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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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die Notfalltropfen niemals zusammen mit Alkohol ein«, warnte mich die Apothekerin noch. Ich versprach, den Ratschlag zu beherzigen, vergaß ihn jedoch sofort wieder. So ein Quatsch, dachte ich, was sollten die pflanzlichen Tropfen schon für eine Wechselwirkung mit Alkohol haben? Kaum hatte ich die Apotheke verlassen, schüttete ich mir gierig zehn der Tropfen auf die Zunge, und zur Sicherheit gleich noch mal zwanzig. Jetzt wollte ich erst mal nach Hause und überlegen, was nun weiter zu tun wäre.
    Als ich im Spiegel vorhin Frau Meyers Gesicht gesehen hatte, das in den Tönen weiß, blass und leichenblass changierte, während sie die Folien löste, war ich schon äußerst ängstlich– aber als sie auch noch überrascht: » Holla, die Waldfee« sagte, stellte ich mich auf eine Katastrophe ein. Was ich dann allerdings auf meinem Kopf sehen musste, nachdem Frau Meyer die Folienstreifen entfernt und meine Haare zehnmal gewaschen und gekurt hatte, war noch tausendmal, millionenmal grauenhafter. Ein Alptraum!
    Mein Haar bildete eine Art strubbeligen Heiligenschein in einem pipifarbenen Hellgelb rund um meinen Kopf, während mein Gesicht und meine Kopfhaut darunter rot leuchteten.
    Frau Meyer schnippelte noch die abgebrochenen Enden gerade, damit hatte ich wenigstens eine Art Bubikopf, so ab über den Ohren. Eine schicke Hochsteckfrisur zur Hochzeit konnte ich mir jetzt wohl komplett abschminken. Der Schock saß tief, und mein Kopf brannte. Meine zukünftige Exfriseurin rieb die schmerzenden Stellen mit einer Lotion ein und entschuldigte sich auf ihre Art.
    » Ist doch gar nicht so schlimm, jetzt sehen Sie auch gleich viel jünger aus«, meinte sie.
    Ich weiß, das musste sie sagen, aber Geld habe ich ihr dafür nicht gegeben. Und statt den Killer zu engagieren, wollte ich sie lieber bei der Friseurkammer anzeigen. Hoffentlich bekam sie dann ihre Lizenz entzogen. Strafe muss sein.
    Jonas holte uns zwei weitere Flaschen Bier aus dem Kühlschrank. Wir saßen am Küchentisch, und ich schluchzte nicht mehr so laut und nicht mehr so oft. Nur manchmal musste ich noch tief Luft holen und dabei gaaanz laut seufzen.
    Natürlich hatte ich mich gleich heulend auf ihn gestürzt, als er nach Hause kam, wobei ich ignorierte, dass er anfangs erschrocken vor mir zurückwich, und ihm dabei als Andenken an den heutigen Abend viele Mascaraflecken auf seinem T-Shirt hinterlassen. Um mich zu trösten, schlug er vor, auf den Schock erst mal einen zu trinken. Dafür kletterte er sogar auf einen Stuhl und holte seinen teuren Whiskey vom Schrank, der nur für » ganz besondere Anlässe« gedacht war. Und für Schocksituationen wie diese hier. Nach zwei Whiskey und drei Bier kam endlich wieder etwas Ruhe in mein Seelenleben. Ich weiß, Alkohol ist auch keine Lösung, aber manchmal eben doch.
    » Was hältst du denn davon, wenn du morgen zu einem vernünftigen Friseur gehst und das wieder richten lässt?«, fragte Jonas mich.
    Ich knibbelte am Schild von meinem Beck’s Lemon. » Zu wem soll ich denn gehen, der das wieder hinkriegt?«, schnaubte ich, wenig optimistisch. » Am besten, ich besorg mir gleich ’ne Perücke!«
    » Ach was, das wird schon wieder«, erwiderte Jonas gelassen. »So was passiert eben, Süße, das kriegen wir schon wieder hin«, versuchte er, mich aufzumuntern. » Jetzt hast du halt noch die eine Nacht diese… äh… Frisur«, er deutete auf das unmögliche gelbe Gestrüpp auf meinem Kopf, » und morgen lässt du das wieder reparieren.« Dann zog er mich von meinem Stuhl hoch, gab mir einen Kuss und nahm mich in den Arm.
    » Hat doch auch was!«, meinte er grinsend und wuschelte mir durch die viel zu kurzen, viel zu gelben Haare. Ich legte meine Arme um seinen Hals, sah ihn an und versuchte zu lächeln. Um ein Jota fühlte ich mich schon besser. Natürlich sah ich aus wie ein gelber Mopp, aber ich hatte den liebsten Freund der Welt, der bald mein Mann sein würde.
    » Ich glaub, ich liebe dich ein bisschen«, sagte ich und küsste ihn. » Oder ein bisschen mehr?«
    Noch ein Kuss, und als er sagte: » Ich würde dich auch mit diesen Haaren heiraten«, küsste ich ihn noch mal. Vom ganzen Alkohol, den Notfalltropfen und der Aufregung war mir ganz schwummerig. Aber jetzt würde alles gut werden.
    Bei Uwe Wulz, einem Starfriseur in Hamburg, oder nein, Entschuldigung, eher einem » Hair Stylist and Make-up Artist formally known as Friseur«, ließ ich mir am nächsten Tag meinen Unglücksfall auf dem Kopf wieder herrichten, so

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