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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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nicht, warum. Dann dämmert es mir: Was ist das für ein Partyleben, wenn mein Schatz nicht an meiner Seite hopst und tanzt? Wie kann ich froh und glücklich sein, wenn ich nicht mal weiß, ob Maja ruhig schläft? Ich fühle die Zeit meines nahen Abschieds gekommen. So suche ich Tina und Mona und drücke beiden Mädels einen Kuss auf die Wange.
    » Ich bin alt, ich will nach Hause. Seid mir nicht böse.« Die beiden bekommen nicht mehr viel mit, nicken mir aber zu, und Mona drückt mich noch an sich.
    » Du biss ein ganss grosser Sssatz«, lallt sie mir zu.
    » Ich weiß, meine Süße.«
    » Ich rufe diss öfter wieder an, verssssbrochen.«
    Wir werden sehen, Mona. » Also bis bald, ihr Lieben«, sage ich, winke auch Wolkan und Peter noch einmal zu und gehe zurück zum Taxistand. Ich hab es eilig.
    Als ich nach Hause in unsere kleine Wohnung komme und sehe, dass Jonas mit Maja im Arm in unserem Bett schläft, fühlt sich auf einmal alles so richtig an. Einfach alles.

40

    Als ich zu Jonas ins Auto steige, ist er am Telefonieren. Sonst hätte ich ihm natürlich gleich meinen Kalender vor die Nase gehalten! Ob er das allerdings verstanden hätte, ist die andere Frage. Während er mit Ole telefonisch den weiteren Verlauf der Hochzeit besprach und ihn per Handy durch den Elbtunnel Richtung Harburg lotste, machte ich mir wie geplant im Auto noch ein paar Notizen für meine Reportage. Gleichzeitig versuchte ich meinen Magen und meine wirbelnden Gedanken unter Kontrolle zu kriegen. Mein Herz klopfte wie verrückt. Ich bin schwanger!, jubelte ich innerlich. Und dachte gleichzeitig: Scheiße, ich bin schwanger!
    Jonas quatschte und plapperte und lachte, ich hätte ihm fast das Handy aus der Hand gerissen, es aus dem Fenster geworfen und dann geschrien, dass wir ein Kind bekommen, aber das war wohl auch nicht die feine Art. Allerdings war es ja von ihm auch nicht gerade nett, seine frisch angetraute Ehefrau am Tag der Hochzeit einfach so neben sich sitzen zu lassen. Aha, so ist das also, wenn man verheiratet ist, es fängt schon an, grummelte ich vor mich hin. Als Jonas endlich aufhörte zu telefonieren, waren wir auch schon fast da, und mein Ehemann erzählte nun heiter, wie er sich gleich vor der Kamera präsentieren würde. Kein guter Zeitpunkt, um die Bombe platzen zu lassen. Zumal er sich jetzt an seine Rolle als Fernseh-Vorzeigebräutigam gewöhnt zu haben und sogar Gefallen daran zu finden schien.
    Gerade als Jonas vor der Kirche den Motor abstellte, fiel ihm offenbar ein, dass ich ja auch noch da war.
    » Ach, sag mal, Süße, wie geht’s dir eigentlich? Musstest du noch mal spucken?«
    » Ja, danke der Nachfrage«, giftete ich ihn an. Klar war mir noch schlecht! » Es gibt da nämlich noch etwas, das wir besprechen sollten!«
    » O nein, Sophie, was ist denn jetzt noch? Hast du noch so eine tolle Hochzeitsüberraschung für mich?«
    » Hm, kann man so sagen…« Ich schaute auf meine Füße in den roten Flipflops, und mir stiegen wieder die Tränen in die Augen. Das war mir einfach alles etwas viel heute.
    » Schatz, wir… das heißt ich…«, konnte ich gerade stottern, bevor meine Tür von außen geöffnet und ich unsanft aus dem Auto gezogen wurde. Ralf verkabelte mich, schob mich wortlos in Richtung Kirche, wartete ungeduldig, bis auch Jonas bereit war, und filmte unseren Einzug als Brautpaar zum Hochzeitsmarsch von Mendelssohn-Bartholdy. Ich flüsterte Jonas zu: » Wir reden später!«, und schon folgte der zweite Teil der Traumhochzeit.
    Die historische Kirche war wunderschön mit weißen Rosen geschmückt, ich konzentrierte mich nun ganz auf unser Jawort vor Gott und der Welt (zumindest vor den Gästen und allen Fernsehzuschauern) und schwor Jonas, so wie er mir, in meinen Gummilatschen ewige Liebe und Treue. Hamburg Aktuell filmte fleißig.
    Bis auf Kleinigkeiten– unsere Sängerin hatte ihren Text von » Ain’t no mountain high enough« vergessen, und wir bekamen deshalb nur den Instrumentalteil auf der Orgel zu hören, und der Pastor schlief fast beim Reden ein, weil er sein Vatertagsbier schon vormittags genossen hatte– verlief die Trauung ohne Zwischenfälle. Wir zogen hinaus, wurden wieder mit Reis und Rosenblättern beworfen, und endlich hatten wir alles hinter uns. Dachte ich zumindest.
    Mein Chef Marciewski kam ebenfalls auf mich zu, um mir zu gratulieren. Ich wollte ihn gerade liebevoll in den Arm nehmen und mich für seine guten Wünsche für eine lange Ehe bedanken, da bemerkte ich seinen

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