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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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» Alles Gute, Sophie, und herzlichen Glückwunsch! Aber das mit dem On-air -Auftritt müssen wir noch mal üben!« Dann lachte er, umarmte mich und schwenkte mich sogar ein bisschen herum. Seine Frau stand im Hintergrund, sie lächelte auch.
    Als ich mit Jonas in den Saal trat, standen alle auf und applaudierten uns. Dann fing jemand an zu singen und schließlich sangen alle: » Hoch sollen sie leben, hoch sollen sie leben, dreimal hoch!« Ich war vollkommen überwältigt. Jonas drückte meine Hand, und wir gingen zu unserem Platz, der sich in der Mitte einer langen in Weiß und Gold gedeckten Tafel befand, und mit einem pompösen Rosengesteck dekoriert war, das wir erst mal zur Seite stellen mussten, damit man uns überhaupt sehen konnte. Als der DJ Jonas ein Mikro reichte, schwor ich mir, heute bestimmt nicht mehr vor Publikum aufzutreten. Die Rede konnte mein Mann jetzt mal schön alleine halten.
    » Also, hallo, ihr Lieben«, fing Jonas an. Es gab keine Rückkopplung, alles funktionierte einwandfrei. » Schön, dass ihr alle da seid, jedenfalls fast die Hälfte unserer Gäste…« Hier ließ ich meinen Blick schweifen– es stimmte, der Saal war erstaunlich leer. » Was ihr nicht wisst: Die Wegbeschreibung haben wir absichtlich gefälscht, damit wir nicht so viele Essen bezahlen müssen!« Na ja, mäßiger Witz, aber was wollte man erwarten, er war ja schließlich auch gestresst. Nun schien Jonas nicht weiterzuwissen, denn er sah mich hilfesuchend an. Hatte er sich denn nicht vorbereitet? Es schien so, denn die Kunstpause wurde zu einer sehr langen Pause, in der einige um uns herum schon langsam anfingen zu tuscheln und Stühle zu rücken.
    Ich flüsterte ihm also sehr leise zu: » Ich danke euch allen für diesen schönen Tag«, er wiederholte es brav, » der auch mit all seinen Pleiten und Pannen… zum schönsten meines Lebens geworden ist… Denn all das Äußerliche tritt in den Hintergrund, wenn man die wahre Liebe findet… Die eine Person, die zu einem gehört.« Ich soufflierte weiter, den Blick auf den Tisch gerichtet, und er sprach mir nach. » Und du, Sophie Ahorn, bist diese eine Person! Ich liebe dich!« Hier sah ich nach oben, in seine Augen, und wir grinsten uns an.
    Jetzt schien ihm noch etwas einzufallen. Oh, mein kreativer Liebling, ich wusste, dass du noch etwas Romantisches hinzufügen würdest! Er hob das Mikro wieder an seine Lippen, sah mich kurz an und rief dann in die Menge: » Das Buffet ist eröffnet!« So viel zum romantischen, kreativen Liebling…
    Diejenigen der Gäste, die noch gerade stehen und laufen konnten, nahmen artig ihre Teller und machten sich am Vorspeisenbuffet zu schaffen. Endlich konnte ich mich etwas entspannen und mit einigen Gästen plaudern. Mein TV-Beitrag war inzwischen geschnitten und gesendet worden, und zwar, wie ich erfahren hatte, mitsamt den unschönen Würgeszenen. Aber dafür machte ich jetzt meinen Chef verantwortlich, schließlich war es sein Laden, und er hatte das zu entscheiden, was an die Sender überspielt wurde. Und wieder beruhigte ich mich damit, dass es Schlimmeres auf der Welt gab als kleine Fernsehpannen.
    Später am Abend, als nach dem Essen getanzt und– zumindest bei den ganzen Radio-, TV-und Theater-Singles– heftig geflirtet wurde, kam meine Übelkeit wieder. Und endlich auch der Moment, in dem Jonas und ich nicht mehr als ständig präsentes Brautpaar anwesend sein mussten, sondern ich ihn unauffällig mit nach draußen nehmen konnte. Wir hatten nach dem Mahl alle Gäste einmal vorgestellt, mit unserem Hochzeitswalzer die Tanzfläche eröffnet und die ersten zwei Spiele über uns ergehen lassen. Jetzt tobte die Party von alleine, und ich wollte unbedingt meinen Mann unter vier Augen sprechen. Aber ich fand ihn nirgends. Ich suchte ihn am Bootssteg, im Park, im Saal, im Clubraum und auf der Terrasse, fragte überall herum, ob ihn jemand gesehen hätte. Schließlich trat ich auch noch auf den DJ zu, der seine blond gelockte und offenbar ziemlich angesäuselte Freundin an der Seite hatte, und erkundigte mich bei ihm nach dem Verbleib von Jonas.
    Die Blonde kannte ich nicht, aber es fiel mir auf, dass sie schier am DJ zu kleben schien. Sie räkelte sich dermaßen um ihn herum, dass sie als Schlangenfrau im Zirkus hätte auftreten können. Amüsiert sah ich, wie ihr T-Shirt den Bauchnabel freilegte, während sie selber gerade Richtung Boden rutschte. Na, die hatte ja schon ordentlich einen im Tee, dachte ich nur. Aber meinetwegen, es

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