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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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entschuldigte. Ich hatte ja, als ich ihr erzählte, ich hätte eine Profilneurose, wirklich nicht ahnen können, dass ich sie jemals wiedersehen sollte. Sie war herzlicher, als ich auf den ersten Blick vermutet hatte, und erzählte ein bisschen von ihrem Freund, der vor kurzem nach Stuttgart gezogen war und den sie vermisste. Mein Konkurrenz-Sensor, Jonas betreffend, schlug nicht aus, eher freute ich mich, dass er so nette Freunde hatte.
    Im Laufe des Abends quetschten Jonas und ich uns zusammen auf einen plüschigen Sessel, unterhielten uns über die Arbeit, die Wirtschaft in Deutschland, korrupte Politiker, Nachrichten im Allgemeinen und im Radio, über lustige Pannen (die nicht nur mir passierten) und über das Leben an sich. Er erzählte von seiner Band, und dass er sich wünschte, auch mal im Rampenlicht zu stehen. Wir plauderten und lachten, sahen uns gelegentlich tief in die Augen, so dass ich schon dachte JETZT, JETZT, JETZT– aber: Wir küssten uns nicht.
    Gleichzeitig rutschten wir aber immer näher aneinander, aufeinander, ich hing halb auf seinem Schoß, und selbst wenn einer von uns kurz auf die Toilette ging, oder neben uns ein Stuhl frei wurde, klebten wir danach wieder wie Kaugummi aneinander auf dem Sessel. Während ich über eine lustige Geschichte lachte, die er gerade erzählte (von einem Techniker, der sich beim Reparieren des Kopierers mit seinen öligen Fingern aus Versehen ein Hitlerbärtchen zwischen Mund und Nase gemalt hatte), dachte ich über unsere Situation nach.
    Was war bloß mit ihm los, warum wollte er mich eigentlich nicht küssen? Hatte ich mir von Anfang an falsche Hoffnungen gemacht? Vielleicht ging er mit all seinen guten Freundinnen so um? Ein paar von den Mädels auf der Party hatte er jedenfalls mit einer herzlichen Umarmung und Küsschen begrüßt… Vielleicht war es einfach seine Art, jemandem körperlich nah zu sein, ohne irgendwelche Absichten zu hegen? Kein Wunder, dass alle Mädels auf der Party miteinander flüsterten, ihm heiße Blicke zuwarfen und sich anscheinend Hoffnungen machten, die zukünftige Frau Ahorn zu werden, sich aber auch gleichzeitig fragten, wer ich eigentlich war. Ganz sicher war ich jedenfalls nicht die Einzige, deren Hormone Samba tanzten, wenn er ihr in die Augen sah. Statt es ihm nachzumachen und ordentlich zu bechern, blieb ich diesmal brav und nüchtern, nippte an einem Bier, bis es noch nicht mal ganz leer war, und beobachtete ihn im Umgang mit seinen Freunden und, so sehr es mich quälte, seinen Freundinnen.
    Jonas schien davon nichts zu merken. Allerdings auch nicht davon, dass auch noch andere Mädels ein Auge auf ihn geworfen hatten. Und mich böse musterten, weil er den ganzen Abend an meiner Seite verbrachte. Er tat einfach das, was man als ordentlicher Partylöwe tut, trank ein Jever nach dem anderen– nach dem dritten hörte ich auf zu zählen–, stieß mit seinem Geburtstagskumpel außerdem ständig mit Whiskey an und gönnte sich zwischendurch auch noch Tequila, den jemand verteilte. Gut drauf war er jedenfalls, da konnte man ihm keinen Vorwurf machen. Trotzdem fragte ich mich, warum er mich nicht endlich küsste, dafür alle anderen Mädchen, die ihn begrüßten, fast überschwänglich in den Arm nahm? Nach vier Stunden Feierei wurde es mir zu bunt. Gegen zwei Uhr morgens wollte ich nur noch nach Hause und bat ihn, mich zum Auto zu bringen.
    Trotz seines reichlichen Alkoholkonsums ging Jonas völlig gerade, er schwankte kein Stück, schien wohl eine Menge abzukönnen. Es nieselte, als wir in Eimsbüttel aus der Altbauwohnung kamen, und ich setzte meine Kapuze auf. Ein paar verirrte Tulpen und Narzissen blühten in den schmalen Vorgärten der schmuddeligen Altbauten, und ein satter Duft nach Frühling lag in der Luft. Regentropfen glitzerten im Licht der Straßenlaternen.
    Einige von Jonas’ Freunden riefen uns vom Balkon aus allerlei postpubertäre Bemerkungen hinterher, die Jonas grinsend mit einem » Ihr seid ja nur neidisch!« quittierte.
    Als wir um die nächste Ecke bogen und außer Sichtweite waren, fiel er über mich her. Schneller als ich gucken konnte, hielt er mich fest, schubste mich fast in die Hecke und knutschte mich ab. Huijuijui, was war denn jetzt los? Ich knutschte natürlich mit, war aber doch etwas fassungslos, dass er auf einmal so schnell bei der Sache war. Fast musste ich ihn wegstoßen, um überhaupt Luft zu bekommen.
    » Entschuldige«, sagte er, wandte sich tief atmend von mir ab und ballte die

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