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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Stubenkameradin nichtwie versprochen ausgetauscht hatte. Glinda legte keinen Wert mehr darauf. Neben Doktor Dillamonds Tod kamen ihr viele andere Dinge unbedeutend vor.
    Aber genauso wenig traute sie Madame Akaber über den Weg. Glinda hatte niemand sonst diese dumme und überspannte Lüge erzählt, deshalb nahm sie sich jetzt vor Madame Akaber in Acht. Nach wie vor brachte sie es nicht über sich, irgendjemandem ihr Vergehen zu beichten. Während sie sich grämte, surrte Boq, dieser lästige kleine Floh, um sie herum und wollte beachtet werden. Sie bereute, dass sie sich von ihm hatte küssen lassen. Was für ein Fehler! Na, damit war sie jetzt fertig, mit diesem Zittern und Zagen am Rand der gesellschaftlichen Katastrophe. Sie hatte Fanny und die übrigen Damsellen als das erkannt, was sie waren – oberflächliche, egoistische Hühner –, und sie wollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben.
    Da Elphaba somit keine gesellschaftliche Bürde mehr darstellte, konnte sie unter Umständen zu einer richtigen Freundin werden. Falls diese kleine Schwester, die sie am Hals hatte, nicht zu sehr störte. Allein durch vieles Nachbohren hatte Glinda Elphaba dazu gebracht, überhaupt von ihrer Schwester zu sprechen, wenn auch nur, damit Glinda auf Nessaroses Ankunft und die Erweiterung ihres gemeinsamen Kreises vorbereitet war.
    Â»Sie kam in Kolkengrund zur Welt, als ich ungefähr drei war«, hatte Elphaba ihr erzählt. »Meine Familie war kurzzeitig dorthin zurückgekehrt. Es war eine von diesen schrecklichen Dürreperioden. Unser Vater hat uns später, nachdem unsere Mutter gestorben war, erzählt, dass Nessarose genau zu dem Zeitpunkt geboren wurde, als die Brunnen in der Gegend wieder zu fließen begannen. Die Leute hatten heidnische Tänze veranstaltet und ein Menschenopfer gebracht.«
    Glinda hatte Elphaba, die das ebenso widerwillig wie lapidar von sich gab, ungläubig angestarrt.
    Â»Es war ein Freund von ihnen, ein Quadlinger Glasbläser. Aufgehetzt von demagogischen Freudisten und einer weissagenden Uhr, fiel die Menge über ihn her und brachte ihn um. Er hieß Schildkrötenherz.« Elphaba presste die Hände auf das Oberleder ihrer steifen schwarzen Schuhe, gebraucht gekauft, und blickte unverwandt zu Boden. »Ich glaube, das war der Grund, weshalb meine Eltern Missionare bei den Quadlingern wurden, weshalb sie nie mehr nach Kolkengrund oder Munchkinland zurückkehrten.«
    Â»Aber ist deine Mutter nicht im Kindbett gestorben?«, sagte Glinda. »Wie kann sie da Missionarin gewesen sein?«
    Â»Sie ist erst fünf Jahre später gestorben«, sagte Elphaba, den Blick auf die Falten ihres Kleides gerichtet, als ob die Geschichte ihr peinlich wäre. »Sie starb bei der Geburt unseres kleinen Bruders. Mein Vater nannte ihn Krott, Schildkrötenherz zu Ehren, glaube ich. So zogen Krott, Nessarose und ich mit Ämmchen und unserem Vater Frex von einer Quadlinger Siedlung zur anderen und führten dabei das Leben von Zigeunerkindern. Mein Vater predigte, und Ämmchen unterrichtete uns und erzog uns und bestellte das Haus, so weit es da etwas zu bestellen gab. Unterdessen begannen die Männer des Zauberers, das Sumpfland trockenzulegen, um an die Rubinlager heranzukommen. Das war natürlich ein Fehlschlag. Es gelang ihnen, die Quadlinger zu vertreiben und umzubringen, sie ›zu ihrem eigenen Schutz‹ in Lagern zusammenzupferchen und verhungern zu lassen. Sie durchwühlten das Ödland, kratzten die Rubine zusammen und gingen wieder. Mein Vater wurde darüber verrückt. Die paar Rubine, die es gab, waren den Aufwand nicht wert. Wir haben immer noch kein Kanalnetz, mit dem das legendäre Wasser aus dem Winkus durch ganz Oz nach Munchkinland geleitet werden könnte. Und trotz einiger kurzer Unterbrechungen dauert die Dürre unvermindert an. Die Tiere werden in die Gebiete ihrer Vorfahren zurückbeordert, ein fauler Trick, um den Bauern das Gefühl zu geben, mit irgendetwas frei schalten und walten zu können. Eine systematische Verelendung der Bevölkerung, Glinda, das ist es, was bei der Regierung des Zauberers herauskommt.«
    Â»Wir haben von deiner Kindheit gesprochen«, sagte Glinda.
    Â»Das ist meine Kindheit, das gehört alles mit dazu. Man kann die konkreten Lebensumstände nicht von der Politik trennen«, sagteElphaba. »Willst du wissen, was wir gegessen haben? Was wir

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