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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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Wankens und Schwankens vorbei sind, andererseits freue ich mich, dass ich nun dafür ja auch gar keinen Grund mehr habe.
    Draußen müssen wir ewig auf ein Taxi warten. Es ist schweinekalt, ein ordentlicher Wind wirbelt ein paar verirrte Schneeflocken um uns herum, ich habe meine Mütze tief ins Gesicht gezogen und bibbere trotz dicker Jacke und hoher Stiefel. Tina und Mona kreischen inzwischen vor Lachen über irgendeinen blöden Witz und klammern sich mit roten, erhitzten Gesichtern aneinander. Ihre Langweiler stehen ganz in ihrer Nähe, haben es aber nicht eilig, sie zu wärmen oder zu stützen. Stattdessen nähern sich Wolkan und der kleine Mann.
    » Na, ist dir kalt?«, sagt Wolli zu mir.
    » Du siehst total süß aus mit deiner Mütze!«, quasselt Peter von unten dazwischen.
    » Jaaa«, schlottere ich und meine, dass mir kalt ist. » Mensch, so ’ne schöne Frau wie du, du hast bestimmt ’ne hübsche Tochter«, plappert Peter weiter. Wieso weiß der denn…? Und was geht das den überhaupt an?
    Wolkan sieht mich an. » Darf ich dich in den Arm nehmen, damit dir nicht mehr so kalt ist?« Sein Atem bildet warme Wölkchen vor seinem Mund. » Natürlich nicht!«, zische ich ihn an. Nur weil man mal nett und ehrlich zu einem ist, heißt das ja noch nicht, dass man unbedingt auf Körperkontakt aus ist. Männer! Aber kalt ist mir wirklich. Außerdem bin ich müde. Jonas ist so weit weg. Und ich war so lange nicht aus.
    Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, kommt zum Glück das Taxi, das auf unseren Namen bestellt ist, und Mona, Tina, ich sowie Wolkan und Peter stürzen hinein. Ich sitze hinten eingequetscht zwischen den Typen, neben Peter quetscht sich noch Tina, und Mona sitzt bequem vorne. Dem Taxifahrer ist das egal, dass wir zu fünft, mit ihm zu sechst sind. Er sieht indisch aus, ich nehme an, in seiner Heimat ist das normal.
    Mona dreht sofort das Radio lauter, so dass wir uns alle über die Musik hinweg nur noch schreiend verständigen können. Tina findet, dass nun ein guter Zeitpunkt sei, sich mit ihrem neuen Deospray einzudieseln. Wolkan, Peter und der Taxifahrer schreien: » Nein, bitte hör auf damit!«, aber schon stinkt das ganze Auto nach einem Vanille-Raumspray, wobei Tina schwört, dass es sich um ein ganz natürlichen Duftzerstäuber aus dem Bodyshop handelt.
    » Ich muss gleich kotzen«, schreit Peter und macht Würgegeräusche. Weil Tina nicht mehr gut zielen kann, hat sie hauptsächlich das Gesicht des kleinen Mannes angesprüht, der sich nun lautstark beschwert: » Ich stinke wie ein Klostein, igitt! Lasst mich raus!«
    Wir müssen alle furchtbar lachen, und ich finde auf einmal alles wahnsinnig schön. Wann bin ich denn das letzte Mal mit zwei Freundinnen und zwei fremden Jungs zusammengequetscht in einem Taxi zum Kiez gefahren? Ist schon lange her. Am Hans-Albers-Platz steigen wir aus, Tina und Mona übergeben sich synchron über die Absperrung am Taxistand, Wolkan legt den Arm um mich, was ich ihm großzügig gestatte, Peter reicht Tina ein Kaugummi, und ich helfe Mona, sich den Mund abzuwischen. Wir torkeln alle fünf eng umarmt in die nächste Eckkneipe, geben also das völlig übliche Bild auf der Reeperbahn nachts um fast eins ab, und lassen uns auf eine Eckbank fallen.
    » Wo sind denn eigentlich eure Langweiler?«, frage ich Mona.
    Sie winkt schwach ab. » Ach nee, lass mal. Ich steh nicht auf Schnauzer. Aber Blondi war ganz scharf auf Tina. Ich frage mich, wieso sie den denn nicht mitgenommen hat?«
    Tina weiß es selber nicht. Vielmehr bekommt sie einen Gesichtsausdruck, der aussagt: » O, ach, das war es, was ich vergessen habe!«
    Wolkan stellt sich und Peter, der eigentlich Alexander heißt, noch artig vor und bestellt eine Runde Kurze. Mein Motto an diesem Abend– » Na, wenn ich schon mal hier bin«– soll mir nicht weiter so gut bekommen. Nach zwei Kurzen und einem Bier taue ich nämlich auch so langsam auf. Bis zum Wanken und Schwanken ist es jetzt kein weiter Weg mehr, nur noch ungefähr so weit wie von der lausigen Pizzeria, in der wir sitzen, bis zur nächsten Tanzbar, in die wir uns begeben. Dort werfe ich meine Jacke in die Ecke und die Hände zum Himmel und tanze zu jedem Mist, der gerade läuft, rempele alles an, was die Frechheit besitzt, sich mir in den Weg zu stellen, grinse, lache, trinke noch ein Bier und spüre endlich wieder das Leben durch meine Adern fließen. Oder eher den Alkohol.
    Und nach gar nicht allzu langer Zeit fühle ich mich traurig und weiß

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