Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
Vom Netzwerk:
einhundertzwanzig, ein Schälchen Müsli vierhundertfünfzig, eine Gurke zwanzig, ein Big Mac sechshundertfünfzig Kilokalorien– aber hält es einen davon ab, zu viel zu essen? Nein.
    So war es bei mir auch mit den Jungs. » Magst du mich? Was denkst du gerade? Wann sehen wir uns wieder?« Oh, und auch sehr beliebt: » Warum hast du nicht angerufen?«
    Aber, o Wunder– Jonas freute sich. » Klar sehen wir uns wieder!«, sagte er.
    Meine Handynummer hatte ich ihm schon im Ex-Sparr aufgedrängt, den Zettel musste er also irgendwo haben.
    » Ich ruf dich an!«, versprach er. Wir mussten beide lachen.
    » Nein, wirklich!«, beteuerte er und wiederholte: » Ich ruf dich an.« Und mit einem kleinen Kuss auf den Mund verabschiedete er sich.
    Den übrigen Sonntag gammelte ich so rum. Schaute fern, döste, duschte, wusch meine Haare, kurte sie und versuchte nebenbei die Jonas-Geschichte zu analysieren. Passten wir zusammen? Nach dem, was ich wusste, schien das offensichtlich. Aber es nützte nichts: Er war und blieb Skorpion. Und ein Mann noch dazu. Ich würde mich in ihn verlieben, er würde mich nicht haben wollen, und am Ende säße ich wieder alleine da. Wäre zwar nach dem Liebeskummer wieder dünner, aber auch unglücklicher.
    Mona war den ganzen Tag nicht zu erreichen. In regelmäßigen Abständen rief ich sie abwechselnd auf dem Handy und zu Hause an, ohne ihr allerdings eine Nachricht auf der Mailbox zu hinterlassen. Meine kratzige Stimme gehorchte mir kaum noch und war bestimmt alles andere als sexy. Da hätte auch niemand mehr wie sonst weiche Knie bekommen. Außer ich, allerdings von meinem Kater. Irgendwann am frühen Abend, als ich frisch gepflegt und schon im Schlafanzug vor dem Fernseher auf der Couch lag, fiel mir ein, dass ich mich im Ex-Sparr gar nicht von Mona verabschiedet hatte.
    Ich konnte mir vorstellen, dass sie mit Florian oder Daniel nach Hause gegangen war, zumindest war das ja ihre feste Absicht gewesen, so dass sie sicher beschäftigt genug gewesen war, meine Abwesenheit weder zur Kenntnis noch mir übelzunehmen. Überhaupt war sie sehr großzügig, was mein Verhalten betraf. Sie wusste auch, dass ich im Grunde nichts gegen die BWL-Studenten hatte, obwohl ich mich so negativ geäußert hatte. Generell finde ich ja Leute immer erst mal blöd. Sollten sie mir doch erst mal zeigen, warum ich sie dann doch mögen soll. Es sei denn, ich bin gleich auf den ersten Blick total verknallt, dann ist es natürlich was anderes.
    Bei Jonas wusste ich gar nichts mehr. War ich jetzt verliebt? Oder mochte ich ihn nur? Jedenfalls brachte er mich total durcheinander.
    Als ich in den Spiegel sah, wusste ich außerdem, dass er mich mit einem fetten Knutschfleck am Hals markiert hatte. Na super! Der ganze Sender wird sich totlachen.
    Am frühen Abend schrieb ich Mona eine SMS, wo sie denn bloß steckte und dass ich dringend mit ihr sprechen müsse. Zurück kam: Geht nicht, bin bei D. Kuss, Mona.
    Enttäuscht legte ich mein Handy auf den Couchtisch, schob mir eine Tiefkühlpizza Hawaii in den Ofen, kuschelte mich müde und nachdenklich aufs Sofa und sah auf Pro 7 nicht zum ersten Mal Independence Day, ohne wirklich hinzusehen, und schlief noch vor Ende des Films ein.
    Als ich Montag erwachte, war es helllichter Tag. Wieso hatte verdammt noch mal mein Wecker nicht geklingelt? Ich fuhr panisch hoch, sprang von der Couch und wollte zum Telefon greifen, um im Sender Bescheid zu sagen, dass ich schon unterwegs war. Da fiel mir ein, dass ich gar keinen Grund hatte, mich aufzuregen: Im Plan stand heute Spätschicht, das hieß fünfzehn bis dreiundzwanzig Uhr. Mein Herzinfarktrisiko sank wieder gen null, mein Puls verlangsamte sich von einhundertachtzig auf normal, hämmerte aber immer noch in meinen Schläfen. Schwindelig vor Schreck setzte ich mich wieder aufs Sofa, um langsam richtig wach zu werden.
    Dann ging ich in meine kleine Küche, um mir mehrere Kannen Kaffee zu kochen. Sollte ich jemals einen Vertrag als Redakteurin bekommen, müsste darin stehen, dass ich vor zwölf Uhr mittags nicht arbeiten dürfte. Früh aufstehen war, ich betone es noch einmal gerne, nicht so mein Hobby. Laut Dienstplan hatte ich Früh- und Spätschichten im Wechsel in allen Bereichen der Redaktion. Diese Woche war ich wieder als Nachrichtenassistentin eingetragen und belieferte von fünfzehn bis neunzehn Uhr den News-Menschen je nach Lage mehr oder weniger ausgiebig mit geschriebenen Meldungen samt O-Tönen, die ich vorher in Interviews

Weitere Kostenlose Bücher