Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
ich. „Glaub mir, Anni, Falk ist nur so lange sexy, wie er nicht arbeitet, und das ist leider zu selten der Fall.“
„Du kannst nicht alles haben, Yvi. Bei ihm wärst du wenigstens deine Geldsorgen los und könntest dich den angenehmeren Dingen des Lebens widmen.“ Sie ließ ihren Finger über das letzte noch verbliebene Glas gleiten. „Und last but not least: Andrea Calotti, seines Zeichens charmanter Chefredakteur einer hoffnungsvollen Frauenzeitschrift, der dir Tür und Tor zur eigenen Karriere öffnen könnte. Du musst es nur wollen!“
Ich sagte lieber nichts, sondern vergrub das Gesicht zwischen den Knien. „Ich will aber nicht!“, konterte ich aus der Tiefe meiner selbst gebauten Höhle. „Keinen von denen.“
„Und warum nicht?“
„Falk geht es gar nicht um mich, er will nur ein warmes Nest, in dem er die wenigen Stunden rechtsfreier Zeit genießen kann, die ihm bleiben. Das ist mir zu wenig.“ Ich richtete mich auf, schob das Falk-Glas an den Rand und zog das zweite heran. „Robert hat nur deshalb Interesse an mir, weil er mich nicht haben kann. Er will immer das Unerreichbare; sobald er das hat, wird es langweilig, und für mehr fehlt ihm die Lust. Nein, der kommt auch nicht infrage und wehe, du versuchst es bei ihm!“
„Nein, nein, ich weiß, wann ich meine Finger bei mir zu lassen habe. Obwohl es mich reizen würde, ihn für die Frauenwelt zurück zu erobern.“ Auch Roberts Glas wanderte an den Rand. „Bleibt Nummer drei“, resümierte Anni und wies auf das letzte, mit einem Schluck Orangensaft gefüllte ehemalige Senfglas zwischen uns.
„Andrea ist eigentlich ganz süß“, gab ich zu, „aber im Grunde auch nur eine bunte Seifenblase. Erfolg ist ihm noch wichtiger als sein Abenteuer, deshalb wird er mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, sobald er von Svenja, Kim und meinem wirklichen Leben erfährt. Andrea ist wie ein Groschenheftchen, das ich mir zwischen zwei langatmigen und auszehrenden Romanen gönne.“
„Bist du da nicht etwas streng?“ Anni zog ein Glas nach dem anderen wieder ins Rennen. „Robert hält dich für seinen Hauptgewinn und gibt sich ehrlich Mühe, wieder einen Platz in eurem Leben zu bekommen. Lotta scheint übrigens der Ansicht zu sein, dass ihr nach wie vor zusammengehört, Scheidung hin oder her.“ Meinen aufkeimenden Protest wischte sie einfach beiseite. „Falk mag ja ähnlich viel Arbeit wie Niveau haben, daran wird auch eine feste Beziehung nichts ändern, aber er ist ein echter Freund. Und was sind schon gelegentliche Seitensprünge mit seinen Akten? Immerhin würden sie dir die Gelegenheit geben, dir mit anderen die Zeit zu vertreiben.“ Ihre Stimme wurde leise und verschwörerisch: „Mit Andrea zum Beispiel. Er hat dir ja bereits ein Angebot gemacht, dem du nicht abgeneigt bist. Was spricht dagegen, dir ein paar schöne Stunden mit ihm zu machen? Leben à la Carte, Yvi, erinnerst du dich? Es muss ja nicht für immer sein.“
In einem Anfall von Panik fegte ich alle drei Gläser hinunter und starrte auf die Pfütze aus Orangensaftresten auf dem Vorleger. „Es ist zum Haare-Ausreißen, Anni! Wenn du in festen Händen bist, hast du dauernd etwas auszusetzen und versuchst, alles zu ändern: den anderen, dich selbst, den Alltag. Oder du sehnst dich zurück nach der Zeit, in der du frei und ohne Verpflichtungen warst. Bist du dann endlich wieder solo, fängt das Ganze von vorne an. Es ist einfach ungerecht!“
„Und wenn du deine Frösche nacheinander probierst und schaust, welcher am besten schmeckt?“
Ich schluckte. „Um mich vom Jugendamt der Promiskuität beschuldigen zu lassen und das Sorgerecht für Svenja und Kim zu verlieren? Nein danke!“
Die gute Anni ließ sich von meinem Ausbruch nicht beirren. Scheinbar unbeteiligt, als verkünde sie die Wetteraussichten für den nächsten Tag, spielte sie mit den Gläsern und stellte eines nach dem anderen wieder auf.
„Was ist so verkehrt an dem Gedanken? Du bist eine alleinstehende, unabhängige Frau und niemandem Rechenschaft schuldig. Andrea ist reif wie eine matschige Orange, Roberts Interesse sowieso nur vorübergehend und die Freundschaft zu Falk hat schon ganz anderes überstanden. Was hindert dich also daran, sie allesamt zu vernaschen?“ Annis Stimme war nur noch ein Flüstern, ihre Lippen berührten beinahe meine Ohren. „Wer sagt denn, dass du das Opfer bei dieser Jagd sein musst? War es nicht Eva, die den Apfel ins Spiel brachte und Adam nach ihrer Pfeife tanzen
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