Wickelkontakt - Roman
aufgefallen?«
Nee, das war mir wohl entgangen. Aber gut, dass wir drüber gesprochen hatten. Ich dachte darüber nach, was ich als Nächstes sagen sollte und betrachtete ausgiebig den Bürgersteig, während Jonas abwesend mit dem linken Fuß gegen einen Zaun kickte.
Meine Kapuze war schon ziemlich durchnässt, auch Jonas tropfte der Regen aus den nicht mehr ganz so schick gestylten Haaren. Es machte mir aber nichts aus, mit ihm im Regen zu stehen, kalt war mir jedenfalls nicht, wenn er bei mir war.
Jetzt wollte ich alles auf eine Karte setzen. Die Sache musste geklärt werden, sonst würde ich meines Lebens nicht mehr froh. Ich holte tief Luft.
» Und wenn wir es einfach versuchen?«, begann ich mein Abschlussplädoyer. » Also ich weiß, dass ich manchmal unausstehlich und launisch bin, vor allem morgens. Und wenn ich wütend bin, schmeiße ich mit Sachen um mich, und meine schmutzigen Klamotten räume ich auch nicht weg. Es ist mir egal, wenn in der Küche schmutziges Geschirr steht, ich bin nicht besonders ordentlich. Ich sage immer, was ich denke, bin ziemlich egoistisch und manchmal ungerecht anderen gegenüber. Ich bin halt so oft enttäuscht worden, dass ich in Beziehungen eher vorsichtig geworden bin und Probleme hab, jemandem zu vertrauen. Ich bin eigentlich eher schüchtern, auch wenn man davon nicht viel merkt, und mache mir ständig Sorgen über alles… Aber irgendwie stimmt es doch mit uns! Wir können toll reden und toll knutschen, und der Rest wird wohl auch toll sein.« Ich grinste ihn an. » Es wäre doch zu schade, wenn wir das alles jetzt aufgeben würden, bevor es richtig angefangen hat.«
Jonas sah mich nachdenklich an. Irgendwas lag ihm noch auf der Seele… und mir fiel noch ein Nachtrag ein.
» Es tut mir auch wirklich leid, dass ich mich am Anfang nicht gleich auf dich eingelassen habe.« Ich versuchte es ihm zu erklären. » Du bist wie ein Sechser im Lotto für mich, das war mir alles zu viel. Ich hatte Angst, dass ich dadurch meinen Job gefährde, und ich mag meine Arbeit. Meistens zumindest. Also, was ist, sind wir jetzt zusammen?«
So, jetzt war alles raus. Nur das L-Wort hatte ich nicht gesagt, deutlicher musste ich ihm ja jetzt wohl kaum noch sagen, dass ich ihn liebte.
Er sah mich nur an und schien über alles nachzudenken.
Es regnete immer noch. Mein Herz klopfte so laut, dass ich befürchtete, er müsste es eigentlich hören. Mein Mund wurde trocken. Gleich ist es aus, das war’s, aus und vorbei– die Gedanken kamen, ohne dass ich sie haben wollte. Bestimmt wollte er nichts Festes, gleich würde er es sagen…
Was er stattdessen sagte, war: » Au ja.«
Dann küssten wir uns unter der Straßenlaterne, diesmal ganz langsam und zärtlich. In mir flatterten tausend kleine Schmetterlinge, die alle Hurra schrien und wild applaudierten. Als wir kurz eine Knutschpause einlegten, um Luft zu holen, grinste ich ganz benommen, dann lachten wir beide erleichtert.
Meine Aufregung war weg, ich wollte jetzt nur noch nach Hause. Hand in Hand gingen wir durch den Regen zum Auto und sahen uns ab und zu verlegen und verliebt an. Bevor ich einsteigen konnte, drückte er mich gegen den Wagen und küsste mich stürmisch. » Davon will ich noch mehr«, murmelte er und schob seine Hände unter meine Jacke.
Zusammen fuhren wir zu mir, und ich freute mich auf alles, was noch vor uns lag. Mein Herz hämmerte jetzt laut vor Glück und Aufregung, ich hätte die ganze Welt umarmen können, begnügte mich aber mit Jonas, der neben mir im Bett lag, wunderschön war, und dazu sanft, lieb und gleichzeitig stark.
Er wollte sich wirklich voll und ganz auf mich einlassen, mit allen Macken und Schrammen, die ich so hatte, etwas Schöneres hätte es gar nicht für mich geben können. Ich kniff mich öfter mal, um zu merken, ob es wehtat und ich nicht träumte, bis Jonas mich beim Anblick meines schmerzverzerrten Gesichtes erschrocken fragte, ob er mir wehgetan hätte. Natürlich nicht! Er streichelte mich und berührte genau die richtigen Stellen, ich ließ mich fallen und genoss es, von ihm geliebt zu werden. Ich dachte noch, dass es mit uns ganz wunderbar passte, bis ich nichts mehr denken konnte.
Gegen fünf Uhr morgens putzten wir uns in meinem kleinen grünen Badezimmer zusammen die Zähne– er benutzte sogar meine alte Zahnbürste und das war der Moment, in dem ich dachte: » Das muss mein Mann fürs Leben sein, wer würde schon freiwillig meine alte Zahnbürste in seinen Mund stecken?«
Als wir
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