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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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schneidenden Wind zitterte, rief aus: »Und was hat die alte Wichtigtuerin nun zu sagen gehabt, das ich nicht hören durfte?«
    Doch sie konnten ihr keine Antwort geben. Glinda konnte nicht einmal den anderen in die Augen schauen. »Wir trinken ein Glas Champagner auf Muhme Schnapp«, sagte Elphaba schließlich, »wenn wir im Rosigen Pfirsich sind.«
    Â»Ich nehme einen Löffel echter Sahne«, sagte Ämmchen. »Wie knauserig die alte Kuh ist! Keine Achtung vor den Toten.«
    Aber Glinda merkte, dass der Bindezauber tiefer ging, zwingender wirkte, als sie sich vorgestellt hatte. Dass sie nicht darüber reden konnte, war nur das Eine. Nein, sie war schon im Begriff … die Wörter dafür zu verlieren, die Gedanken nicht fassen, das Gespräch nicht im Gedächtnis behalten zu können. Es gab einen Vorschlag. Es war doch ein Vorschlag, oder? Irgendeine fragwürdige Tätigkeit … im Staatsdienst? Ein … ein Tanzen im Ballsaal – aber das konnte nicht sein. Ein wenig Lachen, ein Glas Champagner, ein gutaussehender Mann, der seine Schärpe ablegte und seine gestärkten Manschetten an ihren Hals drückte und an den tränenförmigen Rubinen an ihren Ohren knabberte … Misstrauen ist gut, Sittenkontrolle ist besser. Oder war es gar kein Vorschlag, sondern eine Vorhersage? Ein freundlicher Zuspruch für die Zukunft? Und sie war allein gewesen, die anderen hatten gar nicht zugehört. Madame Akaber hatte direkt mit ihr gesprochen. Ein schöner Beweis für Glindas … Fähigkeiten. Die Gelegenheit aufzusteigen. Einen bedeutenden Mann zu heiraten. Rumsauen ist gut, je toller je besser. Ein Mann hängte seine Krawatte an ein Bettgestell und rollte seine diamantenen Manschettenknöpfe mit der Nase über ihren Schwanenhals nach unten … Es war ein Traum, Madame Akaber konnte das nicht gesagt haben. Sie musste vor Kummer von Sinnen sein. Die arme Muhme Schnapp. Die gute, diskrete Rektorin, die sich schwertat, in der Öffentlichkeit zu sprechen, hatte ihr nur im Stillen ihr Beileid ausgesprochen. Aber die Berührung eines Mannes auf ihren Schenkeln, ein Löffelchen Safransahne …
    Nessarose sagte: »Haltet sie, ich kann’s nicht, ich –!« Dabei sank sie an Ämmchens Busen, und im selben Augenblick wurde Glinda ohnmächtig. Mit starken Armen fing Elphaba sie auf. Glinda verlor nicht wirklich das Bewusstsein, aber nach dieser unerwünschten inneren Wunscherfüllung hätte sie sich in der unangenehmen körperlichen Nähe der hageren Elphaba am liebsten vor Abscheu gewunden und gleichzeitig vor Wollust geschnurrt. »Beherrsch dich, Glinda, nichthier!«, sagte Elphaba. »Los, wehr dich dagegen!« Sich wehren war genau das, was Glinda am allerwenigsten wollte. Andererseits war der Schatten eines Apfelkarrens am Rande des Marktes, wo Händler die letzten Fische des Tages verschleuderten, ganz gewiss nicht der richtige Ort, um sich gehenzulassen. »Hart, sei hart!« Elphaba schien die Worte weit hinten aus der Kehle hervorzuwürgen. »Komm schon, Glinda, du hast mehr im Kopf – komm! Ich liebe dich zu sehr, reiß dich da raus, du Wahnsinnige!«
    Â»Also wirklich«, sagte sie, als Elphaba sie auf einen Haufen altes Packstroh fallenließ. »So romantisch muss es nun auch wieder nicht sein!« Aber es ging ihr besser, so als ob eine Übelkeitswelle abgezogen wäre.
    Â»Mädels, ich sage euch, solche Schwächeanfälle kommen davon, dass die Füße zu eingeengt sind«, sagte Ämmchen missbilligend und lockerte Nessaroses glänzende Schuhe. »Vernünftige Leute tragen Leder oder Holz.« Sie massierte ein Weilchen Nessaroses Spann, und diese stöhnte und drückte den Rücken durch, doch nach kurzer Zeit atmete sie schon wieder normaler.
    Â»Geht’s wieder?«, fragte Ämmchen. »Was für Leckereien habt ihr da mit der Rektorin genascht?«
    Â»Kommt jetzt, sie warten«, sagte Elphaba. »Wir sollten nicht trödeln. Außerdem fürchte ich, dass es gleich regnet.«
    Im Rosigen Pfirsich hatten die anderen einen Tisch in einer erhöhten Nische mit Beschlag belegt. Sie waren schon nicht mehr nüchtern, und offensichtlich hatte es Tränen gegeben. Avaric lümmelte an der Backsteinwand der Studentenkneipe, einen Arm um Fiyero geschlungen und die Beine in Schenschens Schoß. Boq und Krapp stritten sich

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