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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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verblüfft über die Szene, auf die sie stieß, die Leiche des Geissbocks , das Blut. Und Grommetik.«
    Â»Oh?«, hauchte Glinda. Die Schwestern neben ihr vermieden jede Regung.
    Â»An dem schrecklichen Morgen war ich früh auf – um meine Andacht zu halten –, und ich bemerkte das Licht in Doktor Dillamonds Labor. Also schickte ich Grommetik mit einer aufmunternden Kanne Tee hinüber. Bei Grommetiks Eintreffen hing er schlaff über einer zerbrochenen Linse: er war anscheinend gestolpert und hatte sich die Drosselvene durchtrennt. Ein tragischer Unfall, die Folge wissenschaftlichen Übereifers (um nicht zu sagen Hybris) und eines bedauernswerten Mangels an praktischer Umsicht. Schlaf, wir alle brauchen Schlaf, auch der Gescheiteste unter uns braucht seinen Schlaf. Grommetik in seiner Verwirrung fühlte seinen Puls – es gab nichts mehr zu fühlen –, und ich vermute, dass just in dem Moment Muhme Schnapp hereinkam. Und den guten Grommetik blutbeschmiert erblickte. Muhme Schnapp kam urplötzlich herein, und ohne dort etwas verloren zu haben, möchte ich hinzufügen, aber wir wollen nicht schlecht über die Toten sprechen, nicht wahr?«
    Glinda schluckte neue Tränen hinunter und erwähnte nicht, dass Muhme Schnapp schon am Abend davor etwas Ungewöhnliches gesehen hatte und nachschauen gegangen war.
    Â»Ich denke, der Schock des vielen Blutes könnte der letzte auslösende Funken gewesen sein , der noch fehlte, damit Muhme Schnapp einen Rückfall erlitt. Deshalb übrigens habe ich Grommetik gerade weggeschickt. Er ist immer noch sehr empfindlich und vermutet, glaube ich, dass Muhme Schnapp in ihm den Schuldigen am Tod des Geissbocks sah.«
    Glinda sagte zitternd: »Madame Akaber, Sie sollten wissen, dass Muhme Schnapp niemals an einer solchen Krankheit, wie ich sie Ihnen beschrieben habe, gelitten hat. Ich habe sie erfunden. Aber ich habe sie ihr nicht aufgebunden. Ich habe sie ihr nicht angehext.«
    Elphaba blickte Madame Akaber fest an, hielt jedoch ihre Spannung zurück. Nessaroses Wimpern flatterten. Madame Akaber verriet mit keiner Miene, ob Glindas Mitteilung sie überraschte oder nicht. Sie blieb so ruhig wie ein vertäutes Ruderboot. »Nun, das bestätigt nur meine Beobachtungen«, meinte sie. »In Ihrem hübschen Köpfchen steckt eine außerordentliche Einbildungskraft, ja geradezu eine prophetische Gabe, Damsell Glinda.«
    Die Rektorin stand auf, und ihr Rock raschelte, als ob der Wind durch ein Weizenfeld wehte. »Was ich jetzt sage, ist streng vertraulich. Ich erwarte, dass meine Mädchen meinem Befehl gehorchen. Sind wir uns da einig?« Sie schien das betroffene Schweigen der drei als Zustimmung aufzufassen. Sie blickte sie herrisch an. Deshalbsieht sie so sehr wie ein Fisch aus, dachte Glinda plötzlich. Sie blinzelt kaum jemals.
    Â»Von einer Autorität, die zu hoch ist, um genannt zu werden, bin ich mit einer wichtigen Aufgabe betraut worden«, sagte die Rektorin. »Mit einer Aufgabe, die für die innere Sicherheit von Oz wesentlich ist. Ich arbeite schon seit einigen Jahren an dieser Aufgabe, und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich das Material zu meiner Verfügung habe.« Sie betrachtete die drei prüfend. Sie waren das Material.
    Â»Sie werden nicht wiederholen, was Sie in diesem Raum hören«, sagte sie. »Sie werden es nicht wollen, und Sie werden es nicht können. Was dieses hochsensible Thema betrifft, hülle ich jede von Ihnen in einen bindenden Kokon. Nein«, sie wehrte einen Einwand Elphabas mit erhobener Hand ab, »nein, Sie haben nicht das Recht zu widersprechen. Die Sache ist bereits geschehen, und Sie müssen zuhören und offen für das sein, was ich Ihnen sage.«
    Glinda prüfte, ob sie sich eingehüllt oder gebunden oder versteinert fühlte. Doch sie fühlte sich nur erschrocken und jung, was vielleicht auf dasselbe hinauslief. Sie blickte verstohlen die Schwestern an. Nessarose mit ihren funkelnden Schuhen saß stocksteif da, die Nasenlöcher vor Furcht oder Aufregung gebläht. Elphaba dagegen sah so kühl und missmutig aus wie meistens.
    Â»Sie leben hier in einem kleinen Schutzraum, einem warmen Nest, Mädchen mit Mädchen. Oh, ich weiß, dass Sie irgendwo am Rande Ihre albernen Jungen haben, periphere Geschöpfe. Nur zu einem zu gebrauchen und nicht einmal darin verlässlich. Aber ich schweife ab. Ich

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