Wicked - Die Hexen von Oz
die Laken fester. Sie sind schmutzig.«
»Ich muss wohl kaum fragen, wessen Schweià das ist â¦Â«
»Nein, das musst du nicht fragen, aber halte mir bloà keine Moralpredigten.«
»Du weiÃt, dass Frex das früher oder später merken wird. Diese dynamischen Mittagsschläfchen, die du hältst â na ja, du hattest von jeher eine Schwäche für kräftige Kerle.«
»Ãmmchen, lass das, das geht dich gar nichts an!«
»Bedauerlicherweise«, seufzte Ãmmchen. »Ist das Altwerden nicht eine einzige Gemeinheit? Ich würde meine harterworbenen Weisheitsperlen jederzeit gegen eine flotte Nummer mit dem Herrn Fahnenmastträger eintauschen.«
Melena spritzte Ãmmchen eine Handvoll Wasser ins Gesicht, damit sie den Mund hielt. Die alte Frau kniff die Augen zusammen und sagte: »Na, es ist dein Garten, pflanz darin, was du willst, und ernte, was du kriegst. Worüber ich eigentlich reden wollte, ist die Kleine.«
Das Mädchen hockte mittlerweile hinter dem Birnbaum und spähte mit schmalen Augen in die Ferne. Sie sah aus, dachte Melena,wie eine Sphinx, wie ein steinernes Ungeheuer. Selbst als eine Fliege in ihrem Gesicht landete und über ihren Nasenrücken spazierte, verzog die Kleine keine Miene. Plötzlich sprang sie auf und machte einen Satz, ein nacktes grünes Kätzchen auf der Jagd nach einem unsichtbaren Schmetterling.
»Weshalb?«
»Melena, sie muss sich an andere Kinder gewöhnen. Sie wird ein bisschen zu sprechen anfangen, wenn sie merkt, dass andere Kinder sprechen.«
»Die Bedeutung des Sprechens bei Kindern wird allgemein überschätzt.«
»Werd nicht pampig! Du weiÃt, dass sie den Kontakt zu anderen Menschen auÃer uns braucht. Leicht wird sie es sowieso nicht haben, es sei denn, sie wird ihre grünliche Haut los, wenn sie älter wird. Sie braucht regelmäÃige Ansprache. Schau, ich stelle ihr Aufgaben, ich trällere ihr Kinderlieder vor. Melena, warum reagiert sie darauf nicht wie andere Kinder?«
»Sie ist langweilig. Manche Kinder sind einfach so.«
»Sie sollte andere Knirpse zum Spielen haben. Sie würde lernen, ein bisschen vergnügt zu sein.«
»Ehrlich gesagt, erwartet Frex nicht, dass ein Kind von ihm vergnügt ist«, sagte Melena. »Vergnügen wird in dieser Welt viel zu hoch bewertet, Ãmmchen. Da bin ich ganz seiner Meinung.«
»Und dein Geschlängel mit Schildkrötenherz ist was â eine Andachtsübung?«
»Ich habe gesagt, du sollst nicht so gemein sein!« Melena nahm sich den Frotteestoff vor und schlug ihn verärgert. Ãmmchen würde keine Ruhe geben, sie führte irgendetwas im Schilde. Und Ãmmchen hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Wenn Melena müde war, weil sie den Vormittag im Gemüsegarten gearbeitet hatte, stahl sich Schildkrötenherz in den kühlen Schatten des Hauses. Er gab ihr ein Gefühl von Heiligkeit, und nicht allein ihre Unterwäsche fiel von ihr ab, wenn sie sich keuchend auf das Bettzeug fallen lieÃen. Sie verlor auch jede Scham.
Sie wusste, was die Allgemeinheit darüber dachte. Dennoch, wegen Ehebruch vor ein Tribunal unionistischer Geistlicher gestellt, würde sie die Wahrheit sagen. Irgendwie hatte Schildkrötenherz sie gerettet und ihr Kraft und Hoffnung wiedergegeben. Ihr Glaube an das Gute in der Welt war in Scherben gegangen, als die kleine grüne Elphaba aus ihr herausgekommen war. Das Kind war eine maÃlos strenge Strafe für eine Sünde, die so gering war, dass sie nicht einmal wusste, ob sie sie überhaupt begangen hatte.
Es war nicht der Sex, der sie rettete, obwohl der Sex ungemein belebend war, geradezu erschreckend. Es war der Umstand, dass Schildkrötenherz nicht rot wurde, wenn Frex erschien, dass er nicht vor der hässlichen kleinen Elphaba zurückschreckte. Er ging weiter hinten im Garten seiner Arbeit nach, Glas zu blasen und zu schleifen, als ob das Leben ihn eigens zur Erlösung Melenas hergeführt hätte. Welches Ziel er auch einmal gehabt haben mochte, er hatte es vergessen.
»Na schön, du aufdringliche alte Kuh«, sagte Melena. »Nur mal spaÃeshalber, was schlägst du vor?«
»Wir müssen Elphie nach Binsenrain bringen und ein paar kleine Kinder finden, mit denen sie spielen kann.«
Melena lieà sich hinplumpsen. »Du machst wohl Witze!«, rief sie. »Auch wenn Elphaba nicht die
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