Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
dachte gar nicht daran, sondern zeigte mir in einem unbeobachteten Moment frech den Stinkefinger. Von wegen Techtelmechtel mit einem italienischen Gigolo, schließlich war Thea verheiratet, und zwar mit ihm. Basta!
Der Fotograf musste zum nächsten Termin und begann zu drängeln. Da die ganze Familie samt Anhang versammelt war, wollte Andrea sie auch alle auf einem Foto haben. Also dirigierte man uns hin und her, bis jedes Detail stimmte und ein Foto nach dem anderen geschossen werden konnte: Thea mit Ehemann, mit Mann und Kindern, mit Mann und Schwiegermutter, oder allein. Als ich begann, mir Foltermethoden für Robert auszudenken, klappte es auch mit dem Lächeln.
Anschließend galt Andrea’s Interesse dem Kindermädchen Anni und ihrer atemberaubend jungen Familie. Anni mit Tochter und Enkelin, Svenja mit Mann und Kind, ich als Arbeitgeber mit Anni und Familie, dann alle Kinder zusammen auf einem Bild, es wollte einfach kein Ende nehmen. Als der Fotograf zum Aufbruch drängte, lächelte ich ihm dankbar zu und hätte fast Andreas nächste Bombe überhört.
„Eine letzte Bitte noch, Signora Thea .“
Ich schloss genervt die Augen, damit sie nicht zur Decke driften konnten, und zog die Luft durch die Zähne. Was denn noch? Aber die souveräne Dr. Thea von Grünberg würde kein Wort darüber verlieren, und so stellte auch ich mich tapfer wieder in den Ring.
„Aber sicher, Andrea, eine Einstellung wird Ihr Fotograf sicher noch verkraften, nicht wahr?“ Ich schenkte dem jungen Mann ein wie ich hoffte atemberaubendes Lächeln und wünschte mich auf die berühmte Insel.
„Wir haben Sie jetzt in allen denkbaren Positionen aufgenommen, Thea: als Familienvorstand“, ein entschuldigender Blick zu Robert „als Mutter, als Schwiegertochter und herzliche Arbeitgeberin, der viel am Wohlergehen ihrer Angestellten liegt. Nur eine Seite fehlt uns noch: Die Sportlerin Thea von Grünberg, ohne die das Portrait nicht komplett ist. Vorausgesetzt, Sie haben keine weiteren Geheimnisse parat, welche die Leserinnen von PEPITA noch interessieren könnten.“
Oh nein, hatte ich nicht! Eifrig schüttelte ich den Kopf, fing einen amüsierten Blick von Lotta auf und täuschte einen Hustenanfall vor. Anni hastete in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen und den eigenen Lachanfall unauffällig abzulassen. Svenja litt mit mir und wurde blass. Robert grinste und erklärte sich umgehend bereit, das Sportdress zu holen, musste sich aber zuvor von Lotta erklären lassen, wo er suchen musste.
„Mein Gott, wo soll ich denn jetzt ein Laufdress hernehmen?“, stöhnte ich in der Küche und trank das Wasser in möglichst kleinen Schlucken, um Zeit zu gewinnen.
„Lotta hat doch eins im Schrank“, flüsterte Anni, „Robert geht es gerade holen.“
„Aber Lotta hat viel kleinere Füße als ich“, klagte ich, da betrat Andrea die Küche. Anni verschwand mit einem angedeuteten Knicks und drohte hinter seinem Rücken noch einmal ihren beiden Rackern, die schon wieder verschmitzt grinsten.
„Sie haben mir verschwiegen, wie gut Ihr Gatte schauspielern kann, cara Thea “, raunte er in mein Ohr. Die Bienen spielten verrückt und sausten unter der Haut rauf und runter, von den Kapriolen in meinem Magen ganz zu schweigen.
„Selbstverständlich kann er“, säuselte ich zurück und klammerte mich an die Tischkante. „Wenn er will.“ Jetzt stand mein Augenaufschlag dem Andreas um nichts mehr nach und die Luft zwischen uns begann zu knistern. Hörte das denn keiner?
Hurra, es geht noch! , jubelte der gewichtige Anni-Engel.
Und schon ist er hin, dein guter Ruf, unkte Beelzebub.
Verkauf dich nicht unter Wert! , forderte Thea.
Andrea kam noch näher und bewahrte mich vor einem inneren Gemetzel. „Was Sie nicht sagen, bella ! Dass man eine Frau wie Sie so sträflich vernachlässigen kann ... Wir sollten uns in den nächsten Tagen noch einmal treffen und darüber reden. Nur wir zwei, in aller Ruhe.“
Schummerlicht, Separeé und Abendessen , summte der Anni-Engel und die Bienen im Chor. Mit Schampus!
Ich nickte und schluckte. Hatte Andrea mir eben tatsächlich Avancen gemacht? Obwohl er mich für eine verheiratete Frau mit Familie und Zukunft hielt?
Verheiratet ja, aber mit einem Gatten, der Männer mindestens genauso aufregend findet wie Anni, betonte Thea.
Freiwild! , übersetzte Beelzebub.
Ich schwankte zwischen Empörung und Verzweiflung. Wie sollte ich entscheiden, ob ich dieses herrlich unanständige Angebot annehmen sollte, wenn
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