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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Elemente im Magnetfeld.«
    Manuel nickte. Er wußte, »Fourier« bedeutete eine Art Frequenzanalyse. Man konnte empfangen, wenn das Aleph sich bewegte. »Hat man es auf diese Weise schon einmal verfolgt?«
    »Sicher. Aber nie viel daraus gelernt. Karten aus zwanzig Jahren habe ich mir angeschaut. Große dreidimensionale, einige noch aus der Zeit bevor die Kämme und Berge durch die Schmelze freigelegt wurden. Darauf …«
    »Wirklich? So alt?«
    »Sicher. Vor zweihundert Jahren war Ganymed glatt. Wir haben geschmolzen und gegraben, Land gewonnen. Die Wissenschaftler haben viel Mühe darauf verschwendet, zu erkunden, wohin das Aleph ging – die haben sich vorgestellt, es hätte irgendwo ein Versteck, im Kern von Ganymed oder so.«
    »Wozu?«
    »Um sich zu reparieren. Auszuruhen, vielleicht. Jede …«
    »Ha! Qué gente estúpida! Es braucht doch nicht …«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du deinen Vater nicht unterbrechen würdest«, sagte der Colonel präzise. Jedes Wort hatte sein eigenes Gewicht. Er verstummte, und zwischen den beiden blitzte eine Herausforderung auf, eine Andeutung der Spannung, die sich mit dem Fortschreiten der Jahre in ihren Gesprächen ausweiten sollte, deren Vorhandensein jedoch keiner von beiden eingestehen wollte. Der Junge verzog den Mund und blickte weg.
    »Um fortzufahren: Ich habe ihre Karten studiert. Das Aleph geht überall hin, verharrt selten. Die Bahnkurve, sie füllt das Mondvolumen wie Spaghetti in einer Schüssel. Überall, hoch zur Mondrunde, hinab zum Kern, manchmal schwimmend, manchmal laufend. Ohne jeden Sinn.«
    Manuels Gesicht verhärtete sich. »Keine Hilfe, das zu wissen.«
    »Mir geht es um die Methode, nicht um die Resultate. Sie folgten seinen Bewegungen mittels Satellitentriangulation, spürten die Wellen der Magnetfelder auf, wenn es vorüberzog.«
    »Das weiß ich doch nicht, wenn ich versuche, es aufzuspüren.«
    »Nein, aber ich möchte, daß du weißt, wenn es in der Nähe ist.«
    »Wie?« Manuel kaute wieder an seinem Stew, nachdenklicher als vorher.
    »Nimm einige Schleifenantennen mit!«
    »Die wiegen viel?«
    »Fünf Kilo, vielleicht.«
    »Wie erkennt eine Antenne den Unterschied zwischen mir, wenn ich gehe, und irgend etwas anderem?«
    Sein Vater nickte in widerwilligem Respekt vor dem technischen Verständnis des Jungen. »Du mußt ganz ruhig stehen und die Instrumente ablesen. Schick sie zum Satelliten hoch, dort werden sie verarbeitet.«
    »Hmhm.« Er holte sich noch etwas Kaffee. Als er zurückkam, hatte sein Vater einen Schrank aus dem Geräteraum geleert und legte gerade einige Gewehrantennen auf einem Eßtisch aus.
    »Die hattest du schon.«
    »Por Cierto. Aus Sidon mitgebracht.«
    »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
    »Manchmal.«
    »Verdammt, nichts kann ich tun, ohne …«
    »Mein Sohn, du hast in den letzten Monaten von kaum etwas anderem geredet. Ich möchte nicht, daß du glaubst, du müßtest dich davonschleichen, um es zu tun. Und deine Mutter ist sehr besorgt.« Behutsam klopfte er Manuel auf die Schulter, löste mit dieser Geste die Spannung zwischen ihnen und erinnerte beide an die noch gar nicht so lange zurückliegende Zeit, als sie auf dem Wohnzimmertisch miteinander gerangelt hatten und körperlicher Kontakt zwischen ihnen noch nicht die jetzige Schärfe an sich hatte. Er lächelte, sein üppigschwarzer Schnurrbart fing das Licht ein. »Jeder Junge weiß, daß er unsterblich ist, aber seine Eltern sind da nicht so sicher.«
    Manuel nickte. Seine Verärgerung schwand. Aufmerksam hörte er der Beschreibung der Funktionsweise der Richtungsantennen zu, prägte sich ein, wie man den Wechselstromwiderstand anpaßte, wenn man sie aus der warmen Unterkunft in die Kälte der Ebenen hinaustrug, wie die Induktionsspulen am Körper festfrieren konnten, wenn man sie eine Zeitlang auf der Schattenseite hielt. Petrowitsch steuerte einige Hinweise bei, und ein paar andere Männer spielten versonnen mit den Antennen, als erinnerten sie sich an etwas, das sie vor langer Zeit empfunden und getan hatten, und dann legten sie sie wieder hin und kehrten zurück zu ihren Kartenspielen, ihren Diskussionen oder schlicht zu ihren kehlekratzenden Alkoholrationen rund um den Heizer, dessen blau-weiße Heizfäden wie der Mittelpunkt eines Sterns glühten.
     
    Am nächsten Tag ging er mit der Apparatur hinaus, und am Tag darauf wieder. Er zog nach Süden, wo er eine Herde mutierte Kraucher überraschte und die meisten erwischte, bevor sie sich zerstreuen

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