Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
Vom Netzwerk:
bekommen.« Elphaba fand den Riemen, doch dabei fielen die Hutschachteln herunter, und drei farbenprächtige Hüte kullerten über den Boden. Während Galinda auf einen Stuhl stieg, um das Fenster zu verschließen, tat Elphaba die Hüte in die Schachteln zurück. »Oh, probieren Sie ihn doch mal an!«, rief Galinda. Sie wollte etwas zu lachen haben und dann Fanny und Schenschen davon erzählen, um von ihnen wieder in Gnaden angenommen zu werden.
    Â»Das traue ich mich nicht, Damsell Galinda«, sagte Elphaba und wollte den Hut verstauen.
    Â»Nein, bitte, ich bestehe darauf«, sagte Galinda. »Nur zum Spaß. Ich habe noch nie etwas Hübsches an Ihnen gesehen.«
    Â»Ich trage keine hübschen Sachen.«
    Â»Was soll das schon machen?«, sagte Galinda. »Nur hier. Niemand sonst wird Sie sehen.«
    Elphaba, die mit dem Gesicht zum Feuer stand, drehte den Kopf und sah Galinda, die noch nicht wieder vom Stuhl gesprungen war, lange und unbewegt an. Das Munchkinmädchen war im Nachthemd, einem formlosen Sack ohne zierende Spitzenborten oder Besatz. Das grüne Gesicht über dem aschgrauen Stoff schien beinahe zu glühen, und die prachtvollen langen, glatten, schwarzen Haare hingen ihr über die Partie, wo der Busen sein musste, auch wenn nichts darauf hindeutete, dass sie so etwas besaß. Elphaba sah aus wie ein Mittelding zwischen einem Tier und einem Tier , wie ein Wesen, das mehr als Leben, aber noch nicht ganz Leben hatte. Es lag – konnte man es so sagen? – eine ahnungslose Erwartung in ihrem Blick, dem Blick eines Kindes, das sich nicht erinnern kann, jemals geträumt zu haben, und nun schöne Träume gewünscht bekommt. Ungeformt war vielleicht das richtige Wort, aber nicht im sozialen Sinne, sondern eher als wenn die Natur mit Elphaba nicht ganz fertig geworden war, sie nicht in ausreichendem Maße so gemacht hatte, wie sie eigentlich gedacht war.
    Â»Jetzt setz einfach das verdammte Ding auf!«, sagte Galinda, die, was Introspektion betraf, mit ihrer Geduld schnell am Ende war.
    Elphaba tat ihr den Gefallen. Der Hut war ein reizendes flaches Modell, gekauft bei der besten Modistin im Perther Bergland. Er hatte orange Girlanden und ein gelbes Spitzennetz, das verschiedene Grade der Verschleierung erlaubte. Auf dem falschen Kopf sah er grauenhaft aus, und Galinda rechnete damit, sich auf die Lippe beißen zu müssen, um nicht zu lachen. Es war ein ultrafeminines Kleidungsstück von der Art, wie es Jungen in einer Posse trugen, wenn sie Mädchen darstellen wollten.
    Elphaba stülpte das aufgeputzte Wagenrad auf ihren eigentümlichen spitzen Schädel und blickte unter der breiten Krempe hervor Galinda an. Sie sah aus wie eine seltene Blume, die Haut stengelgleich mit ihrem milden Perlglanz, der Hut eine botanische Orgie. »Oh, Damsell Elphaba«, sagte Galinda, »Sie gemeine Betrügerin, Sie sind ja hübsch!«
    Â»So, jetzt haben Sie gelogen und sollten zum unionistischen Pfarrer beichten gehen«, sagte Elphaba. »Gibt es irgendwo einen Spiegel?«
    Â»Aber sicher, in der Toilette am Ende des Gangs.«
    Â»Kommt nicht in Frage. Ich werde mich den ganzen Schnepfen nicht mit diesem Ding auf dem Kopf zeigen.«
    Â»Tja«, meinte Galinda. »Vielleicht können Sie sich irgendwo hinstellen, wo Sie das Licht der Flammen nicht verdecken und doch Ihr Spiegelbild im dunklen Fenster sehen.«
    Gemeinsam betrachteten sie das blumige grüne Gespenst in der Fensterscheibe, umgeben von Schwarz und von heftigem Regen durchschossen. Ein Ahornblatt, geformt wie ein Stern mit breiten Spitzen, wirbelte plötzlich aus der Nacht heran und klebte sich leuchtend rot und vom Feuer beschienen auf das Spiegelbild in der Scheibe, genau dort, wo das Herz sein musste – jedenfalls sah es aus Galindas Perspektive so aus.
    Â»Bezaubernd«, sagte sie. »Sie besitzen eine gewisse exotische Schönheit. Hätte ich nicht gedacht.«
    Â»Ãœberraschung«, sagte Elphaba und wurde ein wenig rot beziehungsweise dunkelgrün – »ich wollte sagen, Überraschung, nicht Schönheit. Das ist nur der Überraschungseffekt. Keine Schönheit.«
    Â»Ich werde mich hüten zu widersprechen.« Galinda warf ihre Locken zurück und nahm eine affektierte Pose an, und als Elphaba tatsächlich darüber lachte, erwiderte sie das Lachen, auch wenn sie selbst darüber erschrak. Schließlich riss

Weitere Kostenlose Bücher