Wicked - Die Hexen von Oz
Kinder bewegten sich auf einmal langsamer. Es waren Jungen und Mädchen, braun im Gesicht und weià am Körper, alle schmutzig, alle neugierig. Obwohl sie weiter im Kreis gingen, weil sie irgendein Ausdauer- oder Phantasiespiel machten, lieÃen sie Elphaba nicht aus den Augen.
»Du weiÃt sicher â natürlich weiÃt du es â, dass dies Melena ist, und ich bin ihre Amme«, sagte Ãmmchen. »Sehr erfreut, dich kennenzulernen, Gornette.« Sie warf Melena einen verstohlenen Blick zu, biss sich auf die Oberlippe und nickte.
»Sehr erfreut, ja, gewiss«, sagte Melena eisig.
»Und wir bräuchten deinen Rat, denn du bist uns wärmstens empfohlen worden«, sagte Ãmmchen. »Das kleine Mädchen hier hat Probleme, und so sehr wir uns auch den Kopf zerbrechen, wir kommen auf keine guten Ideen.«
Gornette beugte sich misstrauisch vor.
»Die Kleine ist grün«, flüsterte Ãmmchen vertraulich. »Bei ihrer bezaubernden und herzlichen Art ist dir das vielleicht noch gar nicht aufgefallen. Natürlich wissen wir, dass die braven Bürger von Binsenrain sich von so etwas niemals stören lassen würden. Aber weil sie grün ist, ist sie schüchtern. Sieh sie dir an! Eine schreckhafte kleine Springschildkröte. Wir müssen sie aus ihrem Panzer herausholen, sie fröhlicher machen, und wir wissen nicht, wie.«
»Grün ist sie, das kann man sagen«, bestätigte Gornette. »Kein Wunder, dass dem nichtsnutzigen Bruder Frexspar so lange das Predigen vergangen ist.« Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte rauh und herzlos. »Jetzt traut er sich langsam wieder, damit anzufangen. Der hat echt Nerven.«
»Bruder Frexspar«, unterbrach Melena kalt, »weist uns auf das Schriftwort hin: âºNiemand kennt die Farbe einer Seele.â¹ Gornette, er meinte, ich sollte dir die Stelle in Erinnerung rufen.«
»So, meinte er«, brummelte Gornette etwas kleinlauter. »Na schön, und was wollt ihr von mir?«
»Lass sie spielen, lass sie lernen, lass sie herkommen und unter deiner Aufsicht sein. Du bist erfahrener als wir«, sagte Ãmmchen.
Die gerissene alte Kuh, dachte Melena. Sie versucht es mit der kühnsten Strategie überhaupt: die Wahrheit zu sagen, und zwar so, dass sie glaubhaft klingt. Sie setzten sich.
»Ich weià nicht, ob sie mit ihr warmwerden würden«, zierte sich Gornette. »Und mit meiner Hüfte, nicht wahr, da kann ich nicht aufspringen und eingreifen, wenn sieâs zu wild treiben.«
»Warten wirâs ab. Und natürlich gäbe es eine Bezahlung, ein bisschen Geld, der Meinung ist Melena auch«, sagte Ãmmchen. Der verödete Gemüsegarten war ihr aufgefallen. Die nackte Armut. Ãmmchen gab Elphaba einen Schubs. »Na, geh nur zu, Kind, und sieh dich ein bisschen um.«
Das Mädchen rührte sich nicht, zuckte nicht mit der Wimper. Die Kinder kamen näher. Es waren fünf Jungen und zwei Mädchen. »Wasân hässliches Ding«, sagte einer der älteren Jungen. Er berührte Elphaba an der Schulter.
»Spielt nett miteinander«, sagte Melena und wollte schon aufspringen, aber Ãmmchen gebot ihr mit einer Handbewegung sitzenzubleiben.
»Fangen, wir spielen Fangen!«, sagte der Junge. »Wer ist dran?«
»Die nicht, die nicht!« Die anderen Kinder stürmten kreischend heran, streiften Elphaba mit den Händen und liefen schnell wieder weg. Elphaba blieb einen Moment unsicher stehen, die Arme herabhängend, die Fäuste geballt, dann lief sie ein paar Schritte und blieb wieder stehen.
»So istâs recht, gesunder Auslauf«, sagte Ãmmchen und nickte. »Gornette, du bist genial.«
»Ich kenn meine Küken«, sagte Gornette. »Soll mir keiner das Gegenteil behaupten.«
Wieder stürmten die Kinder im Rudel heran, um sie abzuklatschen und davonzuschieÃen, doch das Mädchen verfolgte sie nicht. Also kamen sie aufs neue.
»Stimmt es, dass sich bei euch so ein Quadlinger Dreckteufel aufhält?«, fragte Gornette. »Stimmt es, dass er nur Gras und Mist frisst?«
»Ich muss doch sehr bitten!«, rief Melena.
»Stimmt es, was man sich erzählt?«, lieà Gornette nicht locker.
»Er ist feiner Mensch.«
»Aber er ist ein Quadlinger?«
»Ja â und?«
»Dann bring ihn bloà nicht hierher, die verbreiten die Pest«, sagte Gornette.
»Sie verbreiten
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