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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Gräuling? Ich frage ja nur. Lassen Sie es mich mal versuchen. Sie wissen, dass unsere Zauberinnenausbildung mir ein besonderes Vergnügen bereitet.« Unweigerlich setzte sich Frau Gräuling dann auf die Überreste einer vorausgegangenen Vorführung oder ließ ihre Handtasche fallen und sank zu einem Häufchen Elend zusammen. Die Mädchen kicherten und hatten den Eindruck, dass sie nicht viel lernten.
    Oder vielleicht doch? Der Vorteil an Frau Gräulings Ungeschicklichkeit war, dass sie keine Angst davor hatten, selbst etwas auszuprobieren. Und sie sparte nicht mit Begeisterung, wenn einer Studentin die Aufgabe des Tages glückte. Als Glinda es zum ersten Mal schaffte, eine Garnrolle mit einem Unsichtbarkeitszauber ein paar Sekunden lang verschwinden zu lassen, klatschte Frau Gräuling in die Hände und sprang so wild in die Höhe, dass sie sich einen Absatz vom Schuh brach. Es war befriedigend und ermutigend.
    Â»Nicht dass ich etwas dagegen hätte«, sagte Elphaba eines Tages, als sie mit Glinda und Nessarose (und natürlich Ämmchen) am Selbstmordkanal unter einem Perlfruchtbaum saß. »Aber wundern muss ich mich doch. Wieso kann die Akademie Zauberei auf dem Lehrplan haben, wenn ihre ursprüngliche Satzung doch streng unionistisch war?«
    Â»Zauberei ist nicht notwendig religiös oder nichtreligiös«, meinte Glinda. »Oder? Und sie ist auch nicht notwendig freudistisch.«
    Â»Sprüche, Verwandlungen, Erscheinungen? Der reine Mumpitz«, sagte Elphaba. »Theater.«
    Â»Nun, es sieht vielleicht wie Theater aus, und in den Händen von Frau Gräuling sieht es häufig wie schlechtes Theater aus«, gab Glinda zu. »Aber im Wesentlichen ist es eine handfeste praktische Fähigkeit wie Lesen und Schreiben. Nicht dass, sondern was man liest und schreibt, darauf kommt es an. Beziehungsweise was man zaubert.«  
    Â»Vater war immer strikt dagegen«, sagte Nessarose im süßen Ton unerschütterlicher Glaubensgewissheit. »Vater hat immer gesagt, Magie sei betrügerisches Teufelswerk. Er meinte, der Freudenkult sei nichts anderes als der Versuch, die Massen vom wahren Gegenstand ihrer Andacht abzubringen.«
    Â»Das ist die Sicht eines Unionisten«, sagte Glinda, in keiner Weise beleidigt. »Eine vernünftige Auffassung, wenn man es mit Scharlatanen und Taschenspielern zu tun hat. Aber Zauberei kann auch anders sein. Was ist mit den ganz normalen Hexen im Glikkus? Sie sagen, dass sie die Kühe verzaubern, die sie aus Munchkinland eingeführt haben, damit die nicht dumpf vor sich hin muhend in eine Schlucht stürzen. Die Einheimischen können es sich nicht leisten, vor jedem Abgrund einen Zaun zu bauen. Die Magie ist dort gang und gäbe, sie fördert das Gemeinwohl. Sie muss nicht notwendig die Religion ersetzen.«
    Â»Vielleicht nicht notwendig«, sagte Nessarose, »aber gesetzt den Fall, sie neigt dazu, haben wir dann nicht die Pflicht, vor ihr auf der Hut zu sein?«
    Â»Auf der Hut, von mir aus. Ich bin auf der Hut vor dem Wasser, das ich trinke, denn es könnte vergiftet sein«, sagte Glinda. »Das heißt aber nicht, dass ich kein Wasser mehr trinke.«
    Â»Ich für meinen Teil glaube gar nicht, dass es so eine große Sache ist«, sagte Elphaba. »Ich finde die Zauberei banal. Sie dreht sich hauptsächlich um sich selbst, sie weist keinen Weg nach außen.«
    Glinda konzentrierte sich mit aller Kraft, um den Rest von Elphabas Brot über den Kanal schweben zu lassen. Sie schaffte es aber nur, das Ding explodieren und geraspelte Mohrrüben- und gehackte Olivenstückchen mit Mayonnaise durch die Luft spritzen zu lassen. Nessarose verlor vor Lachen das Gleichgewicht, und Ämmchen musste sie wieder aufrichten. Elphaba war mit Essensbröckchen bekleckert, die sie zur Erheiterung der anderen von sich abpflückte und verzehrte. »Reine Effekthascherei, Glinda«, sagte sie. »Nichts an Magie ist ontologisch interessant. Wobei ich an den Unionismus genauso wenig glaube«, fügte sie hinzu. »Ich bin Atheistin und Aspiritualistin.«
    Â»Das sagst du nur, um zu schockieren und provozieren«, sagte Nessarose spitz. »Glinda, hör gar nicht hin! Sie macht das immer so, meistens um Vater zu erzürnen.«
    Â»Vater ist nicht hier«, erinnerte Elphaba ihre Schwester.
    Â»Ich vertrete ihn hier, und mich kränkt es«, sagte Nessarose. »Du kannst

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