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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Urböse sei das Vakuum, das entstand, als die Feenkönigin Lurlina uns hier alleinließ. Wenn das Gute sich entzieht, verfällt der Raum, den es bewohnt hat, und wird böse, und vielleicht spaltet und vervielfacht er sich. Somit ist jede Erscheinung des Bösen ein Zeichen für die Abwesenheit des Göttlichen.«
    Â»Na, mich könnte man mit der Nase auf eine Erscheinung des Bösen stoßen, und ich würde sie nicht erkennen«, sagte Galinda.
    Â»Die frühen Unionisten, die viel lurlinistischer waren als die Unionisten heutzutage, waren der Meinung, dass eine unsichtbare Blase der Verderbnis umhertrieb, eine direkte Folge des Schmerzes, den die Welt empfand, als Lurlina entschwand. Wie ein Kaltluftloch in einer warmen stillen Nacht. Ihnen zufolge konnte es vorkommen, dass einefriedliche Seele dort hindurchging und sich ansteckte und dann einfach so einen Nachbarn umbrachte. Aber war man selber schuld, wenn man durch einen solchen Dunstkreis des Schlechten ging? Wenn man ihn doch nicht sehen konnte? Es fand nie ein Konzil der Unionisten statt, das die Frage endgültig entschieden hätte, und heutzutage glauben viele Leute nicht einmal mehr an Lurlina.«
    Â»Aber sie glauben immer noch an das Böse«, sagte Galinda. »Ist das nicht komisch: das Göttliche ist passé, aber seine Attribute und Auswirkungen leben fort.«
    Â»Sie denken ja!«, rief Elphaba derart begeistert aus, dass Galinda sich auf die Ellbogen hochstemmte.
    Â»Ich bin dabei einzuschlafen, weil ich das sterbenslangweilig finde«, sagte sie, aber Elphaba grinste von einem Ohr zum anderen.
    Am Morgen unterhielt Muhme Schnapp die beiden mit Geschichten von ihrem freien Abend. Sie hatten eine talentierte junge Hexe gesehen, die nur in rosa Unterwäsche und mit Feder- und Perlenschmuck aufgetreten war. Schockierend. Sie hatte gesungen und sich dann von den knallrot angelaufenen Studenten an den vorderen Tischen Essensmarken ins Dekolleté stecken lassen. Sie hatte ein bisschen gezaubert, Wasser in Orangensaft und Kohlköpfe in Mohrrüben verwandelt und Messer in ein quiekendes Ferkel gestochen, aus dessen Wunden Champagner statt Blut geflossen war: sie hatten alle einmal gekostet. Ein entsetzlich dicker Mann mit Bart war auf die Bühne gekommen und hatte so getan, als ob er die Hexe küssen wollte – oh, es war ein Mordsspaß gewesen, ein Mordsspaß! Am Schluss hatten sämtliche Darsteller und Zuschauer sich erhoben und gemeinsam gesungen »Was uns in den feinen Häusern geniert. Im Tingeltangel wird’s präsentiert«. Die Muhmen hatten sich alle prächtig amüsiert.
    Â»Also wirklich«, Galinda rümpfte die Nase. »Dieser Freudenkult ist so … gewöhnlich.«
    Â»Aber wie ich sehe, ist das Fenster kaputt«, sagte Muhme Schnapp. »Ich hoffe, das waren keine Jungen, die hier einsteigen wollten.«
    Â»Bei dem Gewitter?« sagte Galinda.
    Â»Was für ein Gewitter?« Muhme Schnapp schüttelte den Kopf. »Wovon redest du? Der Abend gestern war so ruhig wie der Mondschein.«
    Â»Ha, das muss ja eine tolle Schau gewesen sein«, sagte Galinda. »Du warst von deinem Freudenkultspektakel so gefesselt, dass du gar nichts anderes mehr mitgekriegt hast, Muhme Schnapp.« Die beiden gingen zum Frühstück nach unten und ließen Elphaba, die noch schlief oder so tat, im Bett liegen. Doch während sie durch die Flure schritten und der durch die breiten Fenster fallende Sonnenschein Schattengitter auf die kalten Schieferplatten warf, gab die Launenhaftigkeit des Wetters Galinda zu denken. War es denn möglich, dass ein Gewitter einen Stadtteil heimsuchte und einen anderen verschonte? Es gab so viele Dinge auf der Welt, von denen sie keine Ahnung hatte.
    Â»Sie hat die ganze Zeit nur über das Böse geschwafelt«, erzählte Galinda ihren Freundinnen bei Röstbrot mit Butter und Scharfußmarmelade. »Irgendein innerer Hahn war bei ihr aufgedreht, und das Geplapper floss einfach heraus. Und als sie meinen Hut aufprobiert hat, ich sage euch, ich wäre fast gestorben. Sie sah aus wie eine dem Grabe entstiegene alte Jungfer, so stillos wie eine Kuh . Ich habe es nur euretwegen über mich ergehen lassen, damit ich es euch berichten kann, ansonsten wäre ich vor Häme auf der Stelle gestorben, so unsäglich war es!«
    Â»Sie Ärmste, dass Sie als unsere Spionin diese Heuschrecke von einer Stubenkameradin

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