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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Junge brach jeden Morgen direkt nach dem Frühstück auf und schulterte den einläufigen Laser, den sein Vater ihm gegeben hatte. Ihn würde er sein ganzes Leben besitzen und beinahe jedes Jahr abfeuern (mit nur einer längeren, sechsjährigen Unterbrechung), weil die Biosphäre immer Ausmerzjagden erforderlich machte; den Schaft würde er zweimal auswechseln (einmal, weil er ihn fallen ließ, um sich am Rand einer Gletscherspalte zu retten) und den Laserlauf fünfmal, und jedesmal ersetzte er ihn durch einen Mechanismus, der mit höherer Energie feuerte. Im Moment fühlte sich das Gewehr in seinen Händen schwer und plump an, aber er wußte, er würde es meistern müssen, um überhaupt nennenswerte Feuerkraft zu haben, obschon er in Wahrheit nicht erwartete, daß für seine Ziele reine Kraft etwas ausmachen würde. Was er brauchte, war Wissen. Am ersten Tag nahm er ein Dreirad und fuhr in die Halberstams. Er hatte nicht gesagt, daß er so weit wollte, denn er wußte, sein Vater hätte es nicht zugelassen, nicht ohne daß er mehr Erfahrung hatte. An jenem Morgen schoß er nur zwei häßliche, mutierte Roller. Die langsam steigenden Temperaturen hatten die Hügel ihrer Schneekappe beraubt, so daß jetzt eisengraue Massive zur Jupitersichel hochragten. Er ging zu Fuß in die Hügel, sprang in langen, leichtfüßigen Bögen und navigierte mit Hilfe des satellitengelenkten Programms, das er für seinen Anzug gekauft hatte. Es kostete ihn drei Stunden, die enge Schlucht zu finden, wo er und Old Matt auf die Schneeverwerfungen gestoßen waren. Die Schlucht war jetzt schwierig zu identifizieren, weil fast der ganze Schnee und sogar ein Teil des Eises von einem Bach fortgeschwemmt waren, der auch ohne Steine klapperte und bereits eine tiefe Klamm eingeschnitten hatte. Der Fels hier bestand überwiegend aus Nickeleisen aus einem alten Meteoriten und färbte den Bach rostrot. Eisrutsche blockierten die Schlucht teilweise. Dreimal ging er hindurch, bis er eine Felsspalte fand, die irgendwie vertraut war. Nahe ihres Sockels sah er den tief eingedrückten Delta-Abdruck, stumm und eindringlich, ein Zeugnis für das, was in den Bewegungen des Aleph nur ein vergänglicher Augenblick war, aber hier, in festen Fels geprägt, noch Kunde geben würde, wenn er längst Asche wäre.
    Am zweiten Tag durchstreifte er die Gegend südlich der Hügel, inmitten der Stromebenen aus purpur-orangefarbenem Eis. Er lernte das Land kennen, ohne genau zu wissen wie, indem er einfach in es eintauchte und das Gefühl der weiten Ebenen aufnahm, des hügeligen, wasserzernarbten Geländes, der zerklüfteten Schluchten und Höhlen und Cañons, in denen Schnee- und Eisschmelze Felsmassen verschoben und zersplittert hatten. In einer Vertiefung, in der die dünnen Winde sich ohne Unterlaß drehten, fand er dünne Skulpturen aus blauschwarzem Eis, höher als ein Mann, windgeformt, spindeldürr, im bleichen Sonnenlicht glitzernd.
    Er kam spät zurück an diesem Tag. Sein Vater musterte ihn, als er müde und durchfroren aus der Schleuse hereinstampfte und das Eis von seinen Stiefeln trat. Die Isolierung des Schuppens war dürftig, das Temperaturgefälle hoch; aufgerichtet, konnte man sich den Schweiß von der Stirn wischen, während die Füße gleichzeitig taub wurden. Colonel López holte seinem Sohn einen Teller breiigen Truthahnstews mit Stücken von gebackenem Mais darin. Manuel machte sich über den ersten Teller her, ohne viel zu reden. Er aß mit der Intensität, die junge Menschen zeigen, wenn der Körper seine Bedürfnisse durchsetzt. Er leerte den Teller, stapfte in die dampfende Küche und kam mit einer zweiten Portion zurück. Jetzt aß er langsamer, niedergekauert und den Kopf über den Tisch gebeugt. Als er die ersten Mundvoll gekaut hatte, sagte der Colonel sanft: »Wenn du nach ihm suchst, solltest du einiges an Ausrüstungsstücken haben.«
    Manuels Kopf fuhr hoch. »Woher …«
    »Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber ich war auch einmal ein Junge.«
    »Nun ja … was meinst du damit?«
    »Das Ding steckt voller Metall. Die Forschungsberichte von vor dreißig, vierzig Jahren besagen, daß es höchstwahrscheinlich Eisen und Kupfer ist, jedenfalls ferromagnetisch.«
    »Sieht aus wie Stein.«
    »Manchmal, si. Manchmal nicht.« Die Brauen des Colonel hoben sich, als er ins Leere starrte und sich an etwas zu erinnern schien. »Egal. Jedes große Stück Eisen, das sich bewegt, kann von einer Antenne aufgespürt werden. Schnelle Fourier’sche

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