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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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sofort auf zu lachen, sah mich mit großen Augen an, und ich triumphierte innerlich. Tja, Mädchen, wer zuletzt lacht…
    Jonas besann sich seiner guten Manieren, deutete auf das Mädchen, und sagte: » Das ist Annika, eine Malsaal-Praktikantin.« Dann zeigte er auf mich und meinte zu Annika: » Das ist Sophie.« Wie, das war alles? Keinen Zusatz? Das mussten wir wohl noch mal klären. Ich hatte vielleicht schon ein Anrecht auf: » Das ist Sophie, meine Freundin«! Ganz sicher war ich mir aber nicht.
    Trotzdem nahm ich Jonas’ Hand und drängte mich so geschickt zwischen ihn und die Malsaalgöre, dass sie einen Schritt zur Seite machen musste. Platz da und Finger weg! Das ist meiner.
    » Wollen wir dann mal los?«, fragte ich fröhlich, und er nickte. Zu Annika sagte er zwar » Tschüss«, das konnte ich ihm aber auch erlauben. Diese Runde ging an mich. Ich hoffte nur, dass es nicht noch mehr Annika-Praktikantinnen an diesem Theater gab, oder wenn doch, dass sie Jonas allesamt egal waren.

11

    Nach meiner Liste heute erstelle ich gleich noch einen Plan:
Zehn Minuten Stepper, wenn Maja schläft
Duschen
Ausruhen vom Duschen
Mich mit meiner neuen Identität als Mutter anfreunden
Hebamme anrufen (nur so, um ihr meine Ängste zu erzählen, dann muss ich mir keine Therapeutin suchen)
Davon ausruhen
    Ich beginne mit dem ersten Programmpunkt, dem Stepper. Heidi Klum hat es schließlich auch geschafft, ihre zwanzig Kilo in zwei Monaten wieder runterzukriegen. Allerdings hatte sie dafür einen Personal Trainer, der sie jeden Tag (!) vier Stunden (!) zu diversen Fettab- und Muskelaufbauübungen gezwungen hat. Mir bleiben für meine zwanzig Kilo demnach noch vier Wochen.
    Richtig: nicht vier oder fünf Kilo, sondern zwanzig. Zwan-zig! Und einen Personal Trainer habe ich auch nicht. Dafür einen sehr trägen, faulen, fetten inneren Schweinehund, der müde in der Sonne liegt und höchstens mal ein Augenlid kurz aufzieht, um zu blinzeln. Unvorstellbar, diesen zu besiegen. Er trägt ein rosa Hawaiihemd und eine Sonnenbrille und ist sogar zu faul, mich hämisch anzugrinsen. Ich weiß aber, dass er denkt: » Das schaffst du sowieso nicht…« Wäre er nicht so faul, würde er sich noch mit einer Kralle ausgiebig zwischen den Zähnen pulen.
    Schlimm ist das. Da jammert man dreißig Jahre lang über seine Figur, rennt zum Sport, trägt Größe vierzig und dann das. Jetzt hab ich zwanzig Kilo drauf, und welche Kleidergröße ich trage, weiß ich gar nicht. Vierundvierzig geht jedenfalls nicht zu. An größere Größen traue ich mich nicht ran. Man stelle sich vor, ich müsste eine Hose in achtundvierzig oder sogar noch größer kaufen! Wo käme ich denn da hin? Da lauf ich doch lieber zeit meines Lebens in meinen Schwangerschaftsklamotten rum und erzähle allen, ich wäre schon wieder im siebten Monat.
    Jonas hat mir verboten, mich länger über mein Gewicht und meine Figur zu beklagen, weil es ihn nervt. Er findet mich auch überhaupt nicht zu dick, sondern sehr sexy, jedenfalls behauptet er das. Aber er verhält sich merkwürdigerweise auch so, dass ich ihm das fast abnehmen kann. Will ständig rumkuscheln und starrt meinen Busen an (der wirklich sehr groß geworden ist, muss ich gestehen). Trotzdem habe ich mir noch dreimal » Beklagen« am Tag ausgehandelt. Aufsparen darf ich allerdings nichts davon, sonst verfallen sie.
    Mit diesen Gedanken will ich mich vor dem Stepper drücken. Na los, jetzt mach schon, versuche ich mich zu motivieren und stelle mich vor den Spiegel. Hm. Was ich da sehen muss, motiviert mich tatsächlich.
    Ich seufze tief und stelle den Stepper in Position. Ein letzter Blick in die Wiege versichert mir, dass Maja tief und ruhig schläft, und voraussichtlich in der nächsten halben Stunde keinen lebensbedrohlichen Hunger entwickeln wird. Schade. Also, auf in den Kampf, rauf auf den Stepper. Na, bitte, es geht doch. Zumindest am Anfang. Nach einer Minute achtunddreißig Sekunden kann ich aber schon nicht mehr. Ich keuche und schwitze und habe das Gefühl, meine Beine sind aus Blei. Mein Rücken tut noch mehr weh als sonst. Ich steige kurz ab, um mich zu erholen. Wenigstens die fünf Minuten will ich schaffen, sonst kann ich nie wieder in den Spiegel sehen, aber das wäre ja vielleicht nicht das Schlimmste, denke ich, während ich zur Wasserflasche greife und gierig trinke.
    Ich merke deutlich, dass ich seit über einem halben Jahr nichts mehr gemacht habe, das auch nur entfernt an Sport erinnert. Mir ist

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