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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Mädchen«, schwärmte Ämmchen, denn dies war eines ihrer Lieblingsthemen. »Als der Zauberer vor vielen Jahren die Macht übernahm und den Ozma-Regenten einsperren ließ, da dachten wir alle, das heilige Ozma-Kindchen würde den Zauberer verwünschen und ihn verderben. Aber es heißt, sie sei weggezaubert und in einer Höhle eingefroren worden, wie Lurlina. Hat Frexspar etwa das Zeug, sie aufzutauen? Ist die Zeit ihrer Rückkehr gekommen?«
    Â»Bitte«, sagte Madame Akaber mit einem säuerlichen Blick auf Ämmchen zu den Schwestern, »ich habe Sie nicht hergebeten, damit Ihre Wärterin die Gerüchteküche anheizen oder unseren glorreichen Zauberer verleumden kann. Es war eine friedliche Machtübergabe. Dass die Gesundheit des Ozma-Regenten während seines Hausarrests versagte, war purer Zufall, weiter nichts. Und was die Fähigkeit Ihres Vaters betrifft, das vermisste Königskind aus irgendeinem rein hypothetischen Schlummerzustand zu erwecken … nun, Sie haben mir gegenüber praktisch zugegeben, dass Ihr Vater unzurechnungsfähig, wenn nicht wahnsinnig ist. Ich kann ihm nur wünschen, dass er bei seinen Bestrebungen zur Vernunft kommt. Aber ich empfinde es als meine Pflicht, Sie beide darauf hinzuweisen, dass wir hier im Grattler-Kolleg Aufrührertum nicht gutheißen können. Ich will hoffen, dass Sie die royalistischen Ansichten Ihres Vaters in unserem Hause nicht verbreitet haben.«
    Â»Wir weihen uns dem Namenlosen Gott, nicht dem Zauberer oder einer eventuellen Nachfahrin der königlichen Familie«, erklärte Nessarose stolz.
    Â»Ich habe in der Sache überhaupt keine Meinung«, murmelte Elphaba. »Ich weiß nur, dass Vater aussichtslose Fälle liebt.«
    Â»Sehr schön«, sagte die Rektorin. »Wie es sich gehört. Und jetzt habe ich ein Paket für Sie.« Sie reichte es Elphaba, fügte aber hinzu: »Es ist für Nessarose, glaube ich.«
    Â»Mach es auf, Elphie, bitte!«, sagte Nessarose. Ämmchen beugte sich neugierig vor.
    Elphaba knotete die Schnur auf und öffnete die Holzkiste. Auseinem Haufen Eschenspäne zog sie einen Schuh hervor, dann noch einen. Waren sie silbern? oder blau? oder jetzt wieder rot? mit einer bonbonbunt funkelnden Politur überzogen? Es war schwer zu sagen und nicht von Bedeutung: Die Wirkung jedenfalls war hinreißend. Selbst Madame Akaber staunte über ihre Pracht. Hunderte von Spiegelungen und Brechungen schienen auf der Oberfläche der Schuhe zu pulsen. Im Feuerschein meinte man, auf brodelnde Blutkörperchen unter einem Vergrößerungsglas zu blicken.
    Â»Er schreibt, dass er die Schuhe von einer zahnlosen Hausiererin in der Nähe von Huden für Sie gekauft hat«, sagte Madame Akaber, »und dass er sie mit selbstgemachten silbernen Glasperlen besetzt hat … deren Herstellung ihn irgendjemand gelehrt hat …?«
    Â»Schildkrötenherz«, sagte Ämmchen düster.
    Â»â€¦Â und«, Madame Akaber drehte den Brief um und kniff die Augen zusammen, »er sagt, er hatte gehofft, Ihnen dieses besondere Geschenk zum Studienantritt zu machen, aber wegen der Plötzlichkeit von Muhme Schnapps Erkrankung … und so weiter und so fort … hatte er sie da noch nicht fertig. Jetzt also schickt er sie seiner Nessarose, damit ihre schönen Füße darin warm und trocken und wohlgeformt bleiben, und dazu wünscht er Ihnen alles Liebe.«
    Elphaba fuhr mit den Fingern durch die geringelten Hobelspäne. Es war sonst nichts in der Kiste, nichts für sie.
    Â»Sind sie nicht himmlisch!«, rief Nessarose aus. »Elphie, zieh sie mir an, tust du das bitte? Oh, wie sie funkeln!«
    Elphaba ging vor ihrer Schwester auf die Knie. Nessarose saß so königlich da wie eine Ozma, das Rückgrat kerzengerade und das Gesicht leuchtend. Elphaba hob erst den einen, dann den anderen Fuß ihrer Schwester an, streifte die gewöhnlichen Pantoffeln ab und ersetzte sie durch die prachtvollen Schuhe.
    Â»Wie aufmerksam er ist!«, sagte Nessarose.
    Â»Nur gut, dass du auf deinen eigenen zwei Füßen stehen kannst«, murmelte Ämmchen Elphaba zu und legte ihr die alte Hand mitfühlend auf den Rücken, doch Elphaba schüttelte sie mit einem Schulterzucken ab.
    Â»Sie sind einfach phantastisch«, sagte sie mit belegter Stimme. »Nessarose, sie sind für dich gemacht. Sie passen dir

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