Wickelkontakt - Roman
Sophie, komm doch mal da raus, ich muss dir was erzählen!«, drängte er und küsste die Decke da, wo er wohl meinen Kopf vermutete, aber es war meine Schulter.
» Komm, wir duschen jetzt zusammen, dann gehen wir schön essen, und ich erzähl dir was Tolles, okay?« Ach, was war er lieb! Ich jedenfalls war zu schwach, um ihm zu widersprechen. Also tat ich alles, was er verlangte. Seufz. Auf Dauer hatte ich auch gar keine Lust mehr, depressiv zu sein, das war mir viel zu langweilig. Beim Essen konnte ich ihm von meinem Abschiedsbuffet erzählen, und dann war ich mal gespannt, was er noch zu berichten hatte. Und duschen mit ihm, das ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Hehe.
» Was ist denn los?«, löcherte ich Jonas, während wir uns nach dem Duschen anzogen. Er antwortete nicht und grinste nur. Oh, wie ich Geheimnisse hasse!
» Jetzt sag’s doch endlich, ich sterbe sonst!«, drohte ich auf dem Weg nach unten.
Bis zum Italiener, der zum Glück nicht weit weg von meiner Wohnung war, bohrte ich weiter, doch Jonas blieb stur. Das war auch etwas, das ich so an ihm bewunderte, dieser eiserne Willen! Der mir ja völlig fehlte. Aber einer von uns beiden musste den ja haben, sonst hätten wir auch kein gutes Paar abgegeben. Dass wir das aber waren, wusste ich einfach, auch wenn wir erst ein paar Wochen zusammen waren.
Ich musste mir sogar eingestehen, dass er jemand war, den ich vom Fleck weg heiraten würde– o Gott, vielleicht war es DAS? Er wollte mich bestimmt fragen, ob ich ihn heiraten würde! Deshalb die Heimlichtuerei! O nein, das ging mir jetzt aber doch ein bisschen zu schnell. Darüber müsste ich ja erst mal nachdenken! Übers Heiraten hatten wir ja nie gesprochen, nur, dass er sein Leben mit mir teilen möchte, hatte er gesagt, und dass ich seine Liebe, sein Leben, seine Hoffnung und seine Zukunft war.
Wie aufregend, er wollte mich fragen! Auf einmal war ich mir ganz sicher. Wir saßen an einem kleinen Zweierecktisch bei dem schicken Italiener im Eppendorfer Weg, der aus vier verwinkelten Souterrainräumen bestand und über und über mit Bildern von Promis geschmückt war, die dort auch schon mal gegessen hatten. Es war, wie es sich für einen Freitagabend gehörte, ziemlich voll, bis auf den kleinen Tisch bei den Toiletten waren alle Plätze besetzt.
Jonas saß mir gegenüber, zwischen uns stand eine Vase mit einer roten Rose, und er puhlte sich etwas unromantisch zwischen den Zähnen herum, noch immer ohne auf meine Drängeleien einzugehen.
Der Kellner kam und stellte einen Korb mit Weißbrot auf den Tisch. Jonas räusperte sich.
» Wir hätten gerne zwei Gläser Champagner, wir haben nämlich einen Grund zum Feiern!«
Ich konnte nicht sprechen. Himmel, er wollte mich wirklich gleich fragen! Hilfe, ich heirate!, schoss es mir durch den Kopf. Das hieß, ich brauchte ein Kleid, eine Kutsche, und ich musste die Kirche buchen… Natürlich die wunderschöne Hochzeitskirche in Eppendorf von 1751 , und dann könnten wir im Anschluss eine Alsterfahrt machen oder eine Ballonfahrt über Hamburg, oder wir heirateten in einem Zeppelin, auf dem unsere Namen stehen… Mona als Trauzeugin müsste Rosa tragen, nee, nicht unbedingt, aber die Rosendeko auf den Tischen würde ein Traum aus Rosa, und auf der siebenstöckigen Hochzeitstorte prangten rosa Marzipanrosen… In meinen Gedanken sah ich mich als perfekte Braut, mit einer wunderschönen, piekfeinen Hochsteckfrisur, und ich trug natürlich ein traumhaftes Kleid mit einer zehn Meter langen Schleppe, in Größe achtunddreißig… Na ja, gut, sagen wir Größe vierzig, sonst würde es jetzt unrealistisch.
Ich war so sehr mit meinen Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, dass ich meine Umgebung gar nicht mehr richtig wahrnahm. Verträumt schob ich mir ein Stück Weißbrot zwischen die Zähne. Der Kellner stellte zwei Gläser Champagner vor uns ab.
Ich, Sophie Sonnenberg, würde heiraten! Glücklich strahlte ich erst den Kellner, dann Jonas an. Der hob sein Glas, ich meins, und jetzt platzte ich fast vor Aufregung. O bitte frag mich, ja, frag mich jetzt, ich sage auch bestimmt Ja, gab ich Jonas mit meinem schönsten Lächeln telepathisch zu verstehen. Er räusperte sich wieder.
» Ähm, Sophie, mein Herz…«, fing er an. Das war ein toller Anfang für einen Antrag, ich war ja so stolz auf ihn! Gebannt hing ich an seinen Lippen.
» Wir haben uns erst vor ein paar Wochen getroffen, trotzdem habe ich das Gefühl, dich schon ewig zu kennen.«
Er sah mir tief
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