarf sich den Glikkus, wenigstens eine Zeitlang, und konfiszierte die Smaragde, mit denen die Smaragdstadt geschmückt wurde. Ozma die Bibliothekarin tat ihr Lebtag nichts anderes als Genealogienlesen. Dann gab es noch Ozma die Kaumgeliebte, die Hermeline als Haustiere hielt. Sie erlegte den Bauern erdrückende Steuern auf, um das StraÃennetz aus gelben Ziegelsteinen in Angriff zu nehmen, an dem heute noch gebaut wird â na, viel Glück damit, kann ich nur sagen.«
»Wer ist jetzt Ozma?«, fragte Schildkrötenherz.
»Sie müssen wissen«, sagte Melena, »dass ich einmal das Vergnügen hatte, die letzte Ozma während der Vergnügungssaison in der Smaragdstadt kennenzulernen â mein GroÃvater, Eminenz Thropp,
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