Wicked - Die Hexen von Oz
über irgendetwas, und Timmel sang Fanny ein nicht enden wollendes Lied vor, und diese sah aus, als hätte sie ihm am liebsten einen Wurfpfeil in den Schenkel gebohrt. »Ah, die Damen«, nuschelte Avaric und deutete ein höfliches Aufstehen an.
Sie sangen und schwatzten und bestellten belegte Brote, und Avaric knallte groÃkotzig ein paar Münzen auf den Tisch und verlangte eine Runde Safransahne für alle, zum Andenken an Muhme Schnapp.Das Geld wirkte Wunder, und in einer Speisekammer fand sich tatsächlich Sahne, was Glinda irgendwie beklommen machte, auch wenn sie nicht wusste, warum. Sie löffelten sich die luftige Masse gegenseitig in den Mund, modellierten sie, mischten sie in den Champagner, bewarfen einander mit kleinen Häufchen, bis der Geschäftsführer kam und sie hinauswarf. Sie fügten sich grollend. Sie wussten nicht, dass sie an diesem Abend zum letzten Mal alle zusammen waren, sonst wären sie vielleicht geblieben.
DrauÃen war derweil ein kräftiger Schauer niedergegangen. Das Wasser gurgelte noch in den Rinnsteinen, und das Lampenlicht schimmerte und schillerte silberig auf den schwarzen Pfützen zwischen den Pflastersteinen. Sie scharten sich dicht zusammen, denn sie bildeten sich ein, im Schatten einen Räuber oder einen hungrigen Streuner lauern zu sehen. »Ich habe eine Idee«, sagte Avaric und stellte dabei gelenkig seine FüÃe in verschiedene Richtungen. »Wer ist heute Abend Manns genug für den Philosophischen Club?«
»Werdet ihr das wohl bleiben lassen!«, sagte Ãmmchen, die nicht ganz so viel getrunken hatte.
»Ich will mit«, quengelte Nessarose und schwankte noch mehr als gewöhnlich.
»Du weiÃt ja nicht einmal, was das ist«, sagte Boq kichernd und rülpste.
»Das ist mir egal, ich will heute Abend nicht heimgehen«, sagte Nessarose. »Wir haben nur einander, und ich will nicht ausgeschlossen werden, und ich will nicht nach Hause!«
»Still, Nessa, still, still, meine Schöne«, sagte Elphaba. »Das ist nichts für dich, und für mich auch nicht. Komm, wir gehen nach Hause. Glinda, komm mit!«
»Ich habe keine Muhme mehr«, sagte Glinda trotzig, den Finger auf Elphaba gerichtet. »Ich passe jetzt auf mich selbst auf. Ich will in den Philosophischen Club gehen und schauen, ob es stimmt, was man sagt.«
»Die Ãbrigen können machen, was sie wollen, aber wir gehen nach Hause«, erklärte Elphaba bestimmt.
Glinda schlich zu Elphaba hinüber, die nun auf einen sehr unsicher dreinblickenden Boq zusteuerte. »Boq, du willst doch nicht in dieses abscheuliche Lokal mitgehen, nicht wahr?«, sagte sie. »Komm, lass dich von den Jungen nicht zu etwas überreden, was du gar nicht willst.«
»Du kennst mich nicht«, sagte er, wobei er mit der StraÃenlaterne zu reden schien. »Elphie, woher willst du wissen, was ich will? Muss ich das nicht selbst herausfinden?«
»Komm doch mit!«, sagte Fiyero zu Elphaba. »Wenn wir dich ganz höflich bitten?«
»Ich will mit!«, jammerte Glinda.
»Ja, komm mit, Glindalein!«, sagte Boq. »Vielleicht werden wir ja drangenommen. Komm mit! Aus alter Freundschaft â oder aus neuer.«
Die anderen hatten unterdessen einen schlafenden Droschkenkutscher geweckt und waren bei ihm eingestiegen. »Boq, Glinda, Elphie, kommt schon!«, rief Avaric aus dem Fenster. »Wo ist euer Mumm geblieben?«
»Boq, überleg dir das noch mal«, redete Elphaba ihm zu.
»Immer überlege ich, aber ich fühle nie, ich lebe nie«, klagte er. »Kann ich mich nicht einmal gehenlassen? Nur einmal? Nur weil ich klein bin, bin ich noch lange kein Kind mehr, Elphie!«
»Jetzt bist du eins«, sagte Elphaba. Ziemlich gefühlsduselig heute Abend, dachte Glinda und machte sich los, um in die Droschke zu steigen. Doch Elphaba packte sie am Ellbogen und riss sie herum. »Das geht nicht«, flüsterte sie. »Wir wollen in die Smaragdstadt.«
»Ich fahre jetzt mit meinen Freunden in den Philosophischen Club â«
»Heute Abend«, zischte Elphaba, »haben wir keine Zeit für schlüpfrige Spielchen, du kleines Schafshirn!«
Ãmmchen hatte Nessarose bereits fortgebracht, und auf ein Zügelschnalzen des Kutschers hin setzte sich die Droschke in Bewegung. Glinda stolperte und fragte: »Was wolltest du gerade sagen? Was war das?«
»Ich habe es schon
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